Lob für pflichtbewusste Hüter der Grenzen
Nachwuchsprobleme haben die Feldgeschworenen im Nordlandkreis nicht: Landrat Jens Marco Scherf vereidigte rekordverdächtige 14 neue Siebener beim 99. Feldgeschworenenjahrtag am Samstag im Pfarrheim in Hausen.
Nach der Kirchenparade und einer Baumpflanzung folgte ein eindrucksvoller Festgottesdienst in der Pfarrkirche, zelebriert von Dekan Markus Lang. Im Pfarrheim trafen sich anschließend Feldgeschworene, Bürgermeister und Ehrengäste zum Jahrtag. Kreisobmann Christian Schüßler verlas eine lange Liste von Gästen, die mit ihrem Kommen die Bedeutung des Feldgeschworenenwesens zeigten.
Gerne richte man den Jahrtag aus, versicherte Ortsobmann Alfred Weimer, ehe Bürgermeister Manfred Schüßler seine Gemeinde vorstellte. Die Gemeinde sei nicht reich, dennoch habe man nur geringe Schulden, da man sorgfältig mit dem Geld umgehe. Hausen wolle weiterhin eine Wohngemeinde bleiben, sagte er und verwies auf zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Gesundheitseinrichtungen in der Nähe. Geplant seien eine barrierefreie Wohnanlage, ein Begegnungshaus und ein neues Rathaus, kündigte er größere Investitionen an. Er dankte den Feldgeschworenen und dem Vermessungsamt für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit.
Landrat Jens Marco Scherf überbrachte die frohe Botschaft, dass es aufgrund eines Austausches mit dem Landtagsabgeordneten Winfried Bausback zu einer Erleichterung für die Feldgeschworenen gekommen sei. Bausback habe sich beim bayerischen Finanzminister Albert Füracker dafür eingesetzt, dass auch landwirtschaftliche Zugmaschinen für Feldgeschworeneneinsätze benutzt werden können. Zuvor sei es zu Problemen mit dem Finanzamt gekommen, da die Nutzung als steuerrechtlich unzulässig eingeordnet worden war. Die steuerrechtlichen Ausführungsvorschriften seien auf Bundesebene verändert worden, so dass landwirtschaftliche Fahrzeuge jetzt für das Ehrenamt genutzt werden können, erklärte der Landrat.
Hausen sei ein würdiger Gastgeber für den Jahrtag, sagte Scherf und stellte den Einsatz der zahlreichen Helferinnen und Helfer für die Organisation heraus. Er dankte den Feldgeschworenen für ihre pflichtbewusste, verdienstvolle Arbeit für die Allgemeinheit. „Das bürgerschaftliche Engagement in Rahmen eines Ehrenamtes ist eines der Fundamente unserer freiheitlichen Demokratie“, stellte er fest und lobte die Übernahme von Verantwortung für die Allgemeinheit. Das Feldgeschworenenwesen sei zu Recht als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt, so Landrat Scherf: „Schon im 13. Jahrhundert hatte die Obrigkeit erkannt, dass wir vor Ort fähige und kundige Menschen zur Lösung unserer Probleme benötigen!“ Als sichtbaren Dank überreichte er die Ehrenurkunde des bayerischen Heimat- und Finanzministers an Albrecht Moro (Elsenfeld-Rück), der seit 25 Jahren Feldgeschworener ist. Für den verhinderten Werner Ackermann (Eschau-Hobbach), der sogar seit 50 Jahren aktiv ist, nahm sein Sohn Hubert die Urkunde entgegen. „Sie alle tragen dazu bei, Eigentum, Recht und Ordnung zu schützen und in den Gemeinden und unserem Landkreis ein angenehmes Zusammenleben zu ermöglichen“, würdigte Scherf.
Sage und schreibe 14 Männer konnte der Landrat neu vereidigen. Nach Vorlesen der Eidformel und dem gemeinsam gesprochenen Eid gratulierte er Franz Abb und Konrad Schlett (beide Elsenfeld), Daniel Weinfurtner (Elsenfeld-Schippach), Reinhold Heider, Franz Unkelbach und Frank Berninger (alle Erlenbach-Mechenhard), Jens Seibert (Klingenberg), Georg Klingenbeck und Franz Josef Weber (beide Klingenberg-Röllfeld), Gernot Pfuhl und Helmut Schick (beide Leidersbach-Roßbach), Helmut Weis und Gregor Schüßler (beide Leidersbach-Ebersbach) sowie Marco Mayer (Hausen).
Mehrere Grußworte beschlossen den Jahrtag. Für den Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann braucht es trotz aller Technik die Feldgeschworenen auch weiterhin: „Der Mensch muss immer das letzte Wort haben.“ Die Feldgeschworenen stellten seit Jahrhunderten den gesellschaftlichen Zusammenhalt sicher, sagte er und wies darauf hin, dass aus Grenzen auch Verantwortung erwächst.
Dass die Feldgeschworenen dazu beitragen, dass Grenzen eingehalten werden, sagte der Landtagsabgeordnete Berthold Rüth. Bei der Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten sowie beim Bau von Straßen sei die Ortskenntnis von Feldgeschworenen unerlässlich, steht für ihn fest.
„Sie leisten Großartiges“, rief Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel in den Raum. Die Feldgeschworenen sorgten dafür, dass Nachbarn in Frieden leben können. Für das Setzen von Grenzsteinen brauche es Menschen, die ihr Amt unparteiisch ausüben, stellte er fest und lobte den jahrhundertelangen Einsatz der Siebener.
Im Namen des Bayerischen Bauernverbands würdigte Jochen Herberich die Arbeit der Feldgeschworenen als Ansprechpartner vor Ort und wünschte viel Freude beim Ausüben des ältesten kommunalen Ehrenamts.
Für das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung ging Andreas Zimmermann auf die fortschreitende Digitalisierung ein, die in Bayern mit Einführung eines dreidimensionalen europäischen terrestrischen Referenzsystems als neues amtliches Bezugs- und Abbildungssystem eine neue Qualität bekommen habe. Feldgeschworene brauche es auch weiterhin, sagte er. Er freue sich immer, wenn er in der freien Natur arbeiten könne, bekannte Zimmermann. Auch sei es erfreulich, wenn man Berichte über gemeinsame Grenzgänge liest. Das zeige der Öffentlichkeit, wie wichtig dieses Ehrenamt ist.
Musikalisch umrahmt wurde der Jahrtag vom Musikverein Harmonie Hausen unter Leitung von Christian Büttner.
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