Runder Tisch Asyl will weiter arbeiten
Nicht nur die Ehrenamtlichen, Behörden, Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbände stellen sich dem Thema Flüchtlingsintegration, sondern auch Vereine, Verbände und Initiativen. Bei einem von Landrat Jens Marco Scherf einberufenen runden Tisch im großen Sitzungssaal des Landratsamts waren sich alle einig, sich weiterhin zu treffen und thematisch gemeinsam arbeiten zu wollen.
Landrat Jens Marco Scherf begrüßte neben zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamts und Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Hilfs- und Wohlfahrtsverbände und von Vereinen aus dem gesamten Landkreis, die von Migranten gegründet wurden. Scherf wollte von ihnen wissen, wie die Integration seit den ersten Gastarbeitern bis heute funktioniert, welche Erfahrungen die schon lange in Deutschland lebenden Migranten gemacht haben und was sie in der aktuellen Situation für wichtig halten.
Nach einer Einführung Scherfs in das Thema, untermauert mit aktuellen Flüchtlingszahlen, stellten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor. In der anschließenden Diskussion stellte sich schnell heraus, dass einige Themen Priorität haben. „Wir müssen miteinander sprechen und füreinander arbeiten“, brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt, denn nur so könne es zu einem guten Miteinander kommen. Großen Wert müsse man auf die Vernetzung legen, denn es gelte, die existierenden Angebote und Hilfeleistungen bekannt zu machen. Dabei könnte unter Umständen eine eigens programmierte App für das Smartphone helfen, die nach Wissen von Landrat Jens Marco Scherf bereits in drei bayerischen Landkreisen genutzt wird.
Dass das Lernen der deutschen Sprache unabdingbar ist, war unisono in der Diskussion zu hören. Die Kurse laufen offenbar recht gut, war mehreren Diskussionsbeiträgen zu entnehmen. So war etwa aus der Ausländerbehörde zu erfahren, dass mittlerweile die ersten
Flüchtlinge ohne Dolmetscher kommen, da sie sich gut auf Deutsch verständigen können. Die Flüchtlinge zu schulen, sie in Ausbildung zu bringen und Arbeitsplätze zu vermitteln – das sei eine Daueraufgabe, mutmaßte Landrat Jens Marco Scherf. Denn, so Scherf, „eine ernsthafte Qualifizierung braucht sehr lange.“ Gemeinden und Landkreis seien gefordert, genügend Kindergartenplätze bereit zu stellen und allen jungen Menschen beim Weg in den Beruf zu helfen. Ein Problem sei auch die Anerkennung von beruflichen Abschlüssen aus dem Ausland, da in jedem Land die Ausbildung anders geregelt sei als in Deutschland.
Einen weiteren Punkt sprach Wolfgang Härtel (Caritas) an: Es gebe viele schwer traumatisierte Menschen, wusste er, aber nur ganz wenige sprachkundige Therapeuten. Auch hatte er beobachtet, dass viele Flüchtlinge mit völlig falschen Vorstellungen nach Deutschland kommen. Die seien dann enttäuscht, wenn man ihnen die Wahrheit sagen müsse. Große Sorgen bereitet nicht nur Härtel, sondern auch anderen Diskussionsteilnehmern die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Um günstigen Wohnraum konkurrieren nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Geringverdiener. „Wir brauchen mehr sozialen Wohnungsbau“, forderte Landrat Scherf, nun zahle man für Fehler der Vergangenheit.
Als weiteren Punkt nannte ein Teilnehmer die Notwendigkeit, Flüchtlinge auch in der Zeit nach der Erstaufnahme zu begleiten und sie bei der Bewältigung ihrer Probleme nicht alleine zu lassen. „Wir müssen Begegnungen schaffen und gemeinsam leben“, brachte es ein Mann auf den Punkt. „Die Leute müssen raus aus der Erstaufnahme und unter die Leute, damit sie die Lebensweise und die Kultur in Deutschland kennenlernen“, so die Erkenntnis. „Schaffen Sie Begegnungsmöglichkeiten“, warb Landrat Scherf um ein besseres Miteinander.
Bei allen Problemen dürfe man aber die Ehrenamtlichen nicht vergessen und müsse sich um sie kümmern, denn ohne sie geht es nicht. „Wir müssen aufpassen, dass sie nicht verbrennen“, stellte Wolfgang Härtel heraus.
Nach rund zwei Stunden waren sich alle Teilnehmer einig, dass sie thematisch weiter arbeiten wollen. Bis zur nächsten Sitzung will die Landkreisverwaltung ein Konzept entwickeln, wie dies gelingen kann – möglicherweise in Form eines Integrationsbeirats. Auch andere Vereine und Institutionen, die mitarbeiten wollen, sind dazu willkommen.
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