Schülerbeförderung kann auch einfacher sein

Gedrängel beim Einsteigen an der Bushaltestelle: Für viele Schüler ist das Normalzustand. Mit ein wenig gutem Willen geht es besser. | Foto: Hans-Werner Hohm
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  • Gedrängel beim Einsteigen an der Bushaltestelle: Für viele Schüler ist das Normalzustand. Mit ein wenig gutem Willen geht es besser.
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Mit der Einrichtung eines Runden Tisches haben die vier weiterführenden Schulen im nördlichen Landkreis schon sehr viel erreicht

Seit vielen Jahren wird rege über die Schülerbeförderungen diskutiert – in den Familien, den Schulen, der Politik. Beispiele zu ausgefallenen Bussen, stehengebliebenen Kindern, gefühlte Überfüllung der Busse sowie viele andere Probleme sind schnell parat. Es gab in den vergangenen Jahren auch mehrfach Initiativen, Verbesserungen zu erreichen, aber Reklamationen blieben.

Ziel: Verbesserung für „Busschüler“

Im Schuljahr 2012/13 haben sich daher die Elternbeiräte der vier nördlichen weiterführenden Schulen im Kreis (Hermann-Staudinger-Gymnasium in Erlenbach (HSG), Julius-Echter-Gymnasium (JEG) und Staatliche Realschule (RSE) in Elsenfeld sowie Main-Limes-Realschule (MLR) in Obernburg) das Ziel gesetzt, für ihre „Busschüler“ die Situation zu verbessern. Der daraus etablierte Runde Tisch hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem Erfolgsmodell im Schultransport der hiesigen vier Schulen entwickelt und umfangreiche Verbesserungen und Optimierungen ermöglicht.

Start mit Busumfrage

Die Elternbeiräte und Busbeauftragten der vier Schulen kamen nach einer ersten gegenseitigen Kontaktaufnahme zum Ergebnis, dass nur ein gemeinsames Vorgehen zu einem für alle positiven Ergebnis führen kann. So wurde bereits kurz vor Weihnachten 2012 an JEG, RSE und MLR, sowie im Frühjahr 2013 am HSG eine gemeinsame Busumfrage gestartet. Dabei erhielten alle beförderungsberechtigten Schüler (ca. 2.800 Busschüler aus 38 Orten) standardisierte Fragebogen.

Runder Tisch entstanden

Die Busbeauftragten kontaktierten gemeinsam den Nahverkehrsbeauftragten der Region, Karl-Heinz Betz, und konnten diesen mit den vorliegenden Befragungsergebnissen überzeugen, dass eine gemeinsame Vorgehensweise für alle Seiten von Vorteil sein könne.

Zum Erfolgsmodell im Schultransport geworden

Daraus entstand dann der „Runde Tisch zur Buszufriedenheit“, bei dem alle Verantwortlichen im Zuge der Schülerbeförderung gemeinsam anwesend sind, zusammen die Problematik erörtern und nach Lösungen suchen. Im Runden Tisch sind auf Einladung der Elternbeiräte derzeit die jeweiligen Schulleitungen und Busbeauftragten, der Nahverkehrsbeauftragte Karl-Heinz Betz, Vertreter der Verkehrsgesellschaft mbH Untermain(VU), ein Vertreter der Busunternehmer und auch ein Vertreter der Polizeiinspektion Obernburg engagiert.

Umfragen gestartet

Zunächst wurde eine Umfrage unter allen Schülern gestartet, um Schwachstellen aufzuzeigen und aufzulisten. Anschließend trafen sich die Verantwortlichen und diskutierten die Ergebnisse der Busumfrage, äußerten Wünsche und Anregungen, trafen Festlegungen, definierten aber auch gesetzliche Vorgaben genauer. Bereits bei diesem ersten Gespräch wurden Zuständigkeiten festgelegt und erste Vorbereitungen für Änderungen und Verbesserungen getroffen. Vor allem bemühte man sich, gemeinsame, schnelle Kommunikationswege zu finden.

Erste Taten

Nach diesem ersten Runden-Tisch-Gespräch wurden teilweise Fahrpläne nachjustiert und für alle Schulen eigenständige „Idealfahrpläne“ erstellt, welche Verbindung für den jeweiligen Wohnort und die Abfahrtszeit von und zur Schule die Optimalsten sind. Diese Listen wurden auf den Schulhomepages veröffentlicht und werden seither regelmäßig aktualisiert.

Infoveranstaltung für Eltern

Auch eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die Eltern aller betroffenen Schulen wurde durchgeführt, bei der die Eltern über die erreichten Änderungen sowie die weiteren Ziele unterrichtet wurden. Außerdem fand eine nochmalige Befragung der Eltern und Schüler statt, deren Auswertung anschließend schon Verbesserungen aufwies. Zusätzlich wurden diesmal in Abstimmung mit der VU auch die Busfahrer durch die Unternehmer anonym befragt.

Regelmäßige Treffen

Die Meinungen, Kommentare und Verbesserungsvorschläge der Busfahrer flossen beim zweiten Runden-Tisch-Treffen ein. Diesmal waren auch erstmals Vertreter der Schüler sowie zeitweise auch Landrat Jens Marco Scherf anwesend, der seitens des Kreises die Initiative der Elternbeiräte unterstützt.

Praxistest zeigt Lücken auf

Mit einem Praxistest haben die Busbeauftragten ebenfalls eindrucksvoll demonstriert, wie richtiges Verhalten beim Ein- und Aussteigen die Situation für Schüler und Fahrgäste optimieren kann. Dazu wurde an einem Vormittag durch die VU ein Linienbus zur Verfügung gestellt. Schüler aus 4 verschiedenen Klassen von der Staatlichen Realschule Elsenfeld und dem Julius-Echter-Gymnasium wurden nach schriftlichem Einverständnis durch deren Erziehungsberechtige als Probanden eingesetzt.

Großes Gedränge

Im ersten Versuch wurden die Schüler in Winterbekleidung mit Schul- und Sporttaschen, Rucksäcken, Laptop und Zeichenbretthüllen nach dem System „Wie immer – wer zuerst kommt, ist zuerst drin!“ in den Bus gelassen. Es folgte ein großes Gedränge vor den Türen des Busses. Im Innern des Transportmittels wurden die Sitzplätze teilweise durch 3 Schüler belegt und von innen bis an die vordere Tür standen Schüler, was zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Sichtbereichs beim Busfahrer führte. Außerdem war die maximal zulässige Gesamtpersonenzahl des Busses noch nicht erreicht. Anschließend wurden die Schüler „sortiert“, so dass weitere 10 Schüler in den Bus einsteigen konnten. Dadurch wurden die maximale Kapazität nahezu erreicht.

In Reihe anstellen

Ein zweiter Einsteigeversuch erfolgte nach dem Prinzip „passiv – in die Reihe stellen, möglichst ohne Körperkontakt mit abgenommener Schultasche einsteigen und diese dann im Bus auf dem Boden abstellen“. Dieser Versuch nahm zwar primär etwas mehr Zeit in Anspruch, wurde aber von den Schülern als der „bessere Versuch“ gewertet. Das gefühlte Gedränge war kaum vorhanden, obwohl gleich alle Schüler einstiegen und die Fahrzeugkapazität bis auf 4 Plätze komplett ausnutzten. Der Bus war sofort abfahrbereit und alle Schüler waren mit dem Platz im Bus zufrieden.

Zukunftsprojekte

Bis dato sind die Busbeauftragten der Schulen und deren Stellvertreter mit dem Erreichten schon sehr zufrieden, denn tagtäglich werden teilweise lärmende und tobende Schüler sicher transportiert und Fahrpläne fast minutengenau eingehalten. Sie wissen aber auch, dass noch einiges verbessert werden kann. So ist beispielsweise der zeitgemäße Umbau der einzelnen Schulhaltestellen entsprechend dem heutigen Bedarf und der geltenden Vorschriften ein Thema, dem sich die Verantwortlichen annehmen möchten. Weiterhin wird über die Errichtung von Informationssäulen an den zentralen Umsteigestellen und die Ausrüstung aller Bushaltestellen mit entsprechendem Wetterschutz und Sitzgelegenheiten diskutiert. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass diese Zukunftsprojekte gemeinsam durchaus bewältigt werden können.

Paul Klein aus Erlenbach: „Ich bin jetzt in der 6. Klasse fahre morgens mit dem Bus von Erlenbach zur Main-Limes-Realschule in Obernburg. Als ich im letzten Jahr die ersten Tage mit dem Bus zur neuen Schule gefahren bin, war das schon etwas komisch und ich hatte auch Angst, ob ich rechtzeitig in der Schule bin. Aber diese Angst war unbegründet, denn der Bus ist lange vor Schulbeginn in Obernburg und ich habe mich gut ans Busfahren gewöhnt. Am Anfang wurde oft noch gedrängelt, das ist mittlerweile besser geworden. Meistens stellen wir uns zum Einsteigen in einer Reihe auf. Im Bus ist zwar wenig Platz, aber wenn ich stehen muss, kann ich mich immer irgendwo festhalten. Schön wäre es aber für mich, wenn das Gedrängel und Geschubse, das es immer wieder gibt, besser werden würde.“

Miloš Stojanovic aus Wörth: „Ich bin gerade in die 8. Klasse gekommen und fahre schon einige Jahre mit dem Bus zur Schule. Von Wörth aus gibt es zwei Busse, die zur Staatlichen Realschule nach Elsenfeld fahren, wo ich zur Schule gehe. Einer der beiden Busse ist direkt und hält nicht mehr an der Haltestelle, die ich benutze. Jetzt fahre ich mit einem anderen Bus, der von Haingrund aus fährt. Dieser Bus ist auch nicht so voll wie der andere. Es gibt leider immer noch viel Gedrängel und das Anstellen in einer Reihe zum Einsteigen funktioniert leider auch nicht immer. Ich glaube, dass man mit dem richtigen Verhalten viel erreichen könnte. Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen. Bei den beiden Umfragen, die schon gemacht wurden, habe ich die Kritikpunkte jedenfalls angemerkt.

Fünf Empfehlungen für richtiges Verhalten im Busverkehr:
Rücksicht und ordentliches Benehmen an den Haltestellen und in den Verkehrsmitteln
Fahrkarten stets mitführen und unaufgefordert vorzeigen
Aufstellen an den Haltestellen und Einsteigen ohne zu drängeln
Sitzplätze im Bus zügig einnehmen, kein „freihalten“
Schultaschen für den Transport im Bus abnehmen

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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