Vereine in Corona-Zeiten
Vereinsfeste leiden durch Corona

So ähnlich sollte es am kommenden Wochenende in Sulzbach aussehen beim Jubiläum „40 Jahre Partnerschaft Sulzbach – Urrugne“. Das Corona-Virus ist der Grund dafür, dass das Fest abgesagt werden musste. Hier ein Foto von den Feierlichkeiten beim 35-jährigen Partnerschaftsjubiläum.  | Foto: Markt Sulzbach
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  • So ähnlich sollte es am kommenden Wochenende in Sulzbach aussehen beim Jubiläum „40 Jahre Partnerschaft Sulzbach – Urrugne“. Das Corona-Virus ist der Grund dafür, dass das Fest abgesagt werden musste. Hier ein Foto von den Feierlichkeiten beim 35-jährigen Partnerschaftsjubiläum.
  • Foto: Markt Sulzbach
  • hochgeladen von Andrea Kaller-Fichtmüller

Keine Veranstaltungen bis 31. August 2020 – Corona-Virus bringt kulturelle Vielfalt zum Erliegen – Vereine leiden besonders darunter

Lesen Sie nachfolgend den Artikel über die Vereine in Corona-Zeiten im nördlichen Landkreis Miltenberg. Den Teil über die Vereine im südlichen Landkreis können Sie hier lesen.

Das Corona-Virus mischt sich in diesem Jahr überall ein! Es bestimmt, wie und wann wir arbeiten gehen, wann unsere Kinder die Schule oder die Kita besuchen dürfen und wo wir einkaufen können. Es bestimmt sogar, ob wir Familie und Freunde treffen dürfen oder nicht und ist der Grund dafür, dass unsere kulturelle Vielfalt mit Festen und Märkten komplett zum Erliegen gekommen ist. Alle Veranstaltungen sind aufgrund des Virus bis zunächst 31. August abgesagt, Verlängerung nicht ausgeschlossen! Das betrifft einerseits zahlenmäßig eher kleinere Veranstaltungen wie Generalversammlungen von Musik-, Sport- oder Gesangvereinen, macht aber nicht einmal vor der großen Michaelismesse Halt, dem größten Volksfest am Untermain. Traurige Gewissheit seit letzter Woche: keine Michelsmess 2020 in Miltenberg!

Gebeutelte Vereine

Wer durch den Ausfall sämtlicher Veranstaltungen besonders gebeutelt ist, sind die Vereine in unserer Region, die mit Jubiläums- oder Traditionsfesten ganz entscheidend dazu beitragen, dass unser Landkreis mit Leben gefüllt wird. Auch Städte und Gemeinden sind betroffen, die traditionelle Veranstaltungen absagen mussten.

40 Jahre Partnerschaft Sulzbach – Urrugne

Bürgermeister Martin Stock aus Sulzbach. | Foto: privat
Artur Hansl, Sprecher des Freundeskreises Sulzbach – Urrugne. | Foto: privat

Eine der betroffenen Gemeinden ist Sulzbach. Die Marktgemeinde unterhält eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Urrugne, die im Baskenland an der spanischen Grenze und am Atlantik liegt. Seit genau 40 Jahren besteht diese Partnerschaft, die man am kommenden Wochenende mit einem großen Jubiläumsfest feiern wollte. „Die Absage des Partnerschaftsjubiläums ist uns nicht leicht gefallen“, gesteht der Sulzbacher Bürgermeister Martin Stock. „Sie ist uns sogar sehr schwer gefallen, weil wir einen engen Bezug zu unseren baskischen Freunden haben und diese Freundschaft sehr aktiv im Ort gelebt wird. Alle 5 Jahre feiern wir den offiziellen Festakt. Die Gastfamilien und Mitglieder des Freundeskreises besuchen sich darüber hinaus in den anderen Jahren regelmäßig. So kommt beispielsweise eine Abordnung der französischen Musiker zum Fasching zu uns, die mit uns die närrischen Tage verbringen wollen. Auch Mitglieder des Wandervereins fahren des Öfteren zu ihrem Partnerschaftswanderverein nach Frankreich und einige Franzosen laufen beim Churfrankenlauf, der alljährlich im September stattfindet, mit. So eine Absage wie in diesem Jahr hatten wir in der 40-jährigen Geschichte unserer Partnerschaft noch nie.“

100 Jahre FC Kleinwallstadt

Hans Hornung, erster Vorstand des FC 1920 Kleinwallstadt e.V. | Foto: privat

100 Jahre wird ein Verein nur einmal. Das ist in diesem Jahr beim FC 1920 Kleinwallstadt e.V. der Fall, dessen Jubiläum jetzt geplatzt ist. „Wenn man ein Jubiläumsjahr nicht wie geplant durchziehen kann und die Festaktivitäten zurückschrauben muss, dann ist das natürlich bitter“, sagt Hans Hornung, der erste Vorstand des FC Kleinwallstadt, zur Absage. „Wir hatten nicht nur ein großes Jubiläumsfest am 4. und 5. Juli geplant, sondern auch die Kirchweih mit Ehrenabend.“ Die Kirchweih wird in Kleinwallstadt jährlich wechselnd an Ortsvereine der Marktgemeinde vergeben. „Dieses Jahr wären wir an der Reihe gewesen. Nächstes Jahr ist schon wieder ein anderer Verein dran.“

25 Jahre 1. Boule-Club-Mechenhard

Präsident Thomas Höfer vom 1. Boule-Club Mechenhard. | Foto: privat

Und auch der 1. Boule-Club Mechenhard ist ein Opfer der Corona-Pandemie. Ein 25-jähriges Jubiläumsturnier war am 15. August dieses Jahres geplant und fällt nun aus. „Für uns macht ein Turnier nur dann Sinn, wenn wir es wie gewohnt durchführen können“, erklärt der Präsident Thomas Höfer. „Aufgrund der Situation, dass das Virus – anders als andere Viren – sehr aggressiv verbreitbar ist und wir natürlich auch in unseren Reihen vorbelastete Personen haben und kein Risiko eingehen wollten, war es nicht unbedingt schwierig, das Turnier ausfallen zu lassen. Es ist dennoch schade, dass es nicht stattfinden wird, denn wir haben unter anderem Musik mit einer Band geplant.“

Traurigkeit bei den Veranstaltern

„Wir haben uns alle auf das Partnerschaftsjubiläum mit Urrugne gefreut, die Vorbereitungen waren schon in vollem Gange“, führt Bürgermeister Martin Stock aus Sulzbach aus. „Gemeinsam mit unserem sehr agilen Freundeskreis, der im letzten Jahr gegründet wurde, haben wir ein schönes Programm auf die Beine gestellt. Artur Hansl, der Sprecher des Freundeskreises, und die anderen rund 40 Mitglieder haben viele Vorschläge eingebracht. Wir waren schon so weit, dass das Programm mit Ausflügen, Feierlichkeiten und Festakt stand und dann kam uns Corona dazwischen.“ Schweren Herzens hat sich die Marktgemeinde frühzeitig entschieden, das Fest abzusagen. „Das geschah auch aus Rücksicht auf unsere französischen Freunde, die durch ihre Nähe zur spanischen Grenze von Covid 19 stärker betroffen sind. Für uns war aber ganz klar, dass der Schutz der Gesundheit im Vordergrund steht. Die Entscheidung traf bei allen auf vollstes Verständnis, denn die Gesundheit muss immer an erster Stelle stehen.“

Die Folgen der Absagen

Dass so eine Absage auch Konsequenzen hat, ist ganz klar.

„Mit dem Jubiläumsfest im Juli und der Kirchweih im Herbst fallen uns gleich zwei bedeutende Einnahmequellen weg“, erläutert Hans Hornung vom FC Kleinwallstadt. „Allein mit Beiträgen führt man heute keinen Verein mehr. Man muss schon weitere Aktivitäten machen, um kein Loch in die Vereinsfinanzen zu reißen. Mit sportlichen Aktivitäten wie Vereinsturnieren oder eben Festen, wie wir es dieses Jahr geplant hatten, werden Vereinseinnahmen generiert.“ Wie viele andere Vereine am Untermain sind die Sportanlagen in Kleinwallstadt Eigentum des FC Kleinwallstadt. „Dadurch haben wir natürlich laufende Kosten, denn die Sportplätze müssen weiterhin gepflegt werden, auch wenn keine Spiele stattfinden. Es muss gemäht, gedüngt und bewässert werden. Ein Sportheim, wie wir es haben, muss unterhalten werden. Wir haben laufende Kosten durch Personalkosten für Trainer, Reinigungskraft oder Platzwart, dazu Verbrauchskosten und Versicherungen. Ein Verein, der keine solide Basis hat, kann dabei schon in Schieflage kommen.“ Der FC Kleinwallstadt wirtschaftet vernünftig und geht daher nicht unter. „Wir haben uns einen kleinen Puffer aufgebaut und können das jetzt durchstehen. Allerdings sollte es natürlich auch nicht zu lange andauern.“

„Bei einem Turnier zum 25-jährigen Jubiläum hätten wir natürlich durch Essen- und Getränkeausgabe Einnahmen für den Club erwirtschaftet“, pflichtet Thomas Höfer vom 1. Boule-Club Mechenhard bei. „Das wäre schon ein wirtschaftlicher Faktor gewesen, wenn auch alle anderen Turniere stattfinden würden. Wir haben insgesamt vier Ligamannschaften und sind 2019 von der Bayernliga über ein Relegationsturnier in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Dort hätten wir dieses Jahr gespielt. Die Fahrten nach Hamburg oder Düsseldorf hätten den Etat des Clubs schon belastet. Aber dadurch, dass auch diese Spiele, ebenso wie die Spiele der anderen drei Mannschaften in der Landesliga Nord, der Bezirksoberliga und der Bezirksliga abgesagt wurden und dadurch keine Fahrt- und Übernachtungskosten anfallen, wiegt der Ausfall unseres Jubiläumsturniers nicht ganz so schwer.“

„Von der finanziellen Seite her hatten wir bisher keine verbindlichen Verpflichtungen für das Partnerschaftsjubiläum eingehen müssen“, ist Bürgermeister Martin Stock erleichtert. „Wir hatten uns zwar schon Angebote für das Catering oder das Busunternehmen eingeholt, aber noch keine Verträge unterzeichnet, da es damals gerade mit Corona losging. Als einziger Kostenpunkt ist bisher lediglich eine Kerzenanfertigung mit den Jahreszahlen 1980 bis 2020 zu Buche geschlagen, die beim offiziellen Gedenkgottesdienst entzündet worden wäre. Das kann man guten Gewissens verschmerzen. Viel gravierender ist für uns der ideelle Wert des Festes, der nun, da alles abgesagt ist, einen großen Verlust darstellt. Unsere Partnerschaft lebt von den Menschen. Wenn die Bürger aus den beiden Kommunen nicht die Möglichkeit haben, sich zu begegnen und auszutauschen, dann macht ein Jubiläumsfest keinen Sinn. Für mich persönlich wäre es das erste Mal gewesen, die französischen Gäste in Sulzbach willkommen zu heißen, da ich erst seit März 2018 Bürgermeister bin. Ich habe schon sehr viel von der Partnerschaft mitbekommen. Es ist sehr bedauerlich. Andererseits muss man ganz klar sagen, dass der Schutz der Gesundheit Vorrang hat.“

Wie kann es weitergehen?

Die drei Betroffenen haben sich, wie die vielen anderen Vereine oder Institutionen, die dieses Jahr ebenfalls etwas Besonderes zu feiern gehabt hätten, Alternativen ausgedacht.

„Wir werden unser Jubiläumsturnier wohl im kommenden Jahr in irgendeiner Form nachholen“, legt Boule-Club-Präsident Thomas Höfer dar. „Dieses Jahr ist es das unmöglich. Was derzeit bei uns allerdings noch offen ist, ist der Dachkandelcup, der am 3. Oktober geplant ist. Vielleicht kann ja zumindest dieser durchgeführt werden. Den Boulesport kann man übrigens auch kontaktlos betreiben „Nächste Woche werden daher einzelne Vereine den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. Wir werden uns mit dem Landratsamt absprechen und dann unsere Mitglieder über eine Rundmail informieren.“

„Wir freuen uns jetzt umso mehr, wenn wir unser Jubiläumsfest zu gegebener Zeit nachholen können“, blickt Bürgermeister Martin Stock nach vorne. „Es ist zwar noch nichts spruchreif, aber wir stehen diesbezüglich mit unseren französischen Freunden in Kontakt. Wir haben uns aber nicht auf ein bestimmtes Datum verständigt, weil die Lage momentan so dynamisch ist. Man kann schlecht absehen, ob sich möglicherweise im Herbst die Situation schon verbessert hat. Es gilt, die Entwicklung der Umstände abzuwarten. Es wäre jetzt das falsche Zeichen, Hoffnung zu machen, wenn man am Ende ein zweites Mal enttäuscht werden würde. Das Partnerschaftsjubiläum können wir notfalls auch im nächsten oder übernächsten Jahr nachholen. Die Arbeit, die wir uns jetzt gemacht haben, war ja nicht umsonst. Wenn es die allgemeine Situation zulässt, können wir mit der geleisteten Vorarbeit direkt wieder in die Planung einsteigen.“ Ein kleines Trostpflaster bereitet die Gemeinde ihren französischen Freunden dennoch. „Wir haben dabei an Halstücher gedacht, die wir mit unserem Partnerschaftslogo besticken möchten. So ein Halstuch hat etwas Verbindendes: ´Wir denken an Euch! Wir lassen uns durch Corona nicht voneinander trennen und auch, wenn wir uns momentan nicht persönlich sehen können, sind wir trotzdem miteinander verbunden.´ Das ist die Symbolik, die dahintersteht.“

„Im Moment kann man nicht entgegenwirken“, meint Hans Hornung vom FC Kleinwallstadt abschließend. „Wir lassen es anlaufen, wenn es wieder möglich ist. Unsere geplanten Aktivitäten zum Vereinsjubiläum versuchen wir um ein Jahr zu verschieben. Ob wir allerdings die Einnahmen wie gewünscht erwirtschaften können, wissen wir nicht, denn die Kirchweih ist bereits anderweitig vergeben, sodass hier ein Einnahmeverlust in unserer Vereinskasse zu Buche schlägt. Außerdem muss man versuchen, dass durch die vielen, in diesem Jahr ausgefallenen Veranstaltungen der Veranstaltungskalender im nächsten Jahr nicht überfrachtet wird und die Menschen nicht mehr kommen, weil es ihnen zu viel wird.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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