Handwerk stärken
Forum für das Handwerk Teil 1 im News Verlag Miltenberg: „Wir haben mehr Wertschätzung verdient.“

Das "Forum für das Handwerk" fand am 25.10.22 erstmals im News Verlag Miltenberg statt. Eingeladen waren Handwerkerinnen und Handwerker. | Foto: Dominik Stapf
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  • Das "Forum für das Handwerk" fand am 25.10.22 erstmals im News Verlag Miltenberg statt. Eingeladen waren Handwerkerinnen und Handwerker.
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Was passiert, wenn es eines Tages keine Handwerker mehr gibt? Buchstäblich nichts mehr. Denn ohne Menschen, die wissen, wie man Strom- und Wasserleitungen verlegt, die Toilette einbaut, das Dach deckt, Brot backt, Wurst macht oder Möbel baut, wird unser Leben ein unbequemes sein. Das sollte sich jeder bewusst machen, der seinem Nachwuchs davon abrät, einen Handwerksberuf zu ergreifen. So lautet kurz und durchaus provokant ein Fazit des Forums für das Handwerk, das am Dienstagabend, 25. Oktober 2022 im News Verlag Miltenberg stattfand.

Ein Forum für gemeinsamen Austausch bieten

Zuhören, verstehen und daraus Ideen entwickeln: Diesen Ansatz will der News Verlag verstärkt umsetzen und geht dafür neue Wege. Wo steht das regionale Handwerk aktuell, was belastet die Betriebe und was braucht es, damit die Menschen „draußen im Land“ verstehen, dass das Handwerk ein Garant unserer Lebensqualität ist? Um Antworten aus erster Hand zu erhalten, hatten Verkaufsleiter Bernd Hoffmann, Redaktionsleiterin Sabine Rindsfüsser und Produktmanager Manfred Scheurich erstmals einen kleinen Kreis von Handwerkerinnen und Handwerkern unterschiedlicher Gewerke zu einem Austausch in den News Verlag eingeladen. Bernd Hoffmann, der die Veranstaltung moderierte, war sehr gespannt auf die Erwartungen der Gäste an diesen Abend. Diese reichten von „Ich bin neugierig“, „Es ist immer gut, sich auszutauschen“ bis zu „Ich bin mal gespannt, was dabei herauskommt“. ­Berührungsängste gab es keine, der Austausch war lebhaft und sehr offen.

Die Teilnehmer des Abends

Um ein möglichst breites Meinungsspektrum zu erhalten, waren Handwerkerinnen und Handwerker verschiedener Branchen eingeladen worden. Im News Verlag zu Gast waren Meike Wirl (Wirl Elektrotechnik GmbH/Kleinheubach), Mechthild Seitz (Geis Metallbau GmbH/Großwallstadt), Peter Schlegel (Lackiererei Schlegel Karosserie & Lackiercenter/Kreuzwertheim), Peter Ott (Dachdecker/Peter Ott GmbH Miltenberg), Alexander Schüßler (Metzgerei Schüßler/Erlenbach) sowie Werner Tausch (REICHERT Möbelwerkstätte GmbH/Bürgstadt).

Wo stehen die Betriebe aktuell?

Im ersten Teil des Abends ging es darum, die aktuelle Situation der Handwerksbetriebe zu betrachten. „Wo stehen Sie aktuell, was belastet Sie? Ist es die Energiekrise oder eher der Materialmangel oder die Suche nach Personal? Wie gehen Sie damit um?“, fragte Bernd Hoffmann in die Runde.
Je nach Gewerk äußerten sich die Teilnehmenden zu Material und Auftragslage unterschiedlich, insgesamt sei die Belastung durch die anhaltenden Krisen für die Handwerksbranche jedoch durchweg hoch. Für die Familienunternehmen ist die Nachfolge ein wichtiger Aspekt für die betriebliche Zukunft, auch gilt es, den Personalstamm zu halten. Mechthild Seitz stellte in diesem Zusammenhang den neuen Weg vor, den ihr Unternehmen in Angriff nehmen wird, Stichwort „New Work“. Sie betonte auch, dass man lösungsorientiert denken müsse, anstatt problemorientiert.

Industrie versus Handwerk

Während bei Energie und Material noch Hoffnung auf ein Durchkommen besteht, sehen die Betriebe in Bezug auf das Personal schwarz für die Zukunft. In manchen Branchen gebe es so gut wie keine Fachkräfte mehr, das gegenseitige Abwerben sei trotzdem nicht zielführend. Außerdem verliere man viel Personal an die Industrie, so der Tenor. Eine Gegenmaßnahme könne sein, die Stundenlöhne im Handwerk endlich anzupassen, um wettbewerbsfähig zu werden.
Vor allem sei es notwendig, die Vorteile der familiengeführten Handwerksbetriebe herauszustellen und das Handwerk gegenüber der Industrie so attraktiv zu präsentieren, wie es tatsächlich sei. Die Arbeit in einem familiengeführten Handwerksbetrieb biete mehr Abwechslung, Sicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten, dazu komme noch das Gemeinschaftsgefühl im Betrieb und die Freude daran, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen und zu gestalten. Das müsste auch den jungen Menschen nahegebracht ­werden. Der fehlende Nachwuchs im Handwerk war dann auch das beherrschende Thema des weiteren Abends, da es die Betriebe quer durch alle Gewerke am stärksten umtreibt.

Junge Menschen für das Handwerk gewinnen – aber wie?

Für die Handwerkerinnen und Handwerker ist das schlechte Image des Handwerks ein Grund dafür, dass sich so wenig junge Menschen für eine duale Ausbildung entscheiden. Handwerksberufe würden gerne mit „schmutzige Hände, frühes Aufstehen und lange Arbeitszeiten“ abgetan. Dabei gebe das Handwerk Sicherheit für das gesamte Berufsleben und biete sehr gute Verdienst- und Karrierechancen bis hin zur Selbstständigkeit. „Wer bis 30 studiert, hat bis dahin nichts verdient. Wer nach der Schule in die Lehre geht, steht mit 30 vielleicht schon als Meister ganz anders da“, so ein Teilnehmer.

Elternhaus und soziales Umfeld hätten entscheidenden Einfluss auf die Berufswahl. Wenn das Handwerk als minderwertiger Berufsstand angesehen werde, dann hätten es die Jugendlichen schwer, ihren Berufswunsch durchzusetzen. Sicher hätten mehr junge Menschen Interesse am Handwerk, wenn sie frühzeitig und regelmäßig die Gelegenheit bekämen, es auszuprobieren. Teilweise kreidet man die heutigen Nachwuchsprobleme einer verfehlten Schulpolitik der letzten 25 Jahre an. Immer habe es geheißen „Mach weiter, mach Abitur, geh studieren, nur dann machst du Karriere.“ Es sei aber nicht jeder für ein Studium geeignet, das sei eine fatale Entwicklung gewesen. Peter Ott würde es interessieren, mehr über die Beweggründe der jungen Leute aus erster Hand zu erfahren, denn: „Ich kann gar nicht verstehen, warum man überhaupt etwas anderes macht außer Handwerk.“

Für ein Umdenken sorgen

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Diskussionsbeiträge von Manfred Scheurich an einer Pinwand zusammengefasst und mit den Beteiligten final abgestimmt. Der Appell der Handwerkerinnen und Handwerker an den News Verlag ist klar: Lasst auf diesen Abend Taten folgen und sorgt für die Anerkennung und Wertschätzung des Handwerks in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Sie sind Handwerker/in und möchten sich aktiv beim „Forum für das Handwerk“
mit einbringen? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht mit dem Betreff „Forum für das Handwerk“ an info@news-verlag.de

Das "Forum für das Handwerk" fand am 25.10.22 erstmals im News Verlag Miltenberg statt. Eingeladen waren Handwerkerinnen und Handwerker. | Foto: Dominik Stapf
Forum für das Handwerk am 25.10.22 im News Verlag Miltenberg: Hauptthema war der Nachwuchsmangel der Handwerksbetriebe. | Foto: Dominik Stapf
Autor:

Sabine Rindsfüsser aus Miltenberg

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