Aktiv sein und dabei Spaß haben

Die Tanzgruppe „Fröhliches Tanzen“ kommt mittwochs zur Niedernberger Seniorenbegegnungsstätte „Spätlese“. Dann geht es beim Sitztanz rund. | Foto: privat
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  • Die Tanzgruppe „Fröhliches Tanzen“ kommt mittwochs zur Niedernberger Seniorenbegegnungsstätte „Spätlese“. Dann geht es beim Sitztanz rund.
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Dank ehrenamtlichen Engagements können die Senioren im Landkreis aktiv am Leben teilnehmen

Lustig geht es an diesem Mittwoch in der Seniorenbegegnungsstätte „Spätlese“ in Niedernberg zu. Hildegard Reinhart ist mit ihrer Tanzgruppe „Fröhliches Tanzen“ eingetroffen und animiert zum Sitztanz. Viele der älteren Herrschaften fackeln nicht lange und kommen der Aufforderung mit Begeisterung nach. Dann geht es rund. Und auch, um nicht zuhause alleine herumzusitzen und die Tatsache, dass singen, spielen, unterhalten und tanzen in Gesellschaft mehr Spaß machen, lässt sie regelmäßig zur „Spätlese“ kommen.

Eine gut gelaunte Gruppe hat sich im Café Farbe in Miltenberg zusammengefunden: Renate Kemmann, Ottilie Drewes, Lieselotte Mehnert, Elfriede Sommerfeld und Rita Koch sitzen gemütlich zusammen und spielen Rommé. „Darf ich jetzt vom Ablagestapel eine Karte ziehen oder erst, wenn ich ausgelegt habe?“ „Muss ich 40 Augen am Stück legen?“ Nachdem sich die älteren Damen, die sich hier zur Ferienzeit treffen, über die Regeln einig geworden sind, steht einem kurzweiligen Mittwochnachmittag nichts im Wege.

Der Einsamkeit entfliehen

Seniorentreffen wie diese beiden, die in fast allen Gemeinden unseres Landkreises einmal im Monat, alle 2 Wochen oder auch wöchentlich stattfinden, sind für fittere ältere Menschen eine gute Möglichkeit, die eigenen vier Wände zeitweise zu verlassen und unter Menschen zu kommen. Viele Senioren leben allein und haben daher wenige Ansprechpartner. Und nicht immer wohnt die eigene Familie in der näheren Umgebung. Um Senioren aus Einsamkeit und Isolation herauszuholen und ihnen Teilhabe am täglichen Leben zu bieten, haben sich über die Jahre viele Senioreninitiativen gegründet, die oftmals von den evangelischen oder katholischen Kirchen oder anderen sozialen Trägern gestützt werden. Alle Senioreninitiativen der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften sind im Katholischen Senioren-Forum Diözese Würzburg im Dekanat Obernburg zusammengeschlossen, das Teil des Senioren-Forums der Diözese ist.

Begegnungsstätten für ältere Menschen

„Bei den Senioreninitiativen geht es darum, ältere Menschen nicht in Einsamkeit und Isolation abgleiten zu lassen, sondern dazu beizutragen, dass Gemeinschaft persönlich erfahrbar wird“ sagt Gisela Seitz, die stellvertretende Seniorenbeauftragte des Dekanats Obernburg. Renate Kemman, die Dekanatsvorsitzende des katholischen Seniorenforums im Dekanat Miltenberg, ergänzt: „Es geht darüber hinaus auch darum, Hilfen anzubieten und dazu beizutragen, dass Gemeinschaft persönlich erfahrbar wird.“ Die katholischen, die übrigens für alle offen sind, und die ökumenischen Angebote richten sich in erster Linie an Menschen im dritten Lebensalter und sollen sie dazu anregen, in Verbindung untereinander zu treten und gemeinsam aktiv zu werden. „Wir suchen und fördern darüber hinaus den Generationen übergreifenden Dialog und bieten Anregungen und Hilfen zur Bewältigung des Alters“, sagen beide Frauen übereinstimmend. „Auch arbeiten wir mit anderen Trägern der Seniorenarbeit eng zusammen. Kurz gesagt geht es bei uns um Altenbildung, Altenhilfe, Altenseelsorge und Altenpolitik.“

„Spätlese“, die Seniorenbegegnungsstätte in Niedernberg

Dreimal in der Woche, immer mittwochs, donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr, trifft sich die Seniorenbegegnungsstätte „Spätlese“ im Rotkreuzhaus in Niedernberg. „Dieser Treff für ältere Menschen wurde vor rund 10 Jahren gegründet“, erzählt Gisela Seitz. Birgit Roth und Lyn Wehrheim führen die Seniorenbegegnung hauptamtlich. Für Birgit Roth ist es mehr als eine Arbeitsstelle. „Mir macht die Arbeit hier sehr viel Spaß und wir haben zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die sich großartig engagieren und uns unterstützen. Was für mich besonders zählt ist das, was ich von unseren Senioren an Freude zurückbekomme.“

Herzlicher Empfang

Durchschnittlich 15 bis 20 Personen im Alter zwischen 59 und 93 Jahren finden sich zu den Treffen ein. „Wir haben hier Damenüberschuss“, lacht Birgit Roth. „Es dürfen sich ruhig mehr Herren trauen und bei uns einmal hereinschauen.“ Eine der Frauen ist Pauline Zwick, die vor vielen Jahren in die USA ausgewandert war und seit zwei Jahren wieder in der alten Heimat Niedernberg lebt. Sie besucht den Treff regelmäßig: „Obwohl ich lange in den USA gelebt habe, wurde ich sehr herzlich empfangen. Man fühlt sich hier bei der ´Spätlese´ einfach wohl.“

Ökumenischer Seniorenclub Miltenberg

Jeden Mittwoch, außer in den Ferien, trifft sich der ökumenische Seniorenclub im Kolpinghaus in Miltenberg. „Diesen Treff für ältere Menschen gibt es schon seit über 40 Jahren“, erzählt Renate Kemmann. „Wir treffen uns in lockerer Runde zum Kaffeetrinken, Gedankenaustausch, Gymnastik und Gedächtnistraining. Manchmal stehen Ausflüge auf dem Programm oder es gibt Feiern wie Advent oder Fasching.“

Kontakte knüpfen

Die Frauen, die an diesem Mittwoch im Café Farbe sitzen, kommen sehr gerne und regelmäßig zu den wöchentlichen Treffen. Für die 72-jährige Elfriede Sommerfeld, die 75-jährige Ottilie Drewes, Lieselotte Mehnert, die 77 Jahre alt ist, und die 81-jährige Rita Koch sind die Gründe zu kommen ähnlich. „Wir möchten nicht immer alleine sein. Wir suchen den Kontakt zu anderen und finden es sehr schön, zumindest für ein paar Stunden unter Menschen zu sein und reden zu können.“ Für viele Senioren ist der Treff auch die beste Möglichkeit, Anschluss zu finden, wenn man danach sucht.

Unter Menschen kommen

Wie in Niedernberg, wo sich ältere Menschen zum Karten spielen, Kaffeetrinken, Spielen, Tanzen und Gedächtnistraining treffen, so sind auch in den anderen Begegnungsstätten ein Großteil davon verwitwete Frauen. „Für diese sind die verschiedenen Initiativen eine tolle Gelegenheit, wieder unter Menschen zu kommen und Kontakte zu knüpfen“, berichtet Gisela Seitz. Sie selbst hat als Arztfrau mehr als 30 Jahre in der Praxis ihres Mannes mitgearbeitet und viel mit älteren Menschen zu tun gehabt. „Die Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter haben mir schon immer sehr am Herzen gelegen und so war es mir ein Anliegen, eine Begegnungsstätte für ältere Menschen zu gründen, die dann den treffenden Namen ´Spätlese´ von ihren Besuchern erhielt.“

Kleinheubacher Senioren treffen sich zum Kaffee

Ähnlich ist es in Kleinheubach, wo sich die Senioren schon seit über 30 Jahren alle zwei Wochen zusammenfinden. „Wir treffen uns im Pallottisaal, wo wir gemeinsam Kaffee trinken und Kuchen essen, singen oder auch Karten spielen“, berichtet Maria Burgemeister, die die Gruppe leitet. „Auch wir kämpfen damit, dass immer weniger Senioren kommen und würden uns über neue Gesichter in unserer Runde sehr freuen.“ Dass das keine Frage des Alters ist, beweist Mathias Bucher, der bereits 90 Jahre alt ist und immer noch gerne zu den Treffen kommt. „In Gemeinschaft schmeckt der Kaffee einfach besser.“ Therese Broßler, 83 Jahre, hat die Gruppe früher selbst geleitet: „Ich bin froh, dass wir eine gute Nachfolgerin gefunden haben und die Gruppe immer noch besteht. Ich genieße die Treffen sehr.“ Auch Käthe Bernau, 87 Jahre alt, und der 71-jährige Wolfgang Haas, der stets seine Gitarre dabei hat, freuen sich auf die gemeinsamen Nachmittage. „Wir freuen uns auf die nachmittäglichen Aktivitäten wie Karten spielen oder singen, denn das macht uns viel Spaß.“

Seniorentagesstätten, der tägliche Treffpunkt für ältere Menschen

Neben den monatlichen oder wöchentlichen Treffpunkten für Senioren gibt es auch Seniorentagesstätten, in denen ältere Menschen tagsüber fachkundig betreut werden, wenn beispielsweise Angehörige, die nach ihnen schauen, tagsüber arbeiten. Zumeist sind karitative Einrichtungen wie Bayerisches Rotes Kreuz, Caritas, Arbeiterwohlfahrt oder Johanniter die Träger dieser Tagesstätten.

Martin Becker aus Wörth ist ein rüstiger Senior, der seit einiger Zeit zweimal pro Woche die Tagespflege des Pflegezentrums in Obernburg in Anspruch nimmt. „Mir gefällt es dort sehr gut“, sagt der 92-jährige. „Der Tagesablauf ist gut eingeteilt. Es gibt verschiedene Mahlzeiten und auch Ruhezeiten. Manchmal wird etwas vorgelesen, ein anderes Mal machen wir Rätsel, um geistig fit zu bleiben. Auch an die frische Luft können wir dort gehen.“

Geraldine Aulenbach aus Miltenberg ist eine rüstige Seniorin, die seit etwa 2 Jahren die Tagespflege im Mehrgenerationenhaus der Johanniter in Miltenberg-Nord in Anspruch nimmt. „Ich bin geistig noch sehr fit und habe mich vor einiger Zeit dazu entschlossen, freitags in die Tagespflege zu gehen“, sagt die 81-jährige. „Mir gefällt es dort sehr gut. Der Tag ist mit Frühstück, Vorlesen, Plaudern, Mittagessen, Ruhezeit, Kaffee und Kuchen und dem Abschlussgottesdienst sehr schön strukturiert. Meine Ruhezeit darf ich dort sogar in einem separaten kleinen Ruheraum verbringen, weil ich gerne bei offenem Fenster schlafe. Mit den Leuten, die mit mir am Tisch sitzen, kann ich mich gut unterhalten. Ich bin sehr froh, dass es ein solches Angebot hier in Miltenberg gibt und ich dadurch tagsüber nicht alleine bin.“

Kurzzeitpflege, wenn Angehörige in Urlaub fahren

Geraldine Aulenbach ist zwar körperlich etwas eingeschränkt, kommt aber in ihrer kleinen Wohnung noch gut zurecht. „Ich wohne bei meiner Tochter und deren Familie im Haus. Sie kümmert sich um mich und hilft mir, wenn ich alleine Probleme habe. Ich bin in Pflegestufe 1.“ Auch Martin Becker kommt noch gut zurecht: „Ich wohne bei meinem Sohn und meiner Schwiegertochter im Haus. Sie sind für mich da und helfen mir.“

Für pflegebedürftige Senioren, die zuhause von Angehörigen betreut werden, ist es gut zu wissen, dass auch dann, wenn ihre Angehörigen einmal entlastet werden und Urlaub machen möchten, für sie gesorgt wird. Dazu gibt es die Möglichkeit der Kurzzeitpflege in einem Seniorenheim oder einer ähnlichen Einrichtung.

„Ich bin zur Zeit zur Kurzzeitpflege in der Seniorenresidenz in Wörth“, erzählt Martin Becker. „Meine Schwiegertochter, die aus Thailand stammt, besucht zusammen mit meinem Sohn ihre Familie zuhause. Daher bin ich nun bereits zum zweiten Mal hier und bin wieder sehr zufrieden. Das Essen im Restaurant ist gut und reichlich. Ich mache hier gerne ausgiebige Spaziergänge. Ich schätze es, dass ich Kontakt zu anderen Senioren bekomme. Auch das Pflegepersonal ist sehr nett und behilflich. Sie sind immer zur Stelle, wenn Hilfe notwendig ist. Mir gefällt es hier jedenfalls sehr gut..“

Geraldine Aulenbach war für 10 Tage zur Kurzzeitpflege im Kreisaltenheim in Amorbach. „Darum habe ich mich selbst gekümmert, denn meine Tochter wollte nach Sardinien in Urlaub fahren. Ich war überrascht von dem großen Angebot dort. Es gab Gottesdienste, Volksliedersingen, Musiktherapie, Gymnastik und eine Strickrunde. Wir haben, weil es in der Osterzeit war, auch Ostersträuße gebunden. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und war jedenfalls rundum zufrieden. Ich würde jederzeit wieder hingehen.“

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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