Haushalt des Landkreises liegt voll im Plan – Jugendberufsagentur erfolgreich!

Der Haushalt des Landkreises Miltenberg liegt derzeit voll im Plan. Controllerin Eva Erfurth stellte die wichtigsten Zahlen in Vertretung von Kämmerer Steffen Krämer im Kreistag am Donnerstag vor.

Sowohl in der Ergebnis- wie auch der Finanzrechnung lägen die geplanten Erträge/Einzahlungen wie auch die Aufwendungen/Auszahlungen auf dem erwarteten Niveau. Die Schulden seien seit Jahresanfang von 24.625.409 Euro auf aktuell 22.567.224 Euro abgebaut worden, erklärte sie. Erfreulich sei, dass bis heute keine Kreditaufnahme notwendig gewesen sei. Erfurth ging auf einige weitere Faktoren ein, die den Haushalt positiv beeinflussen. So werde der Ansatz beim überlassenen Kostenaufkommen des staatlichen Landratsamts über dem Ansatz von 3,7 Millionen Euro liegen, was vorrangig an der sehr positiven Entwicklung im Baubereich liege. Auch bei der Grunderwerbssteuer werde der Ansatz von 1,8 Millionen Euro übertroffen – er liege bereits jetzt bei 1,9 Millionen Euro.

Bei den Personalaufwendungen werde man wohl eine Punktlandung hinlegen, rechnet sie mit den angesetzten 22,6 Millionen Euro. Erfreulich sei, dass man im Bereich Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) dank einer geringeren Zahl von Bedarfsgemeinschaften den Zuschussbetrag statt geplanter 3,8 Millionen Euro niedriger werde ansetzen können. Der Zuschussbeitrag für den gesamten Bereich Sozialwesen werde man am Jahresende um geschätzt 500.000 Euro unterschreiten, sagte Erfurth, der Zuschussbedarf für den Bereich Kinder, Jugend und Familie werde vermutlich 50.000 Euro über dem Ansatz liegen.

In ihrem Ausblick auf die vorläufige Entwicklung der Steuer- und Umlagekraft geht Erfurth von einer nur leicht steigenden Umlagekraft von 0,9 Prozent aus. Damit liege der Landkreis deutlich unter dem Schnitt in Bayern (6 Prozent) und Unterfranken (1,4 Prozent).

In ihrem Bericht zum Jobcenter Miltenberg listete Ute Vogel 71 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, die sich unter anderem um 3.582 Menschen in 1.679 Bedarfsgemeinschaften kümmern, darunter 300 Bedarfsgemeinschaften mit Fluchthintergrund. Als arbeitssuchend seien 763 Menschen gemeldet, mit nicht gesetztem Status seien es 838 Menschen. 1477 Kunden seien Langleistungsbezieher, schlüsselte sie auf. 487 Kundinnen und Kunden seien unter 25 Jahre alt, 654 über 50 Jahre, sagte sie, 326 seien Alleinerziehende. Sie ging auf die Umsetzung des Teilhabechancengesetzes ein und nannte Zahlen: So seien 20 Langzeitarbeitslose aus diesem Personenkreis mit einem Aufwand von 264.000 Euro in Arbeit gebracht worden. Um weiteren 23 Menschen Chancen zur Teilhabe zu ermöglichen, habe man 736.000 Euro aufgewendet – unter anderem für ein ganzheitliches beschäftigungsbegleitendes Coaching sowie Weiterbildungen und berufliche Praktika. Das Jobcenter sei Anfang Juli 2019 in den Erweiterungsbau im Miltenberger Bauscherweg eingezogen, verbunden mit neuen Büros für 16 Vermittlerinnen und Vermittler sowie einer Steigerung der Beratungsqualität. Mittlerweile sei das Online-Kundenportal jobcenterdigital freigeschaltet worden, in dem Weiterbewilligungsanträge und Veränderungsmitteilungen mit wichtigen Anlagen online ausgefüllt und übermittelt werden können. Das Portal werde noch nicht so stark genutzt, sagte sie und kündigte an, bei den Kundinnen und Kunden verstärkt für die Nutzung zu werben.

Erfreut nahm das Gremium zur Kenntnis, dass die Jugendberufsagentur in den 17 Monaten ihres Bestehens Erfolge vorzuweisen hat. Sie hat bislang 170 Fälle bearbeitet – aktuell sind es 58 –, wobei in der Hälfte der Fälle schnell geholfen werden konnte. 30 Prozent der Kundinnen und Kunden brauchen längerfristige Unterstützung und in 20 Prozent der Fälle konnte aus verschiedensten Gründen nicht geholfen werden, erläuterte Roman Zimmermann, Fallmanager der Jugendberufsagentur. Stefan Adams (Landratsamt) stellte dem Kreistag nochmals dieses Angebot vor, in dem Bundesagentur für Arbeit, Jugendamt und Jobcenter zusammenarbeiten. Ziel sei es, jungen Menschen unter 25 Jahren zu helfen, die nicht oder nicht mehr an bestehende Ausbildungs- oder Hilfesysteme angebunden sind oder Gefahr laufen, diese nicht mehr wahrnehmen zu können. Dazu zählen etwa Schulabgänger ohne Ausbildung oder Job, Abbrecher (Ausbildung, Studium, Maßnahmen) und Jugendliche, die ihre Berufsschulpflicht nicht erfüllen und die sogenannten JoA-Klassen verweigern.

Die Betreffenden sollen in Hilfs- und Unterstützungssysteme integriert werden und durch die Koordination von Maßnahmen des Jobcenters, der Agentur für Arbeit und des Jugendamts bestmögliche Hilfen erhalten.

Dank des engen Kontakts zu Schulen, Berufsschulen, Betrieben sowie Maßnahmen- und Bildungsträgern komme man an diese Klientel gut heran, so Stefan Adams, auch wenn zu Beginn der Jugendberufsagentur viel Öffentlichkeitsarbeit notwendig gewesen sei. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen aber auch nach draußen in Schulen, Betriebe oder nach Hause zu den Jugendlichen und versuchten, diese zu motivieren. Jugendliche, die mitarbeiten, würden begleitet, bis das Ziel erreicht sei. Die großen Erfolge sprächen sich herum, so dass mittlerweile auch Jugendliche von sich aus Kontakt mit der Jugendberufsagentur suchten, freute sich Adams. Zentrales Element der Arbeit seien Fallkonferenzen, in denen Vertreter der Kooperationspartner an einem Tisch die einzelnen Fälle diskutieren und über Maßnahmen beraten.

Als weiteres Erfolgsprojekt hat sich die Hebammenvermittlungszentrale mit dem Hebammennotfalldienst erwiesen. Melanie Pani, Sprecherin der Kreishebammen, berichtete über die Vermittlung von Hebammen an Frauen, die trotz Bemühungen keine Hebamme gefunden hatten. Informiert werden die Frauen über eine Webseite (www.hebammen-miltenberg.de ), durch Broschüren, aber auch eine regelmäßige Telefonsprechstunde wird angeboten (dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, Telefon: 01512/8766080). Mit dem Dienst, offiziell Ende Februar 2019 gestartet, habe man Pani zufolge schon häufig helfen können: 39 Anrufe habe sie bekommen, dabei habe sie in über 70 Prozent der Fälle Hebammen vermitteln können, in 13 Prozent der Fälle sei es nicht möglich gewesen. Probleme bei der Vermittlung gebe es hauptsächlich in den Urlaubsmonaten August und September, sagte sie. Wie es mit den Perspektiven für die Hebammen aussieht angesichts der Akademisierung des Berufs, konnte Pani auf eine Frage aus dem Gremium nicht einschätzen. Schön wäre es, wenn man das Studium an die TH Aschaffenburg andocken könnte, hoffte Landrat Jens Marco Scherf. Die Hebammenvermittlungszentrale ist für ihn ein Beispiel, wie es idealerweise laufen kann: Der Freistaat schafft ein Programm und stellt finanzielle Mittel bereit – hier 90 Prozent –, der Landkreis setzt es um. „Wir waren sehr schnell“, blickte Scherf zurück und lobte die gute Kooperation der Kreishebammenschaft mit der Gesundheitsregion plus, die dies ermöglicht habe. Das staatliche Förderprogramm läuft noch bis Ende 2021.

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