Kreisausschuss sagt Ja zum Nahverkehrsplan
Das Thema Verkehr hat den Kreisausschuss am Montag beschäftigt. So ging es um den Schienenverkehr (Thema „Weichenstellung 2017“), um aktuelle Entwicklungen des ÖPNV sowie um den Nahverkehrsplan der Region Bayerischer Untermain. Positiv äußerte sich das Gremium auch zur probeweisen Einführung eines Ferientickets.
Einstimmig empfahl das Gremium dem Kreistag, dieser möge dem Nahverkehrsplan rechtsverbindlich zuzustimmen. Hinter dem Plan liegt ein langer Weg. Bereits im Spätherbst 2016 waren die Arbeiten hierzu weitgehend abgeschlossen, dann aber machte die Kündigung der VAB-Verträge durch die Bahn den Beteiligten einen Strich durch die Rechnung. Es folgte eine neue Erlösaufteilung, in deren Folge den Busbetrieben künftig pro Jahr etwa eine Million Einnahmen fehlt. Die Bahn dagegen kann sich auf höhere Mehreinnahmen freuen. Der Entwurf des Nahverkehrsplans musste in der Folge überarbeitet werden; alle Gremien mussten das Werk erneut besprechen und diesem auch zustimmen.
Gerald Rosel, Leiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung, sprach von diversen Optimierungen – etwa der Zusammenfassung von Maßnahmen, anderen Routengestaltungen und dem Einsatz alternativer Bedienungsformen wie dem Rufbus. Nahverkehrsbeauftragter Karl-Heinz Betz versicherte: „Wir haben aber keine Standards abgesenkt, sondern Optimierungen umgesetzt“ – etwa auf der Busverbindung von Miltenberg über Eschau und Wertheim nach Würzburg. Man habe noch mehr Ideen, deren Umsetzung man prüfe – beispielsweise eine Busverbindung von Großostheim an die S-Bahn nach Dudenhofen. Den Landkreis Miltenberg könne man wunderbar daran andocken, fand er. Ein Expressbus von Miltenberg nach Aschaffenburg – ab Obernburg auf der linken Mainseite – wäre denkbar, allerdings mache der leidige Stau in Nilkheim hier noch Probleme. Der Neckar-Odenwald-Kreis habe Regiobuslinien nach Würzburg genehmigt bekommen, berichtete er von einer brandaktuellen Entwicklung, von der man auch im Landkreis Miltenberg profitieren könnte. Deshalb überlege man, ob eine Buslinie von Miltenberg über Eichenbühl nach Hardheim denkbar wäre, dort mit Anschluss nach Buchen oder Tauberbischofsheim mit Ziel Würzburg. Prüfen wolle man, ob eine Direktverbindung von Höchst im Odenwald nach Klingenberg realisierbar ist.
Einstimmig nahm der Kreisausschuss die probeweise Einführung des Ferientickets zur Kenntnis. Damit kann jeder Fahrgast in den bayerischen Sommerferien eine günstige Tageskarte im VAB-Netz erwerben – preislich mit dem Eventticket vergleichbar. Laut Berechnungen würde diese Tarifabsenkung die VAB rund 110.000 Euro kosten. Das Rechenmodell nimmt dabei die Zahl der in den vergangenen Sommerferien verkauften Tickets als Grundlage. Auf den Landkreis Miltenberg kämen rund 40 Prozent der Kosten zu – also rund 40.000 Euro. Nach den Sommerferien will man Bilanz ziehen, ob die Aktion erfolgreich war und weitergeführt werden soll. Positiv nahm der Kreisausschuss zur Kenntnis, dass der Freistaat seine Förderung der günstigen AboAktivPlus-Karte für Senioren um zwei weitere Jahre verlängert. Die VAB-Unternehmen rechnen hier ihre Erlösausfälle direkt mit den Aufgabenträgern ab. Diese wiederum bekommen die Aufwendung voll über die ÖPNV-Zuweisungen erstattet.
Landrat Jens Marco Scherf freute sich über die Realisierung einiger im Positionspapier „Weichenstellung 2017“ genannten Forderungen des Landkreises Miltenberg. Das betreffe etwa die Elektrifizierung der Maintalbahn, sagte Scherf und nannte die Anmeldung von Maintalbahn und Hafenbahn Aschaffenburg beim Bund für eine möglichst rasche Elektrifizierung. Bayerns Staatsministerin Aigner habe sich für ein Sonderprogramm des Bundes zur Elektrifizierung ausgesprochen, wusste der Landrat, Bundesverkehrsminister Scheuer habe auf die Vorbereitung eines Förderprogramms in Berlin verwiesen. Scherf nannte als weitere Verbesserung die Verschiebungen der Abfahrtszeiten der letzten beiden Regionalbahnen von Aschaffenburg nach Miltenberg auf 22.39 und 23.39 Uhr, so dass auch Gäste der letzten beiden ICE aus Richtung München noch Anschluss haben. Von Aschaffenburg aus fährt zusätzlich um 21.39 Uhr eine Regionalbahn nach Miltenberg; in Miltenberg startet ein Zug um 21.36 Uhr nach Aschaffenburg. Zudem habe der Aufsichtsrat der Bayerischen Eisenbahngesellschaft die Schließung weiterer Taktlücken beschlossen: Ab Dezember 2019 soll die Regionalbahn am Wochenende stündlich zwischen Aschaffenburg und Miltenberg verkehren, von Montag bis Freitag fährt der Regionalexpress auf dieser Strecke stündlich statt bisher zweistündlich. Für den Landrat sind aber noch Verbesserungen auf der Madonnenlandbahn notwendig, auch wenn dies „ein dickes Brett“ sei. Hier gehe es vor allem um die Beseitigung der Brüche im Fahrplan in Walldürn, aber auch die Anschlüsse in Seckach in Richtung der S-Bahn seien kritisch. Zu den genannten Problemen sei eine länderübergreifende Arbeitsgruppe tätig, so Scherf.
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