Gemeinsame Presseerklärung des Polizeipräsidiums Unterfranken und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg vom 27.6.2014: Empfindlicher Schlag gegen organisierten Versicherungsbetrug

– Über hundert Unfälle fingiert – 18 Objekte durchsucht – 13 Festnahmen

ASCHAFFENBURG. Nach monatelangen Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Aschaffenburg in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg einen empfindlichen Schlag gegen offenbar gut organisierte Versicherungsbetrüger gelandet. Dabei geht es in erster Linie um über hundert manipulierte bzw. provozierte Verkehrsunfälle sowie vorgetäuschte Kasko-Schadensfälle. Dabei entstand für die Versicherungswirtschaft ein Schaden von mehreren 100.000 Euro. Am Donnerstag war ein Großaufgebot der Polizei am bayerischen Untermain und in Frankfurt am Main unterwegs, um 18 Objekte zu durchsuchen. Dabei haben die Fahnder umfangreiches Beweismaterial und auch sieben Autos sichergestellt. 13 Personen wurden vorläufig festgenommen. Gegen zwei von ihnen bestanden bereits Haftbefehle. Zwei weitere Beschuldigte sitzen bereits wegen eines versuchten Tötungsdelikts seit April 2014 in Untersuchungshaft. Die übrigen kamen wieder auf freien Fuß. Ein Tatverdächtiger ist noch auf der Flucht. Insgesamt laufen Ermittlungen gegen 30 Beschuldigte.

Die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte eine anonyme Mitteilung, die bei der Kriminalpolizei Aschaffenburg im Herbst des vergangenen Jahres eingegangen war. Darin gab es Hinweise auf eine ganze Reihe von Straftaten. Der Hauptvorwurf bestand darin, dass seit Jahren Verkehrsunfälle manipuliert und provoziert worden sein sollen. In der Folge begannen dann sehr aufwändige, gemeinsame Ermittlungen der Kriminalpolizei Aschaffenburg und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg. Nach und nach bestätigten sich die in dem Schreiben geäußerten Verdachtsmomente. Der Sachbearbeiter der Kriminalpolizei stieß bei seinen Recherchen auf eine offenbar gut organisierte, bandenmäßige Struktur, bei der eine Vielzahl an Männern und auch Frauen an umfangreichen Betrugsfällen um manipulierte und provozierte Verkehrsunfälle beteiligt war. Es stellte sich heraus, dass viele der fälligen Reparaturen in einer Kfz-Werkstatt abgewickelt wurden, deren Inhaber nach bisherigen Erkenntnissen ebenfalls dem Kreis der Tatverdächtigen zuzurechnen ist.

In dem laufenden Verfahren geht es um 125 Verdachtsfälle, bei denen seit 2008 über die Versicherungen ein Schaden von mehreren 100.000 Euro abgerechnet wurde. Teilweise wurden den Versicherungen gefälschte Gutachten vorgelegt. Die fingierten Unfälle ereigneten sich zumeist im Großraum Aschaffenburg und im angrenzenden hessischen Bereich. Bei vielen dieser fingierten Unfälle stammten beide Unfallbeteiligte aus dem Kreis der jetzt beschuldigten Personen. In anderen Fällen waren auch völlig ahnungslose Verkehrsteilnehmer die Leidtragenden. In einem Fall saß in einem Fahrzeug auch eine schwangere Frau, die vorsorglich zwei Tage im Krankenhaus behandelt wurde. Ein weiterer Unfallbeteiligter war wegen eines Schocks einen Tag in der Klinik.

Nachdem sich die Verdachtsmomente konkretisiert hatten, wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg Durchsuchungsbeschlüsse für insgesamt 18 Objekte am bayerischen Untermain und in einem Fall für eine Wohnung in Frankfurt am Main erlassen. Um diese Durchsuchungen durchzuführen, war am Donnerstagmorgen ein Großaufgebot der Kriminalpolizei Aschaffenburg unterwegs, das dabei von zahlreichen Beamten sämtlicher Polizeidienststellen des Bayerischen Untermains sowie der Bereitschaftspolizei und der hessischen Polizei unterstützt wurde. Der Sachbearbeiter der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg stand den Einsatzkräften als ständiger Ansprechpartner leitend zur Verfügung.

An den 18 Objekten stellten die Polizisten bei den Durchsuchungen zahlreiche Beweismittel sichergestellt, die jetzt alle noch ausgewertet werden müssen. Auch sieben Autos beschlagnahmten die Fahnder. Bei diesen Fahrzeugen, die zumeist dem Premiumbereich zuzuordnen sind, besteht der Verdacht, dass sie mehrfach an fingierten Verkehrsunfällen beteiligt waren. Hier müssen jetzt noch entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden.

Zehn Männer und drei Frauen im Alter von 23 – 59 Jahren wurden festgenommen und mussten die Beamten zur Dienststelle begleiten. Gegen zwei Beschuldigte im Alter von 28 und 35 Jahren aus Aschaffenburg war bereits im Vorfeld Haftbefehl ergangen. Sie sitzen nach einer Vorführung beim Ermittlungsrichter, wo die gegen sie erlassenen Haftbefehle eröffnet wurden, inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt. Die übrigen Festgenommenen kamen nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß. Ein Mann, gegen den ebenfalls schon ein Haftbefehl besteht, ist noch auf der Flucht.

Zwei weitere Beschuldigte sitzen schon seit dem 21.04.2014 in Untersuchungshaft. Die 23 und 59 Jahre alten Männer aus Aschaffenburg stehen in dringendem Verdacht, am Ostersonntag einen türkischen Landsmann auf offener Straße durch Messerstiche schwer verletzt zu haben. (s. dazu Pressemeldungen des Polizeipräsidiums Unterfranken vom 21.04.2014)

Bei den bislang durchgeführten Ermittlungen, die u.a. wegen bandenmäßigen Betrugs laufen, geht es mittlerweile um 125 Verdachtsfälle, wobei nicht auszuschließen ist, dass sich diese Zahl noch erhöht. In dem Verfahren sind noch sehr umfangreiche weitere Ermittlungen erforderlich.

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meine-news.de Redaktion aus Miltenberg

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