Landkreis will die Schwimmfähigkeit fördern
Mit überwältigender Mehrheit hat der Jugendhilfeausschuss am Montag, 27. November 2017 dem Kreistag die Auflage eines kommunalen Förderprogramms zur Förderung der Schwimmfähigkeit im Landkreis Miltenberg im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe empfohlen. Bis zu 150.000 Euro sollen dafür im Haushalt 2018 bereitgestellt werden.
Laut Landrat Jens Marco Scherf sei die Förderung der Schwimmfähigkeit der Kinder ein wichtiges Anliegen des Landkreises – auch um die Zahl der tödlichen Badeunfälle zu reduzieren. Scherf zitierte die DLRG, wonach heute nur 40 Prozent aller Grundschülerinnen und Grundschüler sicher schwimmen können – zu Beginn der Neunziger seien es noch 90 Prozent gewesen. Tatsache sei auch, dass laut DLRG 99 Prozent aller Menschen, die sich als Schwimmer einschätzen, das Schwimmen vor Vollendung des elften Lebensjahres gelernt hätten. Um das Schwimmen zu fördern, brauche es aber geeignete Schwimmmöglichkeiten, sagte Scherf. Da viele Kommunen Schwierigkeiten beim Betrieb ihrer Schwimmbäder hinsichtlich der Betriebs- und Investitionskosten hätten, werde dies immer schwerer. Dem Landkreis seien aber Zuschüsse zu Betriebs- oder Investitionskosten kommunaler Schwimmbäder rechtlich nicht möglich, bedauerte der Landrat. Im Bereich der Jugendhilfe im Sinne des Sozialgesetzbuches VIII liege die Schwimmfähigkeit aber grundsätzlich im Aufgabenbereich eines Landkreises. Auch der Landkreis Miltenberg sei bestrebt, „dazu beizutragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien, sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.“ Zur Jugendarbeit als Leistung der Jugendhilfe gehörten auch Angebote und Einrichtungen gesundheitlicher und sportlicher Bildung sowie einer bedarfsgerechten Freizeitgestaltung, zeigte sich der Landrat überzeugt. Deshalb schlage die Verwaltung die Schaffung eines kommunalen Förderprogramms zur Förderung der Schwimmfähigkeit im Landkreis Miltenberg im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe vor.
Gefördert werden könnten Städte und Gemeinden als Träger von Frei- und Hallenbädern im Landkreis Miltenberg, sofern diese ein geeignetes pädagogisches Konzept haben und die Einrichtungen der Allgemeinheit – insbesondere auch Kindern und Jugendlichen – zur Verfügung stehen. Die Förderung setze sich zusammen aus einem einheitlichen Sockelbetrag für alle Schwimmbäder, die ein geeignetes pädagogisches Konzept haben und entsprechend umsetzen, sowie einem variablen Betrag auf Grundlage der gemeldeten Wasserflächen, die für die Umsetzung des pädagogischen Konzeptes geeignet sind. Auch die Zahl der erfolgreich ausgebildeten Kinder und Jugendlichen im Grundschulalter würde eingerechnet. Die Fördergrundlagen sollen alle drei Jahre neu ermittelt werden und gegebenenfalls angepasst werden.
In der Diskussion wurde dieser Vorschlag von den meisten Rednern als sehr positiv aufgenommen, denn man müsse den Kommunen dabei helfen, geeignete Wasserflächen für die Abhaltung von Schwimmkursen zur Verfügung zu stellen. Als richtig wurde dabei der Ansatz erachtet, dass die kommunalen Träger für das Erhalten der Förderung auch ein pädagogisches Konzept vorlegen müssen. Für dieses Konzept wolle man bewusst individuelle Ansätze der Kommunen ermöglichen, so der Landrat, um keine zu hohen bürokratischen Hürden zu errichten. Scherf ergänzte, dass die Idee des Förderprogramms vom Vorgehen des Würzburger Landrats geleitet sei, der dies erfolgreich praktiziere.
Helmut Platz erklärte dem Gremium das „Projekt Zukunft“, das die Partizipation von Kindern und Jugendlichen zum Ziel hat. Die Einbeziehung dieser Personengruppe sei ein grundlegender Baustein des Gemeinwesens, sagte er. Das Pilotprojekt, Ausfluss eines Fachforums, laufe zurzeit in Klingenberg und Leidersbach. Es sieht unter anderem die Erstellung eines Onlinefragebogens für Jugendliche von zehn bis 18 Jahren und eine Gemeindebegehung für Sechs- bis Zehnjährige vor. An einen Workshop-Abend würden die Umfrageergebnisse präsentiert und von den Kindern und Jugendlichen priorisiert. Vier Arbeitsgruppen sollen konkrete Fragestellungen bearbeiten – etwa, wie die Ergebnisse umgesetzt werden sollen. Die Resultate werden im Plenum präsentiert, anschließend darf der Bürgermeister dazu Stellung nehmen. Innerhalb eines halben Jahres berichten der Bürgermeister und der Jugendbeauftragte, was seitdem passiert ist. Das Projekt, das von der Kommunalen Jugendarbeit begleitet wird, soll laut Platz in ein festes Konzept münden, das auf alle Gemeinden übertragbar ist. Den Bürgermeistern und der Bürgermeisterin soll es im Frühjahr 2018 präsentiert werden.
Simon Schuster stellte dem Jugendhilfeausschuss das Jahresprogramm der kommunalen und präventiven Jugendarbeit vor. Dieses sieht unter anderem die Fortführung der Reihe Fachdialog/Fachpraxis Jugend mit diversen Veranstaltungen vor – unter anderem mit einem großen Fachdialog Jugend am 3. März in Aschaffenburg. Auch für Jugendliche ist das Programm umfangreich: sei es mit Freizeitangeboten in den Oster-, Pfingst- und Sommerferien, inklusiven Ferienspielen, Familientagen, geschlechtsspezifischen Angeboten, Themen wie Gewaltprävention und Prävention gegen Rassismus und Extremismus oder Angeboten im Bereich Medien. Die Jugendarbeit arbeite mit zahlreichen Organisationen wie Kreisjugendring, Einrichtungen der offenen Jugendarbeit, Gleichstellungsstelle, Arbeitskreis „Jugendsozialarbeit an Schulen“ sowie Gemeinden, Vereinen und Verbänden zusammen. Weiter ein Schwerpunkt der Arbeit sei die Beratung und Unterstützung der kreisangehörigen Gemeinden und der Schulen, sagte Schuster, der auch die Beteiligung an Projekten sowie den Spielgeräte- und Materialverleih aufführte.
Für den Kreisjugendring warf dessen Vorsitzende Alison Wölfelschneider einen Blick auf die Vorhaben im Jahr 2018. Anfang Dezember werde man zunächst die neue Geschäftsstelle in der Mainstraße 51 in Miltenberg beziehen, freute sie sich. Geplant sei zudem die Fortführung bewährter Veranstaltungen wie dem Saftmobil, die Mitwirkung am Kilian’s-Open-Air, ein Theaterprojekt mit Flüchtlingen gemeinsam mit der alevitischen Gemeinde Elsenfeld. Auch ein Workshop „Gruppenstunde mal anders“ sei geplant. Mit den finanziellen Mitteln komme der Kreisjugendring langsam an die Grenzen, wies sie darauf hin, dass die Rücklagen mittlerweile abgebaut seien. Aufgrund der Steigerung der Unterhaltskosten für die neue Geschäftsstelle und die Einführung der neuen Zuschussrichtlinien für die Förderung von Verbänden werde man 2018 einen um 20.000 Euro höheren Zuschuss des Landkreises Miltenberg benötigen, sagte sie – 60.500 statt wie bisher 40.500 Euro.
Claudia Joos, Fachstelle für Familienangelegenheiten, ging auf die Angebote der Fachstelle für Familienangelegenheiten und das Familienbildungskonzept ein, das ständig ausgebaut wird. Sie wies auf die neue Homepage www.familie-miltenberg.de hin, auf der alle Informationen zusammengefasst sind. Inge Richter stellte den Familienstützpunkt Miltenberg vor, der im Sommer 2016 im Franziskushaus Miltenberg eingerichtet wurde. Dort gebe es unter anderem regelmäßige Sprechstunden für Familien, ein wöchentliches Elterncafé und die gesundheitsorientierte Sprechstunde in Kooperation mit der Koordinierenden Kinderschutzstelle. Vorträge in Kindergärten und Schulen würden angeboten, aber auch Spielangebote für Kinder von Kunden des Martinsladens. Der Familienstützpunkt informiere regelmäßig auf Facebook unter www.facebook.com/fspmil. Im nächsten Jahr plane man auch Angebote für Großeltern, sagte sie.
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