Kreis will Nutzung von Mehrwegwindeln fördern
Nach eingehender Diskussion hat sich der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz am Montag bei seiner Sitzung im Wertstoffhof Bürgstadt bei einer Gegenstimme dafür ausgesprochen, die Verwendung von Mehrwegwindeln zu fördern. Die Verwaltung soll bis zur nächsten Sitzung ein Konzept ausarbeiten, wie dieser Beitrag zur Abfallvermeidung umgesetzt werden kann.
Dem Beschluss lag ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zugrunde, wonach der Landkreis die Verwendung von Mehrwegwindeln mit bis zu 150 Euro pro Jahr und Kind im ersten und zweiten Lebensjahr fördern kann. Dies soll für Mehrwegwindeln gelten, aber auch für die Nutzung eines Windeldienstes. Kreisrätin Nina Schüßler erläuterte den Antrag. Wenn für diese Förderung geworben wird – etwa im Willkommenspaket für junge Eltern, mit Broschüren in den Ämtern und Gemeinden oder mit Unterstützung der Hebammen –, rechnet sie mit vermehrter Nachfrage. Die Förderung von Mehrwegwindeln sei eine Alternative für Eltern, die bislang die vom Landkreis angebotene Unterstützung in Form von 26 Windelsäcken pro Jahr und Kind in den ersten beiden Lebensjahren annehmen. Nicht klären konnte man im Ausschuss die Frage, wie genau die Ökobilanz für Produktion, Entsorgung und Reinigung herkömmlicher Windeln und Mehrwegwindeln aussieht. Zwei vorliegende Studien seien einige Jahre alt und kämen zu unterschiedlichen Ergebnissen, so Schüßler. Beide Förderungen – egal ob Mehrwegwindeln oder Windelsäcke – helfen den Eltern, so die überwiegende Meinung im Gremium. Deshalb solle man beide Alternativen ermöglichen. Ob die Eltern das Geld tatsächlich für den Kauf von Mehrwegwindeln verwenden, sei aber kaum oder gar nicht zu kontrollieren, so eine kritische Stimme aus dem Ausschuss. Im etwas einwohnerstärkeren Landkreis Aschaffenburg, so die Erkenntnis von Landrat Jens Marco Scherf, hätten im Jahr 2017 124 Eltern die Mehrwegwindelförderung in Anspruch genommen. Das Konzept zur Förderung des Einsatzes von Mehrwegwindeln mit Ermittlung der damit verbundenen Kosten soll in der Herbstsitzung vorliegen.
Kreisrat Hans Jürgen Fahn trug einen Antrag der Freien Wähler vor, wonach der Landkreis bis Ende 2019 einen konkreten Stufenplan zur Umsetzung der im Entwurf des Versöhnungsgesetzes der Bayerischen Staatsregierung empfohlenen Klimaneutralität der Verwaltung entwerfen sowie in den klimaneutralen Postversand einsteigen soll. Landrat Jens Marco Scherf legte dem Ausschuss eine lange Liste von Maßnahmen vor, die seit 2014 im Landkreis verwirklicht worden seien. Deshalb sei auch kein Stufenplan notwendig, denn die Maßnahmen würden konsequent in enger Abstimmung mit den Kreisgremien vorangetrieben. „Wir haben schon viel für den Klimaschutz getan, belegte Scherf mit Maßnahmen in den Bereichen systematischer Energiedatenerfassung und Gebäudesteuerung, Wärmeversorgung (etwa die Nutzung der industriellen Abwärme der Firma Fripa in einem Nahwärmeverbund für die Landkreisschulen in Miltenberg-Nord), dem Vorrang für Sanierungen vor Neubauten bei den Schulprojekten, der energetischen Optimierung der Gebäudehüllen durch Reduzierung des spezifischen Energiebedarfs, die Dämmung der Gebäudehüllen und der Versorgungsleitungen der Schulen über den gesetzlich vorgeschriebenen Standard hinaus, den Bezug von zertifiziertem Ökostrom, der Nutzung von Dachflächen für Photovoltaikanlagen, den Einsatz von Hybrid-Fahrzeugen und zwei Elektroautos im Fuhrpark des Landkreises, den Bau und Betrieb von öffentlichen Ladepunkten an Kreisliegenschaften und vieles mehr. „Das alles ist ein stetiger Prozess“, stellte Scherf klar. Welche Fortschritte der Landkreis in Bezug auf die Klimabilanz macht, könne in jedem Jahr der Energiebilanz des Landkreises entnommen werden. Den von den Freien Wählern beantragten klimaneutralen Postversand setze man bereits um, verwies der Landrat auf die Mitwirkung am Kompensationsprogramm GoGreen der Deutschen Post beim Paketversand, vom 1. August 2019 an werde man bei den Briefen am Kompensationsprogramm BeBLUE der Main-BriefLogistik teilnehmen. Bereits mit der nächsten Ausgabe der Landkreiszeitung Blickpunkt MIL werde man ökologisch hochwertiges, mit dem Blauen Engel zertifiziertes Papier verwenden. „Lassen Sie uns intensiv weiterarbeiten“, warb der Landrat um Unterstützung bei den weiteren Maßnahmen zum Klimaschutz im Landkreis Miltenberg. Er sei auch gespannt, ob der Freistaat die Kommunen finanziell bei der Umsetzung des Versöhnungsgesetzes unterstützt, so Scherf. Der Ausschuss nahm Scherfs Ausführungen zum klimaneutralen Post- und Paketversand einstimmig zur Kenntnis wie auch die Darstellung der bisher erfolgten Klimaschutzmaßnahmen.
Aus der letzten nichtöffentlichen Sitzung wurden einige Vergaben bekannt. So liefert die BayWa bis zum 31. März 2020 rund 120.000 Liter Diesel für die Kreismülldeponie Guggenberg und die Müllumladestation. Den Vertrag für die Stromlieferung an die Abfallwirtschaftsanlagen des Landkreises mit den Gemeindewerken Oberhaching hat der Landkreis Miltenberg im Hinblick auf steigende Strompreise nicht gekündigt. Allerdings, so Ruth Heim, hätten die Gemeindewerke gekündigt, so dass eine erneute Stromausschreibung erfolgen werde. Die Reinigung und Kamerabefahrung der Deponiesickerwasser- und Oberflächenwasserleitungen der Landkreisdeponien wird in den Jahren 2019 und 2020 von der Firma Kanal-Türpe für 122.240 Euro erledigt.
Anfragen: Die Kreisräte Matthias Ullmer und Dietmar Wolz wiesen auf nicht gemähte Straßenränder hin. Aus Sicherheitsgründen müssten die Leitpfosten sichtbar sein, sagten sie. Wenn das Gras zu hoch sei, könnten Autofahrer die Rehe nicht sehen, die die Straße überqueren. Beide baten das Staatliche Bauamt, notfalls private Dienstleister mit den Arbeiten zu beauftragen, falls das Bauamt nicht dazu kommt. Zwei Hinweisschilder an der Staatstraße zum Wertstoffhof Bürgstadt seien bereits bestellt, antwortete Ruth Heim auf eine Frage aus dem Gremium.
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