Sulzbach soll Stellplatz für Rettungsdienst bekommen

Mit Rettungswagenstellplätzen in Sulzbach und Mömbris soll der Rettungsdienst in der Region laut Beschluss der Verbandsversammlung des Rettungszweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bayerischer Untermain weiter verbessert werden. Der Verband reagiert damit auf die Ergebnisse der sogenannten Trust-III-Untersuchung, in der die Notfallrettung im Gebiet der Integrierten Leitstelle unter die Lupe genommen worden war.

In der Verbandsversammlung am Mittwoch im Miltenberger Landratsamt berichtete Verbandsgeschäftsführer Dr. Meinrad Gruber über die Ergebnisse zweier Untersuchungen des Instituts für Notfallmedizin in München (INM) im Zeitraum vom 1. September 2014 bis 31. August 2015. Aus der Untersuchung des grenzüberschreitenden Rettungsdienstes zwischen Bayern und Hessen sei hervorgegangen, dass im Berichtszeitraum 1484 Mal Rettungskräfte aus Hessen in Bayern tätig waren: 1194 Mal im Landkreis Aschaffenburg, 262 Mal im Landkreis Miltenberg. Diese teilten sich wie folgt auf: 81 in Mömlingen, 49 in Obernburg, 32 in Amorbach, 21 in Niedernberg, 16 in Weilbach, 16 in Großwallstadt, zwölf in Wörth und elf in Kirchzell. Dabei wurden die Hessen immer dann gerufen, wenn kein Rettungsfahrzeug aus Bayern verfügbar war oder die die Hessen schneller als die Retter aus Bayern vor Ort sein konnten. Interessante Aufschlüsse gaben die Zahlen, wie häufig die Rettungskräfte aus Bayern nicht kommen konnten, weil sie durch Einsätze gebunden waren. Im Bereich Alzenau in 92,3 Prozent aller Fälle, in Aschaffenburg in 29,4 Prozent der Fälle, in Miltenberg in 69,9 Prozent der Fälle und in Obernburg in 88,8 Prozent der Fälle. Ein Sonderfall sei laut Gruber die Region Großostheim, die zum größten Teil aus Schaafheim (Hessen) versorgt werde. Das Innenministerium wolle aber zunächst einmal abwarten, wie sich die Situation durch die Einrichtung der Rettungswache in Sulzbach entwickelt, bevor eine Entscheidung über eine Rettungswache in Großostheim getroffen werde, sagte Gruber.
Auch der Vergleich der Trust-III-Untersuchung mit der Trust-II-Untersuchung im Jahr 2011 brachte wichtige Erkenntnisse: Demnach hat die Zahl der Notfallrettungen um 26 Prozent zugenommen – regional unterschiedlich mit der Spitze im Landkreis Miltenberg (+ 33 Prozent). Im Nachgang zu Trust II habe man bereits reagiert, nannte Gruber einen neuen Stellplatz in Sailauf sowie die Ausweitung des Stellplatzes Amorbach um 21 Wochenstunden und später – nach Schließung der Notaufnahme des Krankenhauses Miltenberg – um weitere 41 Wochenstunden. Auch den Stellplatz Hobbach habe man um 42 Wochenstunden ausgeweitet. Nach den Trust-III-Ergebnissen schlage man einen neuen Stellplatz in Sulzbach mit 110 Wochenstunden vor, einen in Mömbris (70 Wochenstunden) sowie in Wiesthal (Rettungsdienstbereich Würzburg). Der Standort Sulzbach solle montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr sowie von Freitag, 8 Uhr, bis Sonntag, 22 Uhr, besetzt sein. Den Standort habe man im Hinblick auf die regionale Geographie gewählt, wies Gruber auf Orte hin, in denen die zwölfminütige Hilfsfrist häufig nicht eingehalten werden kann: In Leidersbach etwa seien im Untersuchungszeitraum 102 solche Fälle aufgetreten. In Sulzbach könne man die Rettungsmittel schnell im Maintal verschieben, zudem sei man schnell in Leidersbach und anderen Orten im nördlichen Landkreis. Aus dem Gremium wurde darüber hinaus angeregt, auch Neunkirchen und Kirchzell nicht zu vergessen. Bei den Krankentransporten werde man Gruber zufolge zum 1. Januar 2017 4,5 Stunden innerhalb des BRK von Aschaffenburg nach Miltenberg verlagern, um den dort gestiegenen Zahlen Rechnung zu tragen. Zehn weitere Stunden sollen wegen gesunkener Zahlen in Aschaffenburg wegfallen.

Mit großem Bedauern hat Verbandsvorsitzender Landrat Jens Marco Scherf die beiden ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Jürgen Luxem und Rolf Kirchner, verabschiedet. Sie hatten sich die Stelle geteilt, dies war aber seit Sommer 2016 wegen der Novellierung des Rettungsdienstgesetzes nicht mehr möglich. Sie hätten Pionierarbeit geleistet, lobte Scherf die beiden Ärzte, die den Posten seit 2011 zunächst vorläufig und seit 2013 endgültig bekleidet hatten. Seit dieser Zeit hätten sie sich um die Verbesserung der Qualität der rettungsdienstlichen Leistungen im Verbandsgebiet verdient gemacht, belegte Scherf mit mehreren Punkten: Zusammenführung der Qualitätsvorstellungen der Hilfsorganisationen, Vorantreiben neuer Methoden und Techniken (Telefonreanimation und elektronischer Bettennachweis IVENA), Einführung der einheitlichen Medikamentenbevorratung auf den Einsatzfahrzeugen sowie die Weiterentwicklung der Standardvorgehensweisen. „Ich bedauere ausdrücklich, dass Sie sich aufgrund der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht in der Lage sahen, sich erneut um die Position des ärztlichen Leiters Rettungsdienst zu bewerben“, stellte der Landrat fest, äußerte aber vollstes Verständnis dafür, dass die Haupttätigkeit der Ärzte Vorrang genießen müsse. Erfreut war Scherf, dass beide Ärzte dem Rettungsdienst als Notärzte und Leitende Notärzte weiter erhalten bleiben.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt stimmte die Verbandsversammlung einstimmig der Geschäftsordnung zu, die Meinrad Gruber zuvor in den wichtigsten Punkten erläutert hatte.

Ebenso einstimmig sagte die Versammlung Ja zum erarbeiteten ILS-Vertretungskonzept. Dieses sieht vor, dass sich Leitstellen gegenseitig vertreten, sollten sie ausfallen. Im Falle der ILS in Aschaffenburg sieht das wie folgt aus: Aschaffenburg wird durch Würzburg vertreten, Würzburg durch Nürnberg. Aschaffenburg selbst wird aufgrund der geringeren Größe keine der genannten Leitstellen vertreten. Um dieses Konzept zu ermöglichen, muss der Rettungszweckverband zunächst 20.000 Euro in die technische Ertüchtigung investieren.

Ebenso einstimmig segnete die Versammlung den Vorschlag von Meinrad Gruber ab, dass der Zweckverband bis 2020 bei der Altregelung der Umsatzsteuerbeteiligung bleibt, ehe die Neuregelung vom 1. Januar 2020 an zwingend umgesetzt werden muss.

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