Hervorragende Berufsorientierung für Schüler gewürdigt
Parzival-Mittelschule in Amorbach und Johannes-Obernburger-Mittelschule in Obernburg mit Berufswahl-Siegel Bayern ausgezeichnet

Rektor Ralf Arnold, Konrektorin Kerstin Hoffmann und Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt (von links) freuen sich über die Auszeichnung der Parzival-Mittelschule Amorbach mit dem Berufswahl-Siegel Bayern.  | Foto: Parzival-Mittelschule Amorbach
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  • Rektor Ralf Arnold, Konrektorin Kerstin Hoffmann und Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt (von links) freuen sich über die Auszeichnung der Parzival-Mittelschule Amorbach mit dem Berufswahl-Siegel Bayern.
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Eine ganz besondere Ehre wurde zwei Mittelschulen aus dem Landkreis Miltenberg in den letzten Tagen zuteil: Für ihr besonderes Engagement zum Thema Berufsorientierung wurde der Parzival-Mittelschule in Amorbach und der Johannes-Obernburger-Mittelschule in Obernburg das Berufswahl-Siegel Bayern des Bildungswerks der bayerischen Wirtschaft verliehen. Die offizielle Verleihung fand in einer digitalen Veranstaltung am 20. Oktober statt. Das Siegel selbst hängt schon seit längerer Zeit an den beiden Schulhäusern, die durchaus stolz auf diese Auszeichnung sein dürfen.

Fleißiger Einsatz für die Berufsorientierung

Stolz deshalb, weil diese Auszeichnung nicht selbstverständlich ist und die Schulen einiges dafür tun müssen, um sie zu bekommen. Das Berufswahl-Siegel Bayern unterstützt Schulen durch Beratung und Begleitung, ihre Berufs- und/oder Studienorientierung nachhaltig und stetig weiter zu entwickeln. Ziel ist es, in den Schulen einen langfristigen Prozess der Qualitätsentwicklung anzustoßen. Für das Siegel können sich weiterführende Schulen mit allgemeinbildendem Abschluss, Realschulen, Gymnasien, Wirtschaftsschulen, FOS/BOS und Förderschulen, aber auch Mittelschulen bewerben, wie im Landkreis Miltenberg geschehen. Gleich zwei Schulen haben die anspruchsvolle Bewerbung in Angriff genommen und wurden mit der Auszeichnung für ihre Bemühungen belohnt: Die Parzival-Mittelschule in Amorbach und die Johannes-Obernburger-Mittelschule in Obernburg setzen sich besonders fleißig und erfolgreich für die Berufsorientierung ein und sorgen dafür, dass die Jugendlichen bestmöglich auf die Arbeitswelt im Allgemeinen vorbereitet und im Bewerbungsprozess im Vorfeld begleitet werden. Für diese Bemühungen haben sie für drei Jahre die begehrte Auszeichnung erhalten und können sich danach rezertifizieren lassen.

Erstmalig in Unterfranken

Das Projekt Berufswahl-Siegel Bayern ist freiwillig und wurde zum Schuljahr 2020/21 erstmalig in Unterfranken angeboten. Es existiert seit dem Schuljahr 2016/17 in Niederbayern und seit 2017/18 in Schwaben. Zum neuen Schuljahr 2021/22 kommt die Oberpfalz dazu. Die Weiterführung und Integration weiterer Regierungsbezirke und somit eine Ausweitung in Bayern ist geplant.

„Parzival-Mittelschule muss sich nicht verstecken!“

„Wir waren uns sicher: Die Parzival-Mittelschule Amorbach braucht sich diesbezüglich nicht verstecken!“, erzählt Kerstin Hoffmann. Sie ist Konrektorin an der Schule und gleichzeitig auch SchuleWirtschafts-Expertin des Arbeitskreises „SchuleWirtschaft“ im Landkreis Miltenberg. Der Arbeitskreis tritt mit regionalen Firmen und Betrieben in Kontakt und sorgt durch einen regen Austausch dafür, dass neueste Entwicklungen und Tendenzen in der Arbeitswelt in die Schulen hinein getragen werden. Auf diesem Wege werden die örtlichen Betriebe näher an die Mittelschulen herangeführt und die Schulabgänger erhalten einen besseren Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten. „Die Bewerbung war zwar etwas aufwändig“, so Kerstin Hoffmann weiter. „Daher freuten wir uns umso mehr, als wir im Januar Bescheid bekamen, dass wir es in die nächste Runde geschafft hatten. Jetzt ging es darum, ein Juroren-Team von unserer Arbeit zu überzeugen.“ Über WebEx stellte die Schule sich und ihre Berufsorientierungsmaßnahmen den insgesamt drei Jurorinnen und Juroren (eine Vertreterin aus dem Bereich Schule, eine Vertreterin aus dem Bereich Wirtschaft und ein Vertreter aus dem Bereich Beratung) in einem sogenannten Audit vor. „Hier konnten wir zeigen, dass wir an der Parzival-Mittelschule im Team arbeiten!“ Im Audit gab es schulinterne Beiträge von Lehrern, der ehemaligen Konrektorin, aktuellen Schülern, einer ehemaligen Schülerin, einer Mutter, die auch im Elternbeirat vertreten ist, der Jugendsozialarbeiterin, der Berufseinstiegsbegleiterin und der Schulleitung. Darüber hinaus berichteten auch externe Partner der Schule von der Netzwerkarbeit, dem Kernstück der Berufsorientierung an der Parzival-Mittelschule. Für die Netzwerkbetriebe konnte die Schule für das Audit Vertreter der Firmen OWA Odenwald Faserplattenwerk GmbH in Amorbach und Claus Fecher GmbH in Schneeberg gewinnen. Sie zeigten aus ihrer Sicht, wie wertvoll der Austausch mit der Mittelschule ist und lobten dabei das Engagement von Schülern und Lehrern. Auch der Bürgermeister der Stadt Amorbach Peter Schmitt nahm sich die Zeit und stellte im Audit die Notwendigkeit der Netzwerkarbeit für die Region heraus.

Kernstück „Bildungsnetzwerk Schule-Wirtschaft“

In seiner Form etwas Besonderes ist das „Bildungsnetzwerk Schule-Wirtschaft“ an der Parzival Mittelschule. Es ist im Schuljahr 2012/13 entstanden. Damals haben sich die Schule und Betriebe aus Amorbach, Kirchzell, Schneeberg, Weilbach, Kleinheubach und Großheubach getroffen, um ein Netzwerk zwischen Schule und regionalen Betrieben zu gründen. Recht schnell kamen weitere Betriebe hinzu, die die Vorteile und Synergien erkannten. Inzwischen sind 32 Betriebe aus der Region aus ganz unterschiedlichen Bereichen Mitglied des Netzwerks. Ziel des Netzwerks ist es, die Berufsorientierung für die Schülerinnen und Schüler zu intensivieren und so deren Perspektiven für das spätere Berufsleben zu optimieren.

Tag der Betriebe

Innerhalb des Netzwerks organisiert die Schule einmal jährlich einen Tag der Betriebe, zu dem alle beteiligten Firmen in die Schule kommen und ihren Betrieb vorstellen. Die Achtklässler der Schule und ihre Eltern haben dabei die Gelegenheit, in kleinen Gruppen reihum zu den Firmen zu gehen – wie bei einem Speeddating. So erfahren sie Näheres über das Unternehmen, die Arbeitsbereiche, das Berufsfeld und die Ausbildungsberufe. „Näher an der Praxis kann man als junger Mensch nicht sein, wenn man sich über seinen künftigen Beruf Gedanken macht“, legt Kerstin Hoffmann dar. „Die Informationen, die die Jugendlichen hier aus erster Hand erhalten, sind bei der Berufsfindung sehr wertvoll.“

Präsentation der Betriebe und Betriebserkundungen

Damit ist es aber noch lange nicht genug. Im Rahmen einer ganzen Unterrichtsstunde präsentieren sich anschließend die einzelnen Betriebe in den 8. Klassen und können dabei das jeweilige Unternehmen ganz ausführlich bis ins Detail vorstellen und vor allem auch Fragen der Schülerinnen und Schüler beantworten. Im Anschluss an den Tag der Betriebe und die Vorstellungsrunde derselben bereiten die Achtklässler gruppenweise Betriebserkundungen in den einzelnen Unternehmen vor, die dann anschließend besucht werden.

Erkundungsergebnisse und Praktika

Die Ergebnisse aus diesen Betriebserkundungen präsentieren die Schülerinnen und Schüler rund eine Woche später in einer Abendveranstaltung. Dazu werden die Betriebe und auch die Eltern eingeladen. „Die Vorteile dieser Vorgehensweise liegen auf der Hand“, fügt Kerstin Hoffmann hinzu. „Die Betriebe können sehen, wie sie von den Schülerinnen und Schülern wahrgenommen werden. Die Jugendlichen wiederum befassen sich intensiv mit einem Unternehmen und dessen Ausbildungsangebot. Vor allem aber können sie sich ein Bild aller im Netzwerk aktiven Betriebe machen.“ So fällt auch die Entscheidung für ein Praktikum viel zielgerichteter nach den individuellen Neigungen der jungen Menschen. Das anschließende Vorstellungsgespräch für die Bewerbung um ein Praktikum, das sich noch anschließt, rundet den Berufsorientierungsweg ab.

Win-Win-Situation für beide Seiten

„Das Netzwerk stellt eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten dar“, meint Rektor Ralf Arnold. „Regelmäßig berichten die Unternehmen davon, wie gewinnbringend diese Arbeit nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Betriebe sein kann, denn jedes Jahr schaffen es einige Jugendliche, sich im Laufe der Projektwochen eine Ausbildungsstelle zu ´ergattern´. Das ist eine schöne Wertschätzung unserer Bemühungen im Rahmen der Berufsorientierung.“

Berufsorientierung im Lehrplan fest verankert

Natürlich kommt auch im Unterricht die Berufsorientierung nicht zu kurz. Sie ist im Lehrplan der Mittelschule in den Fächern AWT und dem Fachunterricht WTG, Soziales, Technik und Wirtschaft in allen Klassen fest installiert. Zusätzlich absolvieren die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen ein zweiwöchiges, außerschulisches Praktikum im BfZ, das mit einer Potenzialanalyse endet. Die Achtklässler, die im Bildungsnetzwerk Schule-Wirtschaft arbeiten, erhalten zudem von externen Beratern ein sehr gutes Bewerbungstraining. In der 9. Jahrgangsstufe steht die Einzelberatung durch Berufsberaterin Diana Jäckel im Mittelpunkt.

Zu Recht stolz

„Wir sind natürlich sehr stolz auf unser vielfältiges Engagement und haben dieses Siegel wohl verdient und jeder, der sich für die Berufsorientierung unserer Jugendlichen an der Parzival-Mittelschule Amorbach eingesetzt hat und in Zukunft einsetzt, darf sich – so wie wir – ´ausgezeichnet´ fühlen!“, sind Rektor Ralf Arnold und Konrektorin Kerstin Hoffmann überzeugt.

Begehrte Auszeichnung auch für Obernburg

Die Johannes-Obernburger-Mittelschule hat sich ebenfalls erstmalig für das Berufswahl-Siegel beworben und die begehrte Auszeichnung erhalten. Die Schule bildet zusammen mit der Mittelschule Großwallstadt/Niedernberg den Schulverbund Main-Mümling. Für das Siegel beworben hat sich aber nur die Mittelschule in Obernburg.

Vertiefte Praxisorientierung

„Wir bieten den Kindern an unserer Schule eine ausgeprägte Berufsorientierung“, sagen Rektor Frank-Carsten Linke und Konrektor Jonathan Trieschmann. Beide haben ihren Job erst zum neuen Schuljahr angetreten und sind noch nicht lange an der Schule. „Damit werden die Schülerinnen und Schüler stark für den Beruf.“

Erste Erfahrungen im beruflichen Umfeld

Simone Schätzlein ist Jugendsozialarbeiterin an der Johannes-Obernburger-Mittelschule. Sie und Mittelschullehrerin Julia Batteiger haben neben weiteren Lehrkräften aus dem Kollegium den damaligen Rektor Matthias Langer unterstützt, der die Bewerbung für das Berufswahl-Siegel initiiert hatte. „Eine Unterstützung seitens der Schule bei der Berufswahl halten wir für sehr wichtig. Daher ist es uns ein Anliegen, die Schülerinnen und Schüler möglichst optimal darauf vorzubereiten. So machen die jungen Menschen bereits frühzeitig erste Erfahrungen im beruflichen Umfeld und lernen so die Anforderungen der Wirtschaft umfassend und altersgerecht kennen. Die Schülerinnen und Schüler können sich zielgerichtet auf die Berufswahl vorbereiten und die Chance, den ´richtigen´ Beruf zu finden, wird deutlich größer.“

Berufsorientierung, ein interaktiver Prozess

„Die Berufsorientierung ist ein interaktiver Prozess“, weiß Simone Schätzlein aus Erfahrung. „Hier geht es uns darum, den Jugendlichen Möglichkeiten zu eröffnen, ihre Fähig- und Fertigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Durch Reflexionsphasen mit Selbst- und Fremdeinschätzung lernen sie sich selbst besser kennen und entwickeln ein persönliches Selbstkonzept.“ In den Berufswahlprozess und die Berufsorientierung eingebunden sind neben den Schülerinnen und Schülern, die die Hauptrolle spielen, Klassen- und Fachlehrkräfte, die Schulleitung, die Jugendsozialarbeit an der Schule mit Simone Schätzlein (JaS), das ASA-Team (ASA – außerschulische Angebote), das multiprofessionell besetzt ist und sich in regelmäßigen Abständen zum fachlichen Austausch trifft, sowie ein internes und externes Netzwerk. Dazu zählen Firmen- oder Einrichtungsvertreter, die direkt in die Schule kommen, Kooperationen mit anderen Schulen, die Jugendberufsagentur, die Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF) als Bildungsträger, die Berufsberater der Agentur für Arbeit und Behörden. Sie alle tragen ihren Teil zur schulischen Umsetzung bei. „Selbstverständlich sind auch die Eltern immer Teil des Prozesses ´Übergang Schule – Beruf´, denn ohne sie funktioniert es nicht. Diese erhalten entsprechende Informationen und werden im Bedarfsfall von uns kontaktiert.“

Betriebserkundungen und Praktika

Weiterhin orientiert sich der Unterricht an der Johannes-Obernburger-Mittelschule an der Praxis. „In Betriebserkundungen und Praktika knüpfen die Kinder erste Kontakte zu Betrieben, die auch für eine spätere betriebliche Ausbildung nützlich sind“, erläutert Julia Batteiger. In den berufsorientierten Zweigen der Schule werden von der siebten bis zur zehnten Jahrgangsstufe mindestens zwei Unterrichtsstunden angeboten. Die einzelnen Zweige sind Technik (Bereiche Holz, Metall, Kunststoff, Erkundung technischer und handwerklicher Berufe), Wirtschaft (Basiswissen der Betriebswirtschaft, Tastschreiben, Standardsoftware, Kommunikationstechnik, Orientierung in kaufmännischen Berufen) und Soziales (Bereiche Haushalt, Ernährung und soziales Handeln, Erkundung von Arbeitsplätzen im Lebensmittelbereich oder sozialen Einrichtungen).

Berufswahlordner

Last but not least hat die Johannes-Obernburger-Mittelschule mit dem Berufswahlordner, einem Portfolio zur Dokumentation einer anschlussorientierten Berufsorientierung an Mittelschulen, noch einen besonderen Trumpf im Ärmel. Er beinhaltet neben den üblichen Unterlagen wie Zeugniskopien und Bescheinigungen über Praktika, Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften oder außerschulisches Engagement wichtige Dinge wie Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf, einem Musteranschreiben und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Onlinebewerbung, fertige Bewerbungen sowie Kontakte zur Arbeitsagentur und Informationen über zusätzliche Maßnahmen zur Berufsorientierung. „Für unsere Schülerinnen und Schüler ist dieser Ordner wie ein ´roter Faden´ auf dem Weg zur Ausbildung“, so Simone Schätzlein abschließend. „Er dient zudem als Gesprächsgrundlage für Gespräche mit den Eltern, Hilfe bei der Unterstützung durch die Lehrkräfte und ermöglicht der JaS, einen Überblick darüber zu erhalten, an welcher Stelle des individuellen Berufsorientierungsprozesses sich der jeweilige Schüler oder die jeweilige Schülerin aktuell befindet.“

Rundum verdiente Auszeichnung

Die Auszeichnung ist für beide Schulen rundum verdient, denn sie würdigt die vorbildliche Arbeit, die dort täglich geleistet wird, damit alle Schulabgänger eine passende Ausbildungsstelle oder einen Platz an einer weiterführenden Schule finden.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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