Landkreis gibt Bewerbung um Siegel „Bildungsregion in Bayern“ ab

Alle Hände schnellten nach oben, als Landrat Jens Marco Scherf um Zustimmung zur Bewerbung des Landkreises Miltenberg als Bildungsregion bat.
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Mit einem einstimmigen Votum haben die rund 120 Teilnehmer des zweiten Dialogforums am Donnerstagabend in den Räumen der Miltenberger Berufsschule den Weg freigemacht für die Bewerbung des Landkreises Miltenberg als zertifizierte „Bildungsregion in Bayern“.

In seinen einleitenden Worten zeigte sich Landrat Jens Marco Scherf sehr angetan von der großen Anzahl von Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten in zahlreichen Arbeitskreisen die Vorarbeit für die Bewerbung geleistet und somit für die Weiterentwicklung der Bildung im Landkreis Verantwortung übernommen hätten. „Wir haben hier Menschen, die nicht fragend nach dem Staat schauen, sondern selbst anpacken“, sagte Scherf, „das ist unser hohes Gut.“ Der Landkreis werde – ein positives Votum des Forums vorausgesetzt –, die Bewerbung für das Zertifikat „Bildungsregion in Bayern“ auf den Weg bringen. Er stellte aber klar, dass es nicht primär um die Verleihung des Siegels gehe, sondern um die stete Weiterentwicklung der Projekte der Bildungsregion. „Nur mit Ihrem Engagement werden wir die Bildungsregion mit Leben erfüllen und weiterentwickeln“, steht für den Landrat fest.

Er hob die Ausbildungsinitiative Asyl hervor, in der sich Landkreis, Caritas­ Asylsozialberatung, Handwerks- sowie Industrie­ und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Jobcenter und Agentur für Arbeit zusammengefunden hätten, um herauszufinden, was nötig ist, damit die berufliche Integration junger Flüchtlinge über den Weg der Ausbildung gelingen kann. Dabei sei klar geworden, dass es nicht ausreiche, geeignete junge Menschen zu finden und diesen eine Lehrstelle zu vermitteln. Äußerst wichtig sei eine Begleitung während der Ausbildung, so die Erkenntnis. Dieser Weg brauche neue Konzepte und Strukturen, so Scherf. In der ersten Gruppe, die im Herbst 2015 an den Start gegangen sei, befänden sich zwei Altenpflegehelfer und -helferinnen, zwei Bäcker, ein Metzger, ein Maler und Lackierer, ein Kfz-Mechatroniker sowie ein Hochbaufacharbeiter. „In Zukunft wollen wir einen noch stärkeren Fokus auf die Berufsorientierung für die jungen Asylsuchenden legen“, kündigte der Landrat an.

Für Abteilungsdirektor Gustav Eirich (Regierung von Unterfranken) steht fest, dass Bildung und Lernen alle Menschen ihr Leben lang begleitet. „Wir lernen täglich dazu“, sagte er, egal ob im Beruf oder in sonstigen Engagements. Er mahnte eine Vervielfachung der Anstrengungen an, um nie den Anschluss zu verlieren. Bildung sei aber auch ein wichtiger Standortfaktor, ergänzte er. Optimierungsprozesse seien unerlässlich, ebenso die Vernetzung der Bildungsangebote. Er lobte den Einsatz aller Arbeitskreise, die sich intensiv mit vielen Fragen rund um die Bildungsregion beschäftigt hätten. Besonders anerkennenswert sei, dass alle Teilnehmer dies ehrenamtlich geleistet hätten.

Laut Stefan Graf, Leitender Ministerialrat vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, hätten über 30 Landkreise und kreisfreie Städte das Siegel „Bildungsregion in Bayern bereits. Auch wenn einmal das Siegel erteilt sei, so sei es dennoch notwendig, die Pläne stets anzupassen. „Eine Bildungsregion ist nie zu Ende“, so Graf. „Alle am Bildungsprozess in Miltenberg Beteiligten haben in einem Jahr Erstaunliches geleistet“, stellte er fest und übermittelte seine höchste Anerkennung. In der Bildungsregion gehe es nicht um Patentschutz für gute Ideen, vielmehr sei anzustreben, gute Ideen auch auf andere Regionen zu übertragen.

Nach der offiziellen Einleitung waren die Leiter der Arbeitskreise an der Reihe, die Ergebnisse vorzustellen. Fünf Arbeitskreise waren beim ersten Dialogforum am 26. März gebildet worden: „Übergänge organisieren und begleiten“, „Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Bildungsträger vernetzen – Schulen in die Region öffnen“, „Kein Talent darf verloren gehen – Jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen“, „Bürgergesellschaft stärken und entwickeln – Beitrag von Jugendhilfe einschließlich Jugendarbeit, Ganztagsangeboten und generationenübergreifendem Dialog“ sowie „Herausforderungen des demographischen Wandels annehmen“. Seit dieser Zeit arbeiteten die Arbeitskreise intensiv daran, die bestehenden Bildungsstrukturen unter die Lupe zu nehmen, Defizite zu erkennen und Ideen zu entwickeln, wie man die Bildung im Landkreis Miltenberg voranbringen kann. Markus Seibel, Ulrich Wohlmuth, Helmut Platz, Stefan Adams und Elisabeth Kluin zeigten in jeweils rund zehnminütigen Vorträgen, welche Resultate dabei herauskamen. Dabei fielen Stichworte wie Stärkung der sogenannten MINT-Bildung, niedrigschwellige Angebote zum Erlernen der Sprache, Kooperationen von schulischen und außerschulischen Partnern, Online-Karriereplattformen, frühzeitige Befragungen von Schülern über ihre Berufswünsche, aber auch die Ausweitung der Jugendsozialarbeit an Gymnasien und Realschulen. Ein Überblick der erarbeiteten Ergebnisse wird in Kürze auf der Internetseite des Landkreises Miltenberg herunterladbar sein.

Am Ende des Dialogforums ernteten die Akteure viel Applaus für ihre Arbeit und wurden mit einem einstimmigen Votum für die Bewerbung des Landkreises als Bildungsregion belohnt.

Aufmerksam verfolgten auch Konrektor Bertram Odoj (Koordinator der Bildungsregion bei der Regierung von Unterfranken), die leitende Oberstudiendirektorin Monika Zeyer-Müller (Sprecherin der Konferenz der Schulaufsicht) sowie Karlheinz Lamprecht (Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Unterfranken) das Dialogforum.

Auf große Begeisterung im Auditorium stießen mehrere Musikvorträge von Annamaria und Katharina Gielen, die mit traditionellen und modernen Liedern, unter anderem instrumentiert mit Dudelsack, Flöte, Gitarre und Bass, das Dialogforum musikalisch umrahmten.

Alle Hände schnellten nach oben, als Landrat Jens Marco Scherf um Zustimmung zur Bewerbung des Landkreises Miltenberg als Bildungsregion bat.
Die Leiter der fünf Arbeitskreise, hier Helmut Platz am Mikrofon, stellten die Ergebnisse ihrer einjährigen Arbeit vor.

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