Wichtige Integrationsthemen diskutiert
Die Mitglieder des Integrationsbeirats haben sich in ihrer mittlerweile fünften Sitzung am Donnerstagabend, 30. November 2017 im Landratsamt über diverse Ziele verständigt, die sie erreichen wollen. In Kleingruppen erarbeiteten die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fünf Schwerpunktthemen und legten fest, welche konkreten Schritte gegangen werden.
Moderiert von Alexander Wolz, waren zunächst 15 Themen festgelegt worden, die anschließend priorisiert wurden. In fünf Gruppen mit jeweils fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter auch Landrat Jens Marco Scherf und seinem Stellvertreter im Amt, Gerald Rosel sowie dem Vorsitzende des Bayerischen Gemeindetags, Günther Oettinger, wurden anschließend die Ziele definiert, die weitere Vorgehensweise besprochen und die Frage geklärt, wie die Ideen erfolgreich umgesetzt werden können.
Als wichtigstes Thema wurde der Spracherwerb erkannt, denn nur mit guten Sprachkenntnissen ist die berufliche und gesellschaftliche Integration möglich. Wie Dr. Hubert Hortig für die Gruppe erklärte, müsse man mit einfacher Sprache beginnen und die Alltagssprache aufnehmen. Dabei helfe etwa der Kontakt zu den Nachbarn, damit täglich deutsch gesprochen wird. Als gutes Mittel, die Sprache zu lernen, erachtete die Gruppe auch das Schauen deutscher Fernsehprogramme. Jeder müsse aber das Gelernte selbstständig in der Praxis anwenden und aus Fehlern lernen, so die Meinung der Gruppe. Um den Spracherfolg zu erreichen, müssten aber alle Lernwillige wissen, wo welche Kurse angeboten werden. Um für Sprachkurse zu motivieren, würde ein persönliches Schreiben von
Respektspersonen wie dem Landrat oder dem Bürgermeister helfen, war man sich einig. In diesem Schreiben könnten auch Ansprechpartner genannt werden. Bildungskoordinatorin Heidrun Zeug ergänzte, dass sie zurzeit an einer Internetseite arbeitet, auf der alle Kursangebote – sowohl die Kurse des Bundesamts wie auch ehrenamtliche Kurse – aufgeführt werden.
In Sachen Bildung müsse es Landrat Jens Marco Scherf zufolge das Ziel sein, möglichst viele erfolgreiche Bildungsbiografien zu kreieren. „Wir haben viele Bildungsangebote“, sagte Scherf, „der entscheidende Faktor ist aber die Motivation.“ Scherfs Gruppe schlug vor, Kurse für Eltern anzubieten – je nach Alter ihrer Kinder. Als Referenten wären Multi-plikatoren sinnvoll, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Hier soll zeitnah ein Konzept erstellt werden. Unter anderem wollen sich das Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie am Landratsamt sowie der Verein Frauen für Frauen dafür engagieren.
Für die politische Vertretung wäre laut Gerald Rosel denkbar, einen hauptamtlichen Beauftragten im Landratsamt zu installieren, der als Ansprechpartner für Migranten fungiert und die Vernetzung mit allen staatlichen Stellen (Schulen, Kindergärten ...) sicherstellt. Zu überlegen wäre, ob die Migranten selbst einen politischen Vertreter wählen, der mit dem Hauptamtlichen im Landratsamt zusammenarbeitet. Im ersten Quartal 2018 soll eine Projektgruppe ins Leben gerufen werden, die von Gerald Rosel koordiniert wird.
Ein Schwerpunkt der Gruppe „Gesellschaftliche Teilhabe“ war die Betätigung von Migrantinnen und Migranten in Vereinen und Organisationen. Ein Migrant müsse leicht an die Information kommen, wo er seinen Interessen nachgehen kann, so die Erkenntnis. Hilfreich ist die Bekanntmachung von Ansprechpartnern auf Gemeindeebene, fasste Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz die Erkenntnisse der Gruppe zusammen. Es müsse auch im Eigeninteresse von Vereinen und Hilfsorganisationen liegen, neue Mitglieder zu gewinnen, sagte er. Als hilfreich würde sich etwa ein „Zubringer“ erweisen, der Interessenten mit in den Verein nimmt, um die Barriere der ersten Kontaktaufnahme zu erleichtern. Als erfolgsversprechend bewertete die Gruppe sogenannte Vereinsmessen, bei denen sich Vereine vorstellen. Allerdings müsse man sich Gedanken machen, wie man Migrantinnen und Migranten dazu bringt, diese Messen zu besuchen. Landrat Jens Marco Scherf riet dazu, bei Organisationen wie BLSV und Hilfsorganisationen deren bisherige Erfahrungen abzufragen und eventuelle Erfolgsgeschichten zu transportieren.
Dass die Ausweitung des Sprachvermittlerdiensts gut wäre, wurde in einer weiteren Arbeitsgruppe deutlich. Bislang können nur Institutionen, die mit Bildung befasst sind, solche Sprachvermittler beim Verein Frauen für Frauen anfordern. Dennoch herrsche noch weiterer Bedarf – etwa bei der Begleitung von Arzt- und Behördenbesuchen. Vor allem bei Arztbesuchen sei der Bedarf riesengroß, denn hier sei die Sprachbarriere besonders groß. Hier sei aber nicht der Landkreis in der Pflicht, das sei im Aufgabenbereich der Krankenkassen, stellte Landrat Jens Marco Scherf fest, das Landratsamt ziehe bei Bedarf Dolmetscher hinzu. Das Gremium entschied sich am Ende dafür, zunächst zu schauen, wie in anderen Landkreisen mit dieser Situation umgehen und wie die Finanzierung läuft. Die Ergebnisse sollen im Integrationsbeirat präsentiert werden.
Am Ende der rund dreistündigen Veranstaltung freute sich Landrat Jens Marco Scherf über eine gut strukturierte und moderierte Sitzung, die viele interessante Ansätze gebracht habe. Eines sei klar, so Scherf: „Integration funktioniert nur, wenn alle anpacken.“
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