Deutlich mehr Zugverbindungen nach Aschaffenburg

Verkehrsthemen haben einen Großteil der Sitzung des Kreisausschusses am Montag bestimmt. Der Kreistag erfuhr dabei vom Nahverkehrsbeauftragten Karl-Heinz Betz zahlreiche Neuigkeiten wie etwa erste Erkenntnisse einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zur Erreichbarkeit des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in ganz Deutschland.

Die Studie hatte als Festlegung eine Haltestelle innerhalb von 600 Metern des Wohnorts mit mindestens 20 Verbindungen pro Tag angenommen und davon ausgehend die ÖPNV-Erreichbarkeit untersucht. Laut einer Vorabauswertung der „Allianz pro Schiene“ liege der Durchschnitt für alle Städte und Landkreise Bayerns bei 88 Prozent. Bei den Städten betrage dieser Wert 96 Prozent, bei den Landkreisen 68 Prozent. Der Landkreis Miltenberg liegt selbst mit einem Erreichungsgrad von über 89 Prozent gut, erklärte Betz mit. Das sei unter den 71 Landkreisen Bayerns der 12 Platz, im unterfränkischen Vergleich sei man Nummer 3 nach den Landkreisen Aschaffenburg und Würzburg, rechnete Betz vor. „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf mit Verweis auf stetige ÖPNV-Verbesserungen in den vergangenen Jahren, wie z.B. mit der gut angenommenen Busanbindung des südlichen Landkreises nach Würzburg.

Gute Nachrichten überbrachte der Nahverkehrsbeauftragte von der Regionalkonferenz der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Unter den Fahrplanmaßnahmen, die im Dezember anstehen, seien deutliche Verbesserungen für den Landkreis, freute sich Betz.

Das betrifft unter anderem eine stündliche Regionalexpressverbindung von Montag bis Freitag zwischen Aschaffenburg und Miltenberg. Nimmt man die Regionalbahn dazu, wird es von Dezember an halbstündliche Verbindungen zwischen den beiden Städten geben. Die Verbesserungen betreffen auch das Wochenende: So wird die Regionalbahn künftig jede Stunde fahren und nicht wie bisher alle zwei Stunden. Die Abfahrtszeiten der Regionalbahnen werden sich dahingehend ändern, dass die Zubringer von und nach Frankfurt sowie Darmstadt gesichert sind. So wird die Fahrzeit von Miltenberg nach Frankfurt mit dem Regionalexpress 1:27 Stunden betragen, mit der Regionalbahn 1:40 Minuten. Die Westfrankenbahn werde den Fuhrpark voll modernisieren, kündigte Betz an und sprach von barrierefreien Fahrzeugen mit mehr Sitzplätzen und größeren Mehrzweckbereichen. Sobald die Maintalbahn wie vom Freistaat Bayern angemeldet Ende des nächsten Jahrzehnts elektrifiziert ist, seien auch umsteigefreie Verbindungen in die hessischen Metropolen möglich. Dass es zu mehr Verbindungen gekommen ist, führte Landrat Jens Marco Scherf auch auf die gleichlautende Resolution des Kreistags im Jahr 2017 zurück. Scherf freute sich über eine sehr gute Entwicklung, aber „man kann immer noch besser werden.“

Auch zur Madonnenlandbahn gab es Neuigkeiten aus der Streckenuntersuchung, die gemeinsam von Landkreis Miltenberg und Neckar-Odenwald-Kreis veranlasst wurde. Die Gutachter hätten unter anderem festgestellt, dass es auch mit kleineren Maßnahmen möglich sei, die Fahrzeiten zu verkürzen. Das, so Landrat Scherf, würde die Standzeit in Walldürn von 20 Minuten überflüssig machen, vermutlich einen weiteren Kreuzungsbahnhof ersparen und die Strecke durch passende Anschlüsse in Miltenberg und Seckach sowie Osterburken attraktiver machen. Die Westfrankenbahn plane Betz zufolge , zwischen dem Miltenberger Bahnhof und Miltenberg West die Schienen zu erneuern und die Strecke zu begradigen. Dies werde Geschwindigkeiten von 80 Stundenkilometern statt wie bisher 60 ermöglichen, so Betz. Am Südende der Madonnenlandbahn seien zudem weitere Verbindungen ab Seckach – etwa nach Osterburken – überlegenswert.

Wie Betz weiter sagte, habe das im vergangenen Sommer angebotene Ferienticket für 3,50 Euro einen Fahrgastanstieg um rund 30 Prozent zur Folge gehabt. Die VAB werde dieses Angebot nun unter dem Namen „Auf-Achse-Ticket“ weiter vermarkten – allerdings mit dem Unterschied, dass Erwachsene nun fünf Euro bezahlen, Kinder und Jugendliche weiter 3,50 Euro. Das Ticket soll künftig nicht nur in den Sommerferien, sondern auch an den Wochenenden angeboten werden; Start ist am 1. August 2019.
Gegen eine Stimme beauftragte der Kreisausschuss die Verwaltung, beim Freistaat Bayern anzuregen, das VAB-Gebiet für das von der Staatsregierung konzipierte 365-Euro-Jahresticket als Pilotregion zu bestimmen. Das Gebiet der VAB wäre eine ideale Region, sagte Landrat Jens Marco Scherf Ja zu dieser Idee des Aschaffenburger Landrats Ulrich Reuter. Es wäre wichtig, dass der Freistaat neben einer Metropolregion auch eine eher ländliche Region auswählt, so Scherf. Er sprach sich dafür aus, beim Freistaat Interesse zu bekunden und die Bedingungen für eine Beteiligung anzufragen. Der Großteil der Kreisräte sprach sich dafür aus, es unbedingt zu probieren. Die Erfahrungen des Projekts – egal ob positiv oder negativ – wären für den Freistaat sehr wichtig. Bedenken kamen von einem Kreisrat, der die Skepsis von Experten bei einer Anhörung im Verkehrsausschuss des Landtags anführte.

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