Trotz Digitalisierung: Hüter der Grenzen bleiben wichtig
Die Feldgeschworenen übernehmen seit Jahrhunderten Verantwortung für die Gemeindegrenzen und sind auch in Zeiten satellitengestützter Navigation unverzichtbar. Diese Auffassung vertraten alle Rednerinnen und Redner beim Feldgeschworenenjahrtag des Altlandkreises Obernburg am Samstag in Röllbach.
Nach einem beeindruckenden Festgottesdienst von Pfarrer Franz Leipold und anschließendem Festzug konnte der Kreisobmann der Feldgeschworenen, Christian Schüßler, in der sehr gut gefüllten Hermann-Schwing-Halle nicht nur die Feldgeschworenen, Vermessungsamtsleiter Wolfgang Reindl und Regina Groll (Leiterin Untere Naturschutzbehörde) begrüßen, sondern auch zahlreiche Ehrengäste aus Landes- und Kommunalpolitik und Wirtschaft sowie Feldgeschworene aus dem Altlandkreis Miltenberg. Nach Willkommensworten des Ortsobmanns Lukas Zoll freute sich Röllbachs Bürgermeister Rudi Schreck, erstmals seit 32 Jahre wieder einen Feldgeschworenenjahrtag in Röllbach zu Gast haben zu dürfen. Das Ehrenamt genieße in Röllbach lange Tradition und werde auch heute noch rege gelebt, so Schreck. Schon im 16. Jahrhundert seien im Dorfbuch Berichte von Grenzsteinverletzungen aufgeführt, wusste er. Diese Missetaten seien damals öffentlich verhandelt worden.
Feldgeschworene seien für Bayern und Franken ein Alleinstellungsmerkmal, stellte Landrat Jens Marco Scherf fest. Traditionen wie der Feldgeschworenenjahrtag seien in Zeiten fortschreitender Globalisierung ein Ausdruck von Heimatgefühl. Die Siebener versähen eine ehrenvolle Aufgabe im Gemeinwesen und wahrten damit altes Brauchtum getreu dem Leitwort „Tue recht, fürchte Gott und scheue niemand!“ Scherf dankte allen, die bei der Organisation des Jahrtags geholfen hatten, aber auch den Personen im Mittelpunkt des Jahrtages, den Feldgeschworenen. Deren Arbeit sei „pflichtbewusst und verdienstvoll“, lobte er. Das von ihnen gelebte bürgerschaftliche Engagement in Rahmen eines Ehrenamtes sei eines der Fundamente der freiheitlichen Demokratie. „Sie nehmen die Freiheit wahr und übernehmen Verantwortung für uns alle“, würdigte er diesen Einsatz ausdrücklich.
Mehrere Ehrenurkunden des Freistaates Bayern, unterzeichnet vom damaligen Heimatminister und heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder, überreichte er an Feldgeschworene, die seit 25 und 40 Jahren aktiv sind. Seit 25 Jahren als Siebener tätig sind Erich Oberle (Elsenfeld), Josef Bernard (Elsenfeld-Schippach) und Dieter Schandel (Großwallstadt), seit 40 Jahren Herbert Rüth und Egon Hein (beide Elsenfeld-Eichelsbach) sowie Anton Vogel (Mömlingen). Die nicht anwesenden Gerald Bauriedel (Kleinwallstadt-Hofstetten, 40 Jahre) und Hermann Schüßler (Leidersbach-Ebersbach, 50 Jahre) werden zu einem späteren Zeitpunkt geehrt.
Der Landrat vereidigte anschließend vier neue Feldgeschworene: Walter Kempf (Leidersbach), Manfred Giegerich (Obernburg-Eisenbach), Mario Frank (Sulzbach-Soden) und Otto Kohl (Wörth). Andreas Graupner (Mönchberg) wird von Mönchbergs Bürgermeister Thomas Zöller demnächst vereidigt.
Eine lange Liste von Grußwortrednern beschloss den Feldgeschworenenjahrtag, der musikalisch vom Musikverein Röllbach begleitet wurde. Die Feldgeschworenen trügen zum nachbarschaftlichen Frieden bei, sagte der Leiter des Vermessungsamts, Wolfgang Reindl. Die Siebener seien und blieben ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Vermessungsverwaltung, versicherte er. Sie seien noch heute für die Abmarkung von Grundstücksgrenzen zuständig, aber erst mit dem offiziellen Protokoll durch das Vermessungsamt würden die Vermessungspunkte rechtskräftig, beschrieb er die wichtige Rolle der Feldgeschworenen. Das Feldgeschworenenwesen sei aber im Wandel und werde moderner, stellte Reindl fest. Immer mehr Feldgeschworene seien mittlerweile mit GPS-Geräten unterwegs, hatte er beobachtet.
Lob für den ehrenamtlichen und vorbildlichen Einsatz der Feldgeschworenen brachten die Landtagsabgeordneten Berthold Rüth, Martina Fehlner und Hans Jürgen Fahn sowie Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel zum Ausdruck. Nicht umsonst hätten die Siebener ein so hohes Ansehen in der Bevölkerung, stellten sie fest. Es wäre aber nicht schlecht, mehr Frauen als Feldgeschworene zu werben. In Vertretung des Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetags, Günther Oettinger, sagte Obernburgs Bürgermeister Dietmar Fieger, dass die Bürgermeister genau wüssten, was sie an den Feldgeschworenen hätten. Aufgrund der ehrenamtlichen Arbeit seien die Gebühren in Bayern im Vergleich mit anderen Bundesländern ohne Feldgeschworenenamt vergleichsweise niedrig, stellte er klar. Die Vertreter der Banken – Martin Farrenkopf (RV-Bank Miltenberg), Andreas Dirsch (RV-Bank Elsava) und Simon Eifert (Sparkasse Miltenberg-Obernburg) – stellten die lange Tradition der Feldgeschworenen in den Vordergrund und überreichten jeweils Schecks an Kreisobmann Christian Schüßler.
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