Zustimmung zu Handlungsempfehlungen für die Bildungsregion
Auf einhellige Zustimmung sind im Jugendhilfeausschuss die Handlungsempfehlungen gestoßen, die in den Arbeitskreisen zur Bildungsregion erarbeitet wurden. Diese Empfehlungen werden nun im zweiten Dialogforum der Öffentlichkeit vorgestellt und dienen als Grundlage für die Bewerbung für die Zertifizierung des Landkreises als „Bildungsregion in Bayern“.
Zur Vorgeschichte: Der Landkreis Miltenberg will sich zertifizieren lassen, weil er das Ziel der Bildungsregion, die Zukunft junger Menschen in der Region mit einem passgenauen Bildungsangebot zu sicher, erreichen will. In einem ersten Dialogforum waren am 26. März 2015 fünf Arbeitskreise gebildet worden: „Übergänge organisieren und begleiten“, „Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Bildungsträger vernetzen – Schulen in die Region öffnen“, „Kein Talent darf verloren gehen – Jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen“, „Bürgergesellschaft stärken und entwickeln – Beitrag von Jugendhilfe einschließlich Jugendarbeit, Ganztagsangeboten und generationenübergreifendem Dialog“ sowie „Herausforderungen des demographischen Wandels annehmen“.
In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses präsentierten nun die Arbeitskreisleiter die Ergebnisse, die zunächst auf einer Bestandsanalyse fußten und anschließend in konkreten Handlungsempfehlungen resultierten. Schulrat Ulrich Wohlmuth referierte über die vielfältigen Übergänge in andere Bildungseinrichtungen, die es zu begleiten gilt. Als wichtig werden unter anderem beim Übergang von Kindergarten in die Grundschule mehr Stunden für die Kooperationsarbeit erachtet, auch gemeinsame Fortbildungen seien wünschenswert. Wegen unterschiedlicher Zuständigkeiten wäre es angeraten, gewisse Schlüsselsituationen zu priorisieren und gemeinsame Handlungsabläufe einzuführen. Die Einführung der Jugendsozialarbeit auch an Gymnasien und Realschulen wäre laut Wohlmuth wichtig, ebenso der Austausch der Lehrer aller Schularten. Als wichtig erachtete die Gruppe zudem regelmäßige Treffen der Schulleiter aller Schulen. Eine erste solche Konferenz werde auf Initiative des Landrats Mitte des Jahres zum Thema „Übergänge gestalten bei Migrations- und Fluchthintergrund“ stattfinden. Wünschenswert wäre die Konzeption einer Infoveranstaltung „Wege in den Beruf nach der zehnten Klasse“, die hilfreich für Schüler wäre, die das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen.
Markus Seibels Gruppe hatte sich um die Vernetzung der schulischen und außerschuli-schen Bildungsangebote und Bildungsträger gekümmert. Als Hauptprojekt habe sich die Stärkung der MINT-Bildung herausgestellt, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wir-ken, sagte Seibel. Das könne man unter anderem mit einem MINT-Bildungsnetz für die Region erreichen, aber auch die MINT-Ferienangebote könne man ausbauen. Mit Angeboten wie etwa MINT-Mitmach-Ausstellungen von Kindern könne man schulische und außerschulische Angebote vernetzen.
Stefan Adams stellte für die Gruppe „Kein Talent darf verloren gehen – Jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen“ fest, dass etwas für junge Menschen mit Migrationshintergrund getan werden müsse – etwa niedrigschwellige Angebote zum Erlernen der Sprache, die Ausweitung des Sprachvermittlerdienstes und die Förderung von Bildungschancen für Frauen mit Migrationshintergrund. Eine Projektidee sei die Verbreitung des Konzepts „Eltern lernen Deutsch an der Schule ihrer Kinder“, aber auch die Vernetzung aller Integrationsakteure. Jungen Menschen mit Behinderung und sonderpädagogischem Förderbedarf würden Kooperationsklassen helfen, aber auch mehr Lehrerstunden für die Inklusion. Bei Angeboten von Vereinen „könnte mehr gehen“, so Adams. Präventionsprojekte könnten junge Menschen in besonderen Krisen auffangen, auch müsse man etwa durch mehr Jugendsozialarbeit an Grundschulen diese Menschen für die Zukunft stärken.
Für die Gruppe „Junge Menschen für die Bürgergesellschaft gewinnen“ führte Helmut Platz mehrere Handlungsempfehlungen auf – etwa ein kunstpädagogisches Projekt mit Kindern und Jugendlichen sowohl mit und ohne Migrationshintergrund, eine Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit und die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Beteiligungsformen bei allen das Zusammenleben betreffenden Ereignisse.
Elisabeth Kluin stellte für die Gruppe „Dem demographischen Wandel begegnen“ wichtige Fakten zur demographischen Entwicklung dar. Durch Online-Karriereplattformen oder die Befragung der Schulabsolventen ein bis zwei Jahre vor dem Abschluss wolle man Maßnahmen ergreifen, um die Jugend vor Ort zu halten und ihr eine Perspektive zu geben. Weitere Ideen der Arbeitsgruppe waren Berufsorientierungsmessen für Handwerk und Pflegeberufe, eine Fachkräfte-Allianz sowie ein runder Tisch Schulgebäudemanagement als Austausch-Plattform für Kommunen und Schulen.
Unisono stellten alle Redner fest, dass im Landkreis Miltenberg schon gute Angebote vorhanden sind und dass viele Vorhaben bereits in der Umsetzung sind. In vielen der entwickelten Ideen wurde das Thema der Migration und Integration behandelt. Landrat Jens Marco Scherf kündigte als Plattform für den gegenseitigen Austausch eine Art Integrationsbeirat an.
Der jetzt entstandene Bericht wird der Konferenz der Schulaufsicht zugeleitet und von ihr geprüft. Dabei werden eine Stellungnahme des Bayerischen Landesjugendamts sowie des Bayerischen Jugendrings berücksichtigt. Die Konferenz der Schulaufsicht werde laut Susanne Seidel, Leiterin des Büros von Landrat Scherf, sicherstellen, dass die Kriterien einer Bildungsregion erfüllt sind. Anschließend werde die Konferenz dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus gegebenenfalls vorschlagen, dem Landkreis Miltenberg das Zertifikat „Bildungsregion in Bayern“ zu verleihen. Sollte dies der Fall sein, wird im Rahmen eines Qualitätsmanagements die Bildungsregion im Landkreis Miltenberg ständig weiterentwickelt.
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