Landschaftspflegeverband hat ein arbeitsreiches Jahr vor sich
Der Landschaftspflegeverband hat ein arbeitsreiches Jahr hinter sich, aber auch im laufenden Jahr will er zahlreiche Projekte weiterführen, zur Reife bringen und beginnen. In der Vorstandssitzung am Freitag, 3.2.2017, im Landratsamt Miltenberg erläuterten Geschäftsführer Siegmar Hartlaub und seine Mitarbeiterin Kerstin Maier die Pläne für 2017.
Zu Beginn der Sitzung bat Verbandsvorsitzender Landrat Jens Marco Scherf um eine Gedenkminute für den im vergangenen Jahr verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden Peter Waigand. „Er fehlt uns sehr mit seinem Leidenschaft und seinem Wirken“, stellte Scherf fest. Geschäftsführer Siegmar Hartlaub freute sich anschließend über seine neue Mitarbeiterin Kerstin Maier. Die Biologin, die für vier Jahre lang eine halbe Stelle mit Ersatzgeldern finanziert wird, hat am 20. Juni ihre neue Stelle angetreten und sich Hartlaub zufolge zu einer sehr wertvollen Mitarbeiterin entwickelt. „Sie hat in dieser kurzen Zeit schon viel bewegt“, resümierte er.
In Videos zeigte er, wie im Dezember 2016 im Naturschutzgebiet „Aubachtal bei Wildensee“ eine Idee der Landwirte zur Pflege von Nasswiesen umgesetzt wurde. Ohne tiefe Fahrspuren zu hinterlassen, habe der Fahrer eines Quads das Mähgut, das zuvor per Hand auf eine Plane aufgeladen wurde, problemlos und unbeschadet aus den sensiblen Bereichen der Wiesenflächen herausgezogen. Das sei ein Beitrag zum effektiven Arbeiten, der sehr viel Handarbeit erspart habe, fasste er zusammen. In den Weinbergen von Erlenbach und Klingenberg habe man die Freistellungsarbeiten fortgesetzt, blickte er zurück, die Flächen würden zum Teil wieder mit Reben bestockt. Neben zahlreichen weiteren Maßnahmen habe man auch die Streuobstfläche Amerika in Obernburg wieder auf Vordermann gebracht.
Für 2017 kündigte er Maßnahmen im Gesamtvolumen von bis zu 190.000 Euro an. Dank Förderungen von 70 bis 90 Prozent verbleiben dem Landschaftspflegeverband am Ende Eigenanteil von 52.200 Euro. Dabei geht es unter anderem um Schaffung von Weideflächen in Eichenbühl. Aufgrund der Topographie werde dies eine schwierige Aufgabe, vermutete Hartlaub. Wichtig sei, dass nach dem Freilegen der verwilderten Flächen eine dauerhafte und sinnvolle Freihaltung des Areals gesichert werde. Weitere Flächenfreilegungen sind Hartlaub zufolge unter anderem in den Kiesgruben Niedernberg-Großwallstadt und in den Weinbergen Klingenberg-Erlenbach geplant. Eine Daueraufgabe sei die Pflege der Orchideenstandorte am Kleinwallstadter Plattenberg, stellte er fest, auch wolle man alte Weinbergslagen in Weilbach, Miltenberg und Eichenbühl wieder für die Schafbeweidung optimieren. Vor allem eine Fläche in Weilbach bereitet dem Landschaftspflegeverband Sorgen, da diese wegen umgefallener Bäume keinen Maschineneinsatz zulässt. Um die Freistellung von Flächen in Collenberg, Dorfprozelten, Stadtprozelten und Faulbach zu verwirklichen, seien noch Gespräche mit Kommunen und Landwirten notwendig, erklärte Hartlaub. Im Naturschutzgebiet „Eutergrund bei Bullau“ würde der Verband gerne wieder ehemalige Entwässerungsgräben herstellen – allerdings erst nach der Genehmigung durch die Regierung von Unterfranken. Der Vorstand stimmte allen von Hartlaub genannten Plänen einstimmig zu.
Kerstin Maier stellte die Obstbaumpflanzaktion im Lebensraum des Steinkauzes vor. Für die Biologen steht der Steinkauz für eine attraktive und abwechslungsreiche Kulturlandschaft und einen besonders artenreichen Lebensraum. Mit diesen Pflanzmaßnahmen sollen die Lebensbedingungen einer der letzten Steinkauzpopulationen in Bayern erhalten und verbessert werden. Das will man unter anderem durch die Wiederherstellung verbuschter Streuobstbestände erreichen, durch Baumpflanzungen in ausgewählten Bereichen sowie durch das Angebot von Obstbaumschnittkursen. Die Anpflanzungen würden mit 70 Prozent der Kosten gefördert, sagte sie. Seit 2003 seien auf diese Weise über 740 Obstbäume gezielt gepflanzt worden. Die Baumpflanzung koste dank der Förderung umgerechnet nur 11,41 Euro je Baum (incl. Verbissschutz, Wühlmauskorb, Anbindeseil und Pfahl). Im Gegenzug verpflichte sich der Pflanzer, den Baum fünf Jahre lang ordnungsgemäß zu pflegen. Gefördert werde nur die Pflanzung von lokalen und robusten Sorten, ergänzte Siegmar Hartlaub. Der Vorstand sprach sich einstimmig dafür aus, dieses Programm fortzuführen, obwohl der organisatorische Zeitaufwand für Biologin Maier im vergangenen Jahr mit 187 Stunden hoch war. „Das ist eine absolut unterstützungswerte Aktion“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf den Beschluss.
Maier berichtete darüber hinaus von der vom Landschaftspflegeverband angebotenen Ausbildung zum zertifizierten Landschaftsobstbaumpfleger. 2016 hätten zwölf Personen diesen Kurs absolviert, blickte sie zurück, Ende 2016 sei ein Grundkurs mit 21 Teilnehmern gestartet, zudem werde ein Fortgeschrittenenkurs mit 25 Teilnehmern beginnen. Geschäftsführer Hartlaub berichtete von 56 Kursen seit 2002 mit über 960 Teilnehmern. Kerstin Maier erklärte den Vorstandsmitgliedern auch den Ablauf von Ersatzgeldprojekten, die in Breitendiel („Orchideenreiche Magerwiesen“), Mömlingen („Artenreiche Kulturlandschaft“) und Eschau („Feuchtgebiet an der Hesselsmühle bei Sommerau“) durchgeführt werden. Zunächst würden die Grundstückeigentümer angeschrieben, gefolgt von einer Infoveranstaltung und Einzelgesprächen, ehe eine Exkursion in das Projektgebiet erfolgt. Jeweils am Jahresende wird über den Projektfortschritt berichtet. Vom Projekt in Breitendiel berichtete Maier von einer Rückmeldungsquote der Angeschriebenen von erfreulichen 73 Prozent.
Seit 1. Februar können sich Öffentlichkeit und Mitglieder auf der Homepage des Landschaftspflegeverbands unter www.lpv-Miltenberg.de über die Arbeit des Verbands informieren, sagte Kerstin Maier und nahm die Vorstandsmitglieder mit auf einen virtuellen Rundgang durch die Seite.
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