Tourismusförderung wird neu geregelt

Der Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus hat dem Kreistag mehrheitlich eine Neuregelung der Zuschüsse an die Touristischen Arbeitsgemeinschaften (TAGs) empfohlen. Demnach soll jede TAG jeweils einen Sockelbetrag von 6500 Euro und 3000 Euro pro Mitgliedskommune bekommen.
Dass der Tourismus im Landkreis ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, erläuterte Landrat Jens Marco Scherf. Er sprach unter anderem von 53 Millionen Euro touristisch induziertem Einkommen, von dem 31,3 Millionen Euro auf Übernachtungstourismus und 21,7 Millionen Euro auf Tagestourismus entfallen. Der Löwenanteil mit 73 Prozent entfalle auf die TAG Churfranken. Der Landkreis fördere bislang die TAGs Mainland-Miltenberg Churfranken mit 75.000 Euro und die TAG Räuberland mit 13.350 Euro; die TAG Bayerischer Odenwald und Munteres Mümlingtal werden bislang nicht gefördert.
Scherfs Büroleiterin Susanne Seidel warf einen Blick zurück ins Jahr 2017, als der Kreisausschuss die Anfertigung eines Fachgutachtens beschlossen habe mit dem Ziel, die Aufgabenverteilungen, touristischen Strukturen sowie Geldflüsse zu überprüfen und Hinweise zur Effizienzsteigerung zu erhalten. Das sei auch im Zusammenhang mit Anträgen der TAG Churfranken und der Gemeinde Mömlingen für die TAG Munteres Mümlingtal geschehen, den Kreiszuschuss zu erhöhen beziehungsweise einen Kreiszuschuss zu erhalten. Das Gutachten sei im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus sowie in den TAGs vorgestellt worden. Die Beratung über die Förderung sei bis April 2019 ausgesetzt worden, um den TAGs Zeit zur Beratung zu geben. Mittlerweile habe jede TAG einen Antrag auf zukünftige Förderung eingereicht, so dass die Landkreisverwaltung mehrere Optionen zur Förderung ausgearbeitet habe.
In der Variante 1 gewährt der Landkreis den TAGs einen Zuschuss von einem Euro pro Einwohner der TAG-Mitgliedgemeinden. Gemeinden, die in zwei TAGs aktiv sind, bekommen jeweils 0,50 Euro. Insgesamt würden 102.591 Euro für die TAG Churfranken, 8.556 Euro für die TAG Räuberland, 9.243 Euro für die TAG Bayerischer Odenwald und 4912 Euro für die TAG Munteres Mümlingtal anfallen. Zu bedenken dabei: Nur die Einwohnerzahl sagt wenig über die Tourismusaktivität einer Kommune aus. Auch ändern sich Einwohnerzahlen, so dass Neuberechnungen nötig sind.

In der Variante 2 gewährt der Landkreis jeder TAG einen Sockelbetrag von 6.500 Euro sowie 3000 Euro pro touristisch aktiver TAG-Gemeinde. Mit dem Sockelbetrag erkennt der Landkreis an, dass die TAGs auch unvermeidliche und grundlegende Aufgaben wahrnehmen, die unabhängig von der Mitglieder- und Einwohnerzahl anfallen. Demnach würde Churfranken 78.500 Euro bekommen (Sockelbetrag plus 72.000 Euro Gemeindebetrag), Räuberland 12.500 Euro (Sockelbetrag plus 6.000 Euro), die TAG Bayerischer Odenwald 24.500 Euro (Sockelbetrag plus 18.000 Euro) und die TAG Munteres Mümlingtal 9.500 Euro (Sockelbetrag plus 3000 Euro). In den Varianten 1 und 2 würden sich die Landkreiszuschüsse um rund 37.000 Euro gegenüber der bisherigen Förderung (88.350 Euro) erhöhen. Der Gesamtbetrag würde den im Kreishaushalt festgelegten Betrag von 125.000 Euro nicht überschreiten.

Variante 3 geht am weitesten. Demnach würde der Landkreis Zuschüsse an die TAGs komplett einstellen und ausschließlich das Destinationsmarketing von Spessart-Mainland und TouristikService Odenwald-Bergstraße fördern. Dies würde dem Beschluss des Kreistags aus dem Jahr 2007 entsprechen, wonach der Landkreis TAGs nur in der Startphase unterstützt. Auch in der Analyse der touristischen Strukturen hatten die Fachleute empfohlen, Festzuschüsse – wenn überhaupt – nur befristet zu zahlen.

Im Ausschuss entwickelte sich eine längere Diskussion, in der nur Variante 3 komplett abgelehnt wurde. Stattdessen wurde auf die Bedeutung des Tourismus in der Region und die Notwendigkeit der Wirtschaftsförderung verwiesen. Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung für die Beratung der Fraktionen sprach sich der Ausschuss mehrheitlich für Variante 2 aus und empfahl diese dem Kreistag. Eine Berechnung der Zuschüsse nach den Einwohnerzahlen der touristisch aktiven Gemeinden wurde mehrheitlich nicht sachlich begründet gesehen. Diese Kooperation sei bereits in einer guten Phase, so ein Redner.

Fakten zu internen und externen Marktforschungsergebnissen zur touristischen Nachfrage und zur Themenkompetenz im Spessart-Mainland gab der Geschäftsführer des Tourismusverbands Spessart-Mainland, Michael Seiterle. Er berichtete von einer Befragung unter allen Kundinnen und Kunden, die Prospektmaterial per Post bestellt hatten. Dabei war nach Zufriedenheit mit den Informationen, dem Impuls für den Urlaub, die Unterkunft, die Aktivitäten vor Ort, die Reisebegleitung, das Alter und die Reiseabsicht gefragt worden. Sieben Prozent der Angeschriebenen hätten geantwortet, stellte Seiterle fest und fasste zusammen: Die mit Abstand wichtigsten Themen und Aktivitäten seien Wandern, Radfahren und Kulinarik, aber auch Kultur und Naturerlebnis. Das typische Publikum im Spessart-Mainland reist demnach als Paar an, ist zwischen 55 und 80 Jahre alt und kommt vor allem als Tagesbesucher oder für einen Kurzurlaub. Die Gäste übernachten vorwiegend in Hotels und Pensionen und lassen sich vor allem durch Anzeigen in Printmedien und das Internet inspirieren.

Aus Untersuchungen der Studie Destination Brand lasse sich herleiten, dass Spessart-Mainland bei Übernachtungen, Tagesbesuchern (rund 21,4 Millionen pro Jahr) und touristischen Umsätzen zu den drei stärksten Regionen in Franken gehört. Von den Gästen profitiere nicht nur das Gastgewerbe, sondern auch das Dienstleistungsgewerbe sowie der Einzelhandel. Insgesamt, so Seiterle, sichere der Tourismus in der Region mehr als 14.000 Personen den Lebensunterhalt. Damit sei der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Spessart-Mainland. Der Aufenthalt in der Natur und das Naturerlebnis sind Seiterle zufolge die wichtigsten Reisemotive der Deutschen. Der Spessart als Urlaubsregion stehe laut der Studie bei den Gästen besonders bei den Themen Wandern, Natur sowie Märchen/Sagen hoch im Kurs. Das sichere der Region im Vergleich zu anderen Destinationen eine überdurchschnittliche Wettbewerbsposition.

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