Faschingskampagne 2019 erreicht ihre Höhepunkte
Kreisfaschingsumzug im Schludde-Bouhne-Land Kirchzell und Kreiskarnevalszug in Kleinwallstadt

Für Begeisterung bei den närrischen Zuschaerns sorgten die Dominos aus Großheubach als Eulen oder Eisadel verkleidet. | Foto: privat
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  • Für Begeisterung bei den närrischen Zuschaerns sorgten die Dominos aus Großheubach als Eulen oder Eisadel verkleidet.
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Grimmig dreinschauende Hexen auf ihren Besen, lustige Clowns mit quietschbunten Haaren und dazwischen adrette Gardemädchen in ihren Uniformen – keine Frage, es ist wieder Karneval! Und es geht mit Volldampf in die tollen Tage!

Im Zeichen der fünften Jahreszeit

Die Faschingssaison 2019 fängt mit dem morgigen schmutzigen Donnerstag, auch Altweiberfasching genannt, so richtig an. Höhepunkte sind dann der Faschingssonntag, Rosenmontag und Faschingsdienstag. Spätestens jetzt heißt es Kostüme herausholen, eine große Portion gute Laune einpacken und auf ins Getümmel, ob zum Tanzen im Saal oder zum Schunkeln auf den Straßen. Die kommenden Tage stehen wieder ganz im Zeichen der fünften Jahreszeit. Fasching, Fastnacht oder Karneval heißt es nun wieder überall.

Kreisfaschingsumzug und Kreiskarnevalszug

Die beiden großen Höhepunkte jeder Kampagne sind der Kreisfaschingsumzug im südlichen Landkreis und der Kreiskarnevalszug im nördlichen Landkreis.

Am Sonntag, den 3. März ab 13.33 Uhr schlängelt sich der Kreisfaschingsumzug unter dem Motto „Kirchzell dreht durch“ durch die Straßen von Kirchzell, dem Land der „Schludde Bouhne“.
Beim Kreiskarnevalszug am Dienstag, den 5. März ab 14 Uhr heißt es in Kleinwallstadt „Der KCV iss uff der Gass, es ist wieder Fasenacht“.

Tolle Motivwagen mit riesigen Figuren, die traditionellen Elferratswagen, die Tonnen von Süßigkeiten auf das am Straßenrand schunkelnde Narrenvolk regnen lassen, und natürlich Musik- und Krachkapellen, die mit ihrer Musik die Stimmung so richtig anheizen – all das erwartet große und kleine Narren bei den beiden Umzugshighlights im Landkreis.

Fußgruppen in aufwändigen Kostümen

Eine ganz besondere Augenweide auf den Umzügen sind die farbenprächtigen Fußgruppen, die das Narrenvolk mit ihren ausgefallenen und teilweise sehr aufwändigen Kostümen immer wieder in Staunen versetzen. Wie viel Arbeit hinter den originellen Maskeraden steckt, kann man bestenfalls erahnen.

Die Dominos aus Großheubach

Einer, der es allerdings wissen muss, ist Johannes Schmitt. Er ist Mitglied der Dominos, einer Gruppe von Freunden aus Großheubach. Sie sind schon seit vielen Jahren im Fasching aktiv und haben bereits die verrücktesten Kostümideen verwirklicht. „Unsere Gruppe gibt es seit rund 14 Jahren, ich selbst bin allerdings schon seit etwa 20 Jahren im Fasching aktiv“, erzählt er. Die Kostüme, die die Gruppe an den verschiedenen Umzügen in der Region trägt, entstehen in Gemeinschaftsarbeit.

Eisadel und Doppeldecker

„Bereits kurz nach der Saison starten wir schon wieder mit den Planungen für die nächste Kampagne im folgenden Jahr“, erläutert Johannes Schmitt das Vorgehen. „Wir setzen uns meist im April zusammen und überlegen, was wir machen könnten.“ Dazu gehen die Gruppenmitglieder auf Kostümsuche: Was gibt es schon, was kann man als fertiges Kostüm kaufen? „Wenn wir auf diese beiden Fragen Antworten haben, müssen wir weitersuchen, denn wir wollen etwas, das noch nicht da gewesen ist und das man auch nicht als fertiges Kostüm kaufen kann“, so Johannes Schmitt weiter. „Mit unseren Kostümen wollen wir uns von der Masse abheben. Das ist oft gar nicht so einfach, denn wir möchten das, was wir im Jahr davor gemacht haben, ja wieder toppen und noch steigern. Aber bisher haben wir es noch immer geschafft und etwas Einmaliges auf die Beine gestellt. So haben wir uns einmal als Eisadel verkleidet. Dazu haben wir ausrangierte Brautkleider für die Frauen aufgetrieben. Für uns Männer wurden einfache weiße Anzüge geschneidert. Alle Kostüme haben wir dann mit Fellen verziert und geschmückt. Das sah toll aus!“ Der größte Teil der Kostümierung ist übrigens individuell angefertigt und fällt damit natürlich auch auf. So wie beispielsweise die Doppeldecker – diese legendären Flugzeuge aus der Zeit vor und im ersten Weltkrieg, die die Dominos im letzten Jahr darstellten und die mit einer Flügelspannweite von 2,20 Metern wahrlich nicht zu übersehen waren.

Ganze Familien im Kostüm

Bei den Dominos sind ganze Familien zusammen aktiv. Männer, Frauen, Kinder – alle bringen sich mit ihren Ideen und Vorschlägen ein und helfen tatkräftig mit, wenn es an die Umsetzung geht. Johannes Schmitt: „Wir haben in unserer Gruppe etwa 10 bis 12 Kinder im Alter von 2 bis 12 Jahren. Natürlich können die Kleinsten noch nicht helfen, aber wir haben sie bei den Umzügen immer dabei.“
Stichwort Umzüge: „Das Anziehen der Kostüme vor dem Umzug zelebrieren wir“, berichtet Johannes Schmitt weiter. „Wir treffen uns dazu in einem eigenen Raum, frühstücken gemeinsam, ziehen uns an und schminken uns. Dann geht es los auf den Umzug.“

Karnevalfreunde Elsenfeld e. V.

Auch Tanja Knieriem aus Elsenfeld hat Ahnung davon, wie viel Arbeit in der Umsetzung einer Idee steckt. Sie ist Gründungsmitglied der Karnevalfreunde Elsenfeld e. V., eines noch ganz jungen Karnevalsvereins, den 17 begeisterte Närrinnen und Narren erst im August 2010 im bis dato faschingsfreien Elsenfeld gegründet haben. „Unser noch recht junger Verein Karnevalsfreunde Elsenfeld e. V. ist aus einer Clique heraus entstanden“, erzählt Tanja Knieriem. Jedes Jahr entstehen in Gemeinschaftsarbeit unter einem bestimmten Motto ein großer Faschingswagen und eine dazugehörige Fußgruppe.

Demokratische Mottofindung

„Wir starten im Herbst des Vorjahres bereits mit den Planungen für die nächste Kampagne im folgenden Jahr“, erläutert Tanja Knieriem. „Dafür setzen wir uns meist im November zusammen. Jedes Mitglied kann Vorschläge einbringen. Viele Ideen stammen aus unseren eigenen Reihen. Manchmal ist es ganz schön schwer, ein geeignetes Motto zu finden.“ Aus diesen Vorschlägen werden drei Favoriten ausgesucht, über die dann abgestimmt wird. So entscheidet die Mehrheit ganz demokratisch über die nächste Kostümierung. „Unser Verein hat rund 90 Mitglieder. Etwa 30 bis 35 Personen sind aktiv und helfen bei den Vorbereitungen. Wir haben ein Team, das sich schwerpunktmäßig um den Wagenbau kümmert und diesen dann auch mottogerecht dekoriert. Ein weiteres Team übernimmt die Planung und Ausführung der Kostüme für die Fußgruppe. So haben wir in diesem Team jemanden dabei, der nähen kann. Das ist ganz praktisch. Das meiste machen die einzelnen Mitglieder aber selbst.“

Highlander in fahrender Festung

Die Themen sind bei den Karnevalsfreunden sehr offen, viele einzelne Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten können eingebracht werden. „Passend dazu, dass wir ganz klein angefangen und unseren Verein erst gegründet hatten, haben wir uns im ersten Jahr beispielsweise als Zwerge verkleidet“, so Tanja Knieriem weiter. „Später kamen dann die EM – im Jahr der Fußballeuropameisterschaft ein sehr passendes Thema – und Madagaskar. Eines unserer bisherigen Highlights waren sicherlich die Highlander in ihrer fahrenden Festung, wo wir sogar einen Dudelsackspieler dabei hatten.“ Wenn man bedenkt, dass die Vereinsmitglieder nur am Wochenende aktiv sind, ist die Umsetzung eines solchen Themas wahrhaft eine beachtliche Leistung.

Kirchzell rüstet sich

Auch in der Narrenhochburg Kirchzell, die dieses Jahr den Kreisfaschingsumzug im südlichen Landkreis ausrichtet, rüsten die Narren sich für das nur alle sieben Jahre in ihrem Ort stattfindende Event. Und auch hier gibt es eine Gruppe, die immer wieder mit einmaligen Verkleidungen auffällt: der Schützenverein Watterbach.

Aktiver Schützenverein Watterbach

Hauptorganisatorin hier ist Birgit Herkert. Sie ist ebenfalls schon lange mit von der Partie, von ihr stammen viele Ideen. Unterstützt wird sie von einem kleineren Kreis von Frauen aus dem Ort. „Wir sind eine sehr aktive, kleine Dorfgemeinschaft mit nur 180 Einwohnern, tatkräftigen Vereinen und einigen alten Traditionen“, legt Birgit Herkert dar. „Allerdings sind wir mit unseren Kostümen immer sehr spät dran und fangen erst zu Jahresbeginn, also quasi kurz vor der Kampagne, mit der Organisation an.“ Die Kostüme sollen originell sein und werden in der Regel selbst entworfen und hergestellt. „Außerdem achten wir darauf, dass die Kostüme von den Kosten her im Rahmen bleiben, damit auch mehrere Personen einer Familie mitlaufen können.“

Kostüm-Revival zum Jubiläum

Die Stoffe für die Kostümierungen werden entweder vor Ort eingekauft oder im Internet bestellt. Einige Frauen aus dem Verein treffen sich dann im Pfarrhaus. „Dort dürfen wir die Gemeinschaftsräume benutzen, wo wir mit vielen Helferlein zusammen die Stoffe zuschneiden“, führt Birgit Herkert weiter aus. „Genäht wird dann meistens zu Hause.“ So wie die Dominos wollen auch die Schützen mit ihren Verkleidungen gerne aus dem Rahmen fallen. „Wir sind schon als Eulen, Big Weck oder Biertulpen gegangen und haben erst letztes Jahr als heiße Feuer und Feuerlöscher mitgemacht. Dieses Jahr haben wir ein kleines Jubiläum, denn wir sind nun seit 25 Jahren mit dem Schützenverein im Fasching aktiv. Meist sind wir so um die 60 Personen, doch dieses Jahr werden es durch das Jubiläum um die 80 Leute sein, die beim Kreisfaschingsumzug und dann auch noch dienstags beim Jolleumzug in Amorbach mitlaufen werden. Es wird ein Revival geben. Wir tragen zum Teil Kostüme, die wir bei unserer allerersten Umzugsteilnahme getragen haben. Hierfür haben wir dieses Jahr extra 60 neue Kostüme dazu geschneidert.“ Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. „Die Leute dürfen gespannt sein“, freut sich Birgit Herkert auf die Reaktionen der Zuschauer beim Umzug.

Kleinwallstadt ist in den Startlöchern

Alle drei Jahre ist Kleinwallstadt Ausrichter des Kreiskarnevalszugs. Die Vorbereitungen laufen jetzt schon auf Hochtouren. Eifrig im Faschingsfieber sind die Damen des Kleinwallstädter Carneval-Vereins von 1938 e. V. Die aktive Gruppe ist dabei nicht nur im Kleinwallstädter Straßenkarneval aktiv, sondern fährt auch mit dem Bus in die umliegenden närrischen Gemeinden wie Mömlingen, Niedernberg oder Seckmauern und besucht dort die Umzüge.

Aktive Damen

Seit 9 Jahren bei den Damen mit von der Partie ist Barbara Jung. „Die Damengruppe selbst gibt es allerdings schon sehr viel länger“, legt sie dar. „Wir sind 31 Frauen und 5 Kinder und alle sind mit Begeisterung dabei.“ Die Damen fertigen übrigens nicht jedes Jahr ein neues Kostüm. „Das wäre viel zu aufwändig und dazu hätten wir auch nicht die Zeit.“ Anregungen holen sie sich überall. „Manchmal recherchieren wir im Internet, was man so machen könnte, manchmal werden wir auch anderswo fündig und uns fällt ganz spontan etwas Tolles ein. Wichtig bei den Kostümen ist in jedem Fall, dass man sich warm darunter anziehen kann – das ist im manchmal doch sehr kalten Straßenkarneval auch bitter nötig – und dass sie praktisch sind – beispielsweise beim Gang zur Toilette.“

Prächtige Pfauen

Ein Team von vier Frauen, darunter Barbara Jung, macht sich dann an die Arbeit im Detail. „Wir fertigen zunächst ein Probestück an und schauen, ob und wie es passt“, führt Barbara Jung weiter aus. „Anschließend kaufen wir dann den gesamten Stoff und schneiden ihn gemeinsam zu. An zwei Abenden wird dann das Kostüm allen im Zug mitlaufenden Damen in groben Zügen erklärt und daran gearbeitet. Die individuelle Fertigstellung erfolgt zu Hause. Allerdings achten wir schon darauf, dass keine großen Nähkünste dafür nötig sind. Es ist nämlich nicht mehr selbstverständlich, dass jede Frau heutzutage mit einer Nähmaschine umzugehen weiß.“ In den letzten drei Jahren stellten die KCV-Damen Raupen dar – ein tolles, in der Praxis aber etwas unpraktisches Kostüm. „Versuchen Sie mal, als Raupe in einem Tunnel aus Stoff in einem engen Bus Platz zu nehmen oder ein gewisses Örtchen aufzusuchen“, meint Barbara Jung schmunzelnd. „Dieses Jahr werden wir uns als Pfauen verkleiden. Die Idee hatte es in sich, denn wir waren zwischenzeitlich sogar schon kurz davor, alles wieder zu verwerfen. Aber dank einer befreundeten Schneiderin, die uns ein paar wertvolle Tipps gab, hat die Umsetzung nun doch funktioniert“, meint Barbara Jung abschließend.

Narren außer Rand und Band

Beim Kreisfaschingsumzug in Kirchzell und beim Kreiskarnevalszug in Kleinwallstadt werden alle Narren, egal ob groß oder klein, mit Begeisterung teilnehmen und sich in ihren tollen Kostümen präsentieren. Das ganze närrische Volk ist herzlich eingeladen, dem grandiosen Spektakel beizuwohnen, mitzufeiern und zu schunkeln und mindestens bis Aschermittwoch alle Sorgen zu vergessen.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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