Integrationsbeirat
Neue Projekte stärken Selbstständigkeit, Toleranz und Miteinander
Wer darf bei der Kommunalwahl 2020 im Landkreis Miltenberg wählen, wer darf sich zur Wahl stellen? Diese Fragen hat Kommunaljurist Oliver Feil am Montagabend im Integrationsbeirat im Landratsamt thematisiert.
Kurz und prägnant führte er die Gäste durch die Wahlen, bei denen Landrat und Kreistag sowie der Großteil der Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte gewählt werden. Wichtig sei, dass jeder EU-Bürger, der mindestens 18 Jahre alt ist, wählen dürfe, informierte Feil. Wer sich zur Wahl als Landrat/Landrätin oder Bürgermeister/Bürgermeisterin stellen will, müsse dagegen Deutscher sein – zumindest in Bayern. In den Kreistag oder Gemeinderat könne jeder Unionsbürger gewählt werden, der mindestens 18 Jahre alt ist und seit mindestens drei Monaten im Wahlkreis wohnt. Das führe beispielsweise dazu, dass ein türkischer Mitbürger, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt, von der Wahl ausgeschlossen bleibe. Feil forderte alle Unionsbürger, die spätestens drei Wochen vor dem Wahltermin keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben, auf, sich bei der Gemeinde des Wohnorts zu melden.
Der Erlenbacher Verein Frauen für Frauen, Träger des Bayerischen Integrationspreises 2017, ist nach wie vor eifrig dabei, Projekte zur Prävention und Unterstützung rund um die Familie zu entwickeln und insbesondere das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit von Frauen zu stärken. Laut der Vereinsvorsitzenden Nilüfer Ulusoy sei das Projekt Motherschool mit türkischen und arabischen Frauen mittlerweile abgeschlossen. Dabei habe man den Müttern gezeigt, wie stark sie sind.
In zehn Wochen habe man die Frauen in ihrer Muttersprache unterrichtet und sie unter anderem für die Gefahren von extremistischen Ideologien sensibilisiert. Eine Fortführung dieser Aktionen sei der Mütterkreis, bei dem Frauen ihre Erfahrungen an andere Mütter weitergeben und quasi Multiplikatoren sind.
Neu sei in Anlehnung an die Motherschool die Fatherschool. Das Projekt sei einzigartig, informierte Ulusoy. Man habe dazu 15 Väter interviewt und ausgehend von diesen Erkenntnissen ein Handbuch entwickelt. Mit diesem als Grundlage werde man nun die Väter unterrichten.
Mit „Leben in Bayern“ vermittele man Zugezogenen aus anderen Kulturkreisen, wie der Alltag in Bayern funktioniert und welche Werte hier gelebt werden. Ziel ist es, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktische Hilfen für ihr Leben in Bayern erhalten und die einheimische Lebensart kennenlernen. Das umfasst neben Erziehung, Bildung und Gesundheit auch alltägliche Dinge wie Mülltrennung. Im Zusammenhang mit dem Thema Gesundheit empfahl der Landrat dem Verein, den Kontakt zur „Gesundheitsregion plus Landkreis Miltenberg“ zu suchen. Erfreute teilte Nilüfer Ulusoy mit, dass man das Projekt Elterntalk mittlerweile auf den Südlandkreis ausgeweitet hat, auch der Sprachvermittlerdienst laufe sehr gut.
Wie die Realschule Elsenfeld, zertifizierte „Schule ohne Rassismus“, mit „Chip TheCookie“ ein Erfolgsprojekt ins Leben gerufen hat, erklärte Lehrerin Cordula Hunze-Lee. Um das im Auftrag der Realschule geschriebene Anti-Rassismus-Theaterstück „Die Anderen“ zu finanzieren, habe die Schule „Chip TheCookie“ entwickelt, so Hunze-Lee. Die Idee dahinter: Selbst gebackene Kekse werden in von Schülern bemalten Kekstüten verkauft. Aus dem Erlös wurde das Theaterstück bezahlt, weitere Einnahmen finanzieren Events gegen Rassismus und für Gleichberechtigung, Toleranz und Akzeptanz. Gerade weil das Projekt so einfach sei, habe man großen Erfolg, freute sich die Lehrerin. Dank Unterstützung durch die Stiftung gegen Rassismus habe man sogar Kontakt zu Prominenten wie Ulrich Wickert gehabt, der eine Kekstüte bemalt habe. Für die Aktion habe man in den sozialen Medien viel Häme von Rechten geerntet, berichtete Hunze-Lee. Man habe sich aber nur kurz geschüttelt und weitergemacht, blickte sie zurück und stellte fest: „Es lohnt sich, für Toleranz zu kämpfen.“ „Chip TheCookie“ werde weitergehen, so kündigte sie unter anderem eine Autorenlesung mit Manik Chander an. Gemeinsam mit der Richard-Galmbacher-Schule laufe ein Malwettbewerb, auch werde die Zusammenarbeit mit dieser Schule durch das Projekt „Zusammen Feuer und Flamme für Toleranz – Rassismus kommt uns nicht in die Tüte“ gestärkt.
Während die Schülerinnen und Schüler der Galmbacher-Schule aus Teefiltern, Sägespänen und Altwachs recycelte Kaminanzünder basteln, sammle man an der Realschule Milchpacks und gestalte sie zu hübsch gestalteten Tüten um.
Die Waren werden beim Schulfest der Realschule sowie beim Adventsbasar der Galmbacher-Schule verkauft. „Wir wollen beide Schulen zusammenbringen“, begründete Hunze-Lee die Aktion, aber man wolle auch anlässlich der „Woche der Nachhaltigkeit“ etwas für die Umwelt tun.
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