Trotz angespannter Finanzlage hat Stadtprozelten viele Projekte umgesetzt

Barbara Birkholz (links) erklärte der Landratsamtsdelegation, wie die Familie ihren Bauernhof im Hofthiergarten bewirtschaftet.
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Was eine kleine Stadt trotz angespannter Finanzlage, aber dank einer engagierten Bürgermeisterin, einer effektiven Verwaltung, einem aktiven Stadtrat und viel bürgerschaftlichem Engagement erreichen kann, hat Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 15.5.2019 bei der Stadtbesichtigung in Stadtprozelten erfahren.

Beim Rundgang wurde der Landrat, der von den Juristen Oliver Feil, Matthias Krah und Stefan Pache sowie Kreisbaumeister Andreas Wosnik begleitet wurde, mit vielen Themen bekannt gemacht. Viele der Vorhaben kannte der Landrat zwar schon aus Akten und Gesprächen im Landratsamt, dennoch hält Scherf die Gemeindebesuche nach wie vor für wichtig. „Vor Ort sehen Dinge ganz anders aus, wenn man sie durch die Perspektive derjenigen sieht, die vor Ort verantwortlich sind“, so der Landrat.
Zu Beginn erklärte Bürgermeisterin Claudia Kappes, die von ihrem Stellvertreter Walter Adamek sowie den Stadträtinnen Manuela Tauchmann und Regina Markert sowie Geschäftsleiterin Regina Wolz begleitet wurde, im restaurierten historischen Rathaus den Stand der Umgehungsplanung sowie des Kindergartenneubaus. Die Delegation schaute sich anschließend auf der Baustelle hinter dem Rathaus um, in dem zurzeit ein neues Gemeindehaus entsteht, das später einmal vielfältig genutzt werden kann.
In der ehemaligen Sparkassen-Filiale arbeiten mehrere Ehrenamtliche an der Pflege des viele Jahrhunderte umfassenden Stadtarchivs. Monika Schuh erklärte die Arbeit vom Sichten der Dokumente bis hin zum Einscannen und Beschriften sowie Archivieren. Schuh und Kappes stellten auch die Arbeit des ehemaligen Kreisheimatpflegers Josef Weis und von Georg Veh heraus, die viel Herzblut in die Aufarbeitung der Historie investiert haben. Der Landrat warf beim Besuch auch einen Blick in die vier ältesten Stadtbücher, in denen seit 1379 die Geschichte der Stadt dokumentiert ist.
Beim anschließenden Rundgang machte sich der Landrat im Mainvorland ein Bild von den dort geplanten Veränderungen im Zug des Baus der Umgehungsstraße, ehe die Gruppe am Kindergarten Station machte. Der in die Jahre gekommene und viel zu kleine Kindergarten soll einem Neubau weichen, in dem vier Gruppen Platz finden werden. Der Bürgermeisterin zufolge soll die Planung bis Ende August abgeschlossen sein, mit Baubeginn rechnet sie Anfang 2020. Während der Bauzeit können die Kinder im jetzigen Kindergarten bleiben.
Wie wohl sich die Gäste in der Tagespflege Am Gräulesberg fühlen, erfuhren die Landratsamtsdelegation in der Folge im Gespräch mit den Seniorinnen und Senioren. Ein Garten direkt vor dem Gemeinschaftsraum ermöglicht das Spazierengehen. Immer dabei ist Hund Lupo, der sich hier ebenfalls pudelwohl fühlt. „Die Tagespflege ist eine große Bereicherung für die gesamte Region“, steht für die Bürgermeisterin fest, die von einer „segensreichen Einrichtung“ sprach. Dass die Tagespflege sehr gut belegt ist, freut auch Betreiberin Christiane Weiß.
Zufrieden ist die Stadt auch mit ihrem neuen Bauhof. Man habe viele Schwierigkeiten überwinden müssen, so die Bürgermeisterin, nun aber habe man einen Bauhof mit großzügigen Betriebsräumen, die man von der Vorgängerfirma habe übernehmen können. Dass die Bauhöfe im Südspessart sehr gut zusammenarbeiten, stellte Bauhofleiter Elmar Markert fest – etwa bei Geräten, die man sich untereinander ausleiht.
In der Ringstraße in der Oberstadt sollen 40 Bauplätze entstehen, für die auch rege Nachfrage besonders durch junge Familien zu verzeichnen ist. Die Entscheidung des Stadtrats darüber stehe in Kürze an, so Kappes. Nach wie vor gelte in Stadtprozelten die Devise „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ und es seien viele Häuser in der Innenstand verkauft worden, mit, den neuen Bauplätzen biete man zusätzlich jungen Familien die Möglichkeit, sich in Stadtprozelten niederzulassen. Viele wären sonst weggezogen, ergänzte stellvertretender Bürgermeister Walter Adamek. Das Umlegungsverfahren soll Ende des Jahres abgeschlossen sein, danach könnte die Erschließung beginnen.
Beeindruckt zeigte sich Landrat Jens Marco Scherf vom Bauernhof mit Ferienhaus der Familie Birkholz im Hofthiergarten. Barbara Birkholz erklärte den schwierigen Anfang. „Wir waren jung und ein bisschen wahnsinnig“, lachte sie, dennoch habe sich aller Einsatz gelohnt. Nach und nach habe man den Betrieb erweitert und auch eine Hofmetzgerei etabliert. Auf dem Hof haben Schweine, Rinder und Pferde eine Heimat gefunden, die hier beste Lebensbedingungen vorfinden. „Wir halten die Tiere so artgerecht wie es meinem Gewissen entspricht“, erklärte Birkholz, auch würden sie ordentlich und ohne zu leiden geschlachtet. Vom Veterinäramt fühlte sich die Familie sehr gut unterstützt – auch, weil man das Amt frühzeitig in alle Pläne einbezogen habe. Der Landrat forderte in diesem Zusammenhang die Anbieter regionaler Produkte auf, noch stärker mit diesem Pfund zu wuchern und damit zu werben. Auf allen Speisekarten sollte der Kunde sehen können, woher beispielsweise Fleisch oder Käse kommen, fand er. So könne man die regionale Vielfalt ohne großen Aufwand viel besser in der Öffentlichkeit darstellen. Dass die Produkte der Familie Birkholz gut ankommen, belegte Barbara Birkholz mit dem Einzugsbereich ihrer Kundinnen und Kunden, die sogar aus Wertheim und Umgebung kommen. Auch dank des gut gebuchten Ferienhauses kämen Menschen aus ganz Deutschland regelmäßig in den Südspessart.
Abschließende Station der Rundfahrt war Neuenbuch, wo der Kanal saniert werden muss. Davon wäre auch der Landkreis mit einem Teil der Kreisstraße betroffen. Wie es konkret weitergeht, soll demnächst besprochen werden.
Beim Abschluss des Besuchs im historischen Rathaus zeigte sich der Landrat beeindruckt von den Projekten in Stadtprozelten. „Dass in der Vergangenheit viele Vorhaben umgesetzt wurden und nun geplant werden, zeigt, was eine gute Bürgermeisterin, eine gute Verwaltung und ein guter Stadtrat in der Lage sind zu leisten“, so Scherf. Der Landkreis Miltenberg müsse ein attraktiver Lebensraum für junge Menschen sein, forderte er. Ob das gelinge, entscheide sich vor allem in den ländlichen Räumen wie dem bayerischen Odenwald, dem Erftal oder eben im Südspessart. Wenn das überall so klappe wie in Stadtprozelten, müsse dem Landkreis nicht bange sein, zeigte Scherf sich überzeugt und übermittelte der Bürgermeisterin seinen höchsten Respekt. In den abschließenden Gesprächen ging es unter anderem um die Umgehungsplanung sowie den Schutz des DJK/TSV_Sportplatzes vor der Vielzahl von Rabenkrähen. Bürgermeisterin Claudia Kappes dankte dem Stadtrat und der Verwaltung für die gute Arbeit, die vieles möglich gemacht habe.

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