Schwarzwildbestand muss weiter reduziert werden
Landrat Jens Marco Scherf hat bei der öffentlichen Hegeschau der Jagdbehörde für den Südlandkreis Miltenberg den verantwortungsvollen Einsatz der Jägerschaft für Wild und Natur herausgestellt. Im Umpfenbacher Schützenhaus würdigte der Landrat auch die Anstrengungen, den Schwarzwildbestand durch intensive Bejagung in den Griff zu bekommen.
Nach schwungvollem Beginn durch das Parforcehorncorps Bayerischer Untermain unter Leitung von Bettina Mecking verdeutlichte Scherf, wie wichtig es sei, der Gesellschaft ein positives Bild des Tuns der Jägerschaft zu vermitteln. Jäger, Land- und Forstwirte, Grund-stücksbesitzer sowie Tier- und Naturschutzverbände müssten gemeinsam Verantwortung für die Natur wahrnehmen. Scherf empfahl den Jägern, neue Konzepte mit den am Jagdwesen Beteiligten auf Augenhöhe zu diskutieren und gemeinsam neue Wege zu gehen. So habe man etwa bei einem Workshop in Preunschen für die dortigen Reviere unter anderem diskutiert, wie das Miteinander von Landwirtschaft, Waldbesitzern und Jägern besser gelingen kann. Auch über alternative Jagdmethoden wie Saufang und Nachtsichttechnik wurde diskutiert, da diese zum Maßnahmenkatalog des Staatsministeriums gehören. Landrat Scherf versicherte, dass die Jagdbehörde jeden einzelnen Fall gründlich prüfen werde, ob Ausnahmegenehmigungen für diese bislang verbotenen Jagdmethoden möglich seien. Um den Austausch von Landwirten und Jägern zu fördern, nutze ein Gruppe von 20 Jägern und Jagdgenossen eine Internetplattform namens WilTiB, mit der Informationen über Sichtungen, Schäden, Schussschneisen, Koordination von Bewegungsjagden und vieles mehr ausgetauscht werden können. Dass die Jäger im zurückliegenden Jagdjahr große Anstrengungen zur Reduzierung der Schwarzwildbestände unternommen hätten, belegte Jens Marco Scherf mit Rekordabschusszahlen. Dennoch bleibe die hohe Schwarzwildpopulation ein Problem.
Erfreulich sei die Einrichtung einer Konfiskatsammelstelle am Obernburger Bauhof, wo in sechs Monaten sieben Tonnen Wildaufbruch angeliefert worden seien. Eine Anlage an der Kläranlage Miltenberg werde noch 2018 in Betrieb gehen. Scherf würdigte das Engagement der Hegegemeinschaften und die hohe Bereitschaft, angesichts drohender Tierseuchen besondere Verantwortung zu übernehmen. Die Rotwildbestände im Spessart und Odenwald nähmen zu und verlagerten sich teilweise räumlich, wusste der Landrat. Hier müssten Jäger, Hegegemeinschaften, Waldbesitzer und Behörden mit Augenmaß Sorge für einen gesunden, tragfähigen Bestand tragen. Wegen der besorgniserregend hohen Fallwildzahlen im Rotwildgebiet Spessart habe die Jagdbehörde die Gemeinden gebeten, einen Appell an Hundebesitzer und andere Tierhalter wegen Weidezäunen zu veröffentlichen. Scherf lobte auch die erfolgreiche Aktion „Action for Kitz“, mit der der grausame Mähtod von Kitzen verhindert wird. Scherf dankte am Ende seiner Rede dem die Hegeschau ausrichtenden Jagdschutzverein Miltenberg mit dem Vorsitzenden Ralph Keller, dem Schützenverein Umpfenbach für die Gastfreundschaft im Schützenhaus und dem Parforcehorncorps für die Umrahmung.
Laut Wildstatistik sind Jagdberater Rudi Faber zufolge im vergangenen Jahr insgesamt 3323 Rehe abgegangen, darunter 2647 erlegte, 120 verendet gefundene und 556 überfahrene. Dazu kamen 3674 Sauen – die bislang höchste Strecke im Landkreis. Auch 185 Stück Rotwild seien erlegt worden. Die Abschusserfüllung im Altlandkreis sei im zweiten vom drei Jahre umfassenden Intervall in allen fünf Hegegemeinschaften im Plan, so Faber. In der Hegegemeinschaft 1 (Kirschfurt/Großheubach/Altenbuch) seien 474 Stück Rehwild abgegangen, was einer Erfüllung von 35 Prozent entspreche. Das sei vorbildlich, lobte Faber. In der Hegegemeinschaft 2 (Neunkirchen bis Heppdiel) gingen 356 Stück Rehwild ab (Erfüllung von 32 Prozent), in der Hegegemeinschaft 3 (Hambrunn/Miltenberg) 411 Stück (32 Prozent), in der Hegegemeinschaft 4 (Amorbach bis Laudenbach) 361 Stück (33 Prozent) und in der Hegegemeinschaft 5 (Beuchen/Preunschen/Watterbach) 415 Stück (34 Prozent).
Von den 2384 im Altlandkreis erlegten, verendeten und verunfallten Sauen seien 82 Prozent in der Jugendklasse gewesen – ein vorbildlicher Wert. Aber auch die eine oder andere Bache – keine Leit- oder Führungsbache – müsse erlegt werden.
Die Vermarktung von Wildbret sei nach wie vor problematisch, zumal die Medien ständig von der Afrikanischen Schweinepest berichteten.
Aber, so Faber, „Wildfleisch ist äußerst gesund, mehr Bio geht nicht.“ Weiteres Zahlenmaterial legte er zum Rotwild, zum sonstigen Schalenwild und dem Niederwild hervor. Auffällig seien 62 erlegte Waschbären (27 mehr als im Vorjahr) und 166 erlegte Dachse (+ 57). Ebenfalls bemerkenswert: Fünf Marderhunde wurden in Großheubach erlegt. 407 Mal sei die Polizei Miltenberg im letzten Jahr zu Wildunfällen ausgerückt – 82 Mal mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Unfälle mit Schwarzwild habe sich von 28 auf 52 erhöht.
Laut Veterinärin Isabel Boecker-Kessel ist die Afrikanische Schweinepest vom Osten kommend in Richtung Deutschland unterwegs. Dass sie nach Deutschland eingeschleppt wird, sei hochwahrscheinlich, sagte sie. Sie erklärte die Erkrankung und rief die Jäger dazu auf, mehr Tupferproben von verendet aufgefundenen Tieren zu nehmen und an das Veterinäramt zu leiten. Für den Fall der Einschleppung sei ein umfangreiches Maßnahmenbündel geschnürt worden, wusste sie. Nach wie vor sei im Jagdwesen Hygiene und Desinfektion das Gebot der Stunde, sagte sie und wies auf die Konfiskatstellen hin. Auch wenn BJV-Vorsitzender Ralph Keller diese Sammelstellen aus hygienischen Gründen kritisch bewertete, so empfehle der Präsident des Bayerischen Jagdverbands, Prof. Dr. Jürgen Vocke diese Sammelstellen ausdrücklich, entgegnete Landrat Jens Marco Scherf. Aufgrund der drohenden Tierseuchen seien diese Einrichtungen wichtig und hygienisch bei fachgerechtem Transport absolut sicher, so die Veterinärin vom Landratsamt.
Laut Walter Adamek (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) seien die Aufnahmen für das
Vegetationsgutachten
abgeschlossen; die Daten würden nun ausgewertet. Anschließend würden die Daten an alle Beteiligten verschickt mit der Möglichkeit einer Stellungnahme. Die forstlichen Gutachten würden im September erstellt und anschließend vorgestellt. Bis März 2019 würden die revierweisen Aussagen fertiggestellt. Das neue Dreijahresintervall werde 2019 beginnen, so Adamek.
In Grußworten lobten der Landtagsabgeordnete Berthold Rüth und Neunkirchens Bürgermeister Wolfgang Seitz die Arbeit der Jäger. Wie Rüth sagte, werde die Jagd immer attraktiver, was Zahlen der Jägerprüfung belegten. Immer mehr Frauen würden diese Prüfung ablegen, freute sich der Abgeordnete. Wolfgang Seitz hoffte auf ein weiterhin gutes Verhältnis zwischen Kommune, Jägern und Landwirten. Dabei sei es wichtig, die gegenseitigen Standpunkte zu kennen.
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