Optimale Räume für effektives Lernen
Die Bildung ist dem Landkreis Miltenberg viel Geld wert, wie man am Mittwoch, 5. April 2017 am Erlenbacher Hermann-Staudinger-Gymnasium (HSG) sehen konnte. Alleine acht Millionen Euro hat der Landkreis hier für den ersten Bauabschnitt der Erweiterung und Generalsanierung aufgewendet, für den zweiten und dritten Bauabschnitt werden weitere Millionen fließen.
Vor Kommunalpolitikern, Architekten, Ingenieuren, Firmen und der Schulfamilie verwendete Landrat Jens Marco Scherf in seiner Rede Begriffe aus der Schifffahrt, um die Bedeutung dieses Tages herauszustellen. „Leinen los“, gab er das Kommando, um angesichts einer Firmeninsolvenz und einer irrtümlich eingerissenen Wand gleich zu Beginn der Arbeiten von „rauer See“ zu sprechen. Doch dank des engen Kontakts zum „Reeder“ – dem Landratsamt –, der Mannschaft auf der „Brücke“ – den Ingenieuren, Architekten und Firmen – und den vielen Kräften im „Maschinenraum“ – den Handwerkern – habe man lossegeln können, fasste er zusammen. Der Austausch mit den „Kreuzfahrtgästen“ – den Schulvertretern – habe sehr geholfen, aber auch den „Lotsen“ – den Genehmigungsbehörden – zollte Scherf seinen Dank.
In 617 Tagen sei ein Neubau errichtet worden, der alle naturwissenschaftlichen Fachklassen enthält, darüber hinaus 19 Klassen- und Seminarräume sowie das „Turmzimmer“. Insgesamt seien 14.500 Kubikmeter umbauter Raum geschaffen worden, entsprechend einer Fläche von 2.300 Quadratmetern. Scherf dankte auch dem Freistaat, der 43,6 Prozent der förderfähigen Kosten gefördert habe. Der Bau habe viele Qualitäten, wies der Landrat unter anderem auf den fast erreichen Passivhaus-Standard, Lüftungsanlagen für gute Luftqualität und niedrigen Energieverbrauch, die Azimut-gesteuerte Verschattungsanlagen, die Restlichtsteuerung und robuste, pflegefreundliche Materialien hin. Scherf vergaß auch nicht, Altlandrat Roland Schwing und dem Kreistag für die Geburt des zweiten Schulbauprogramms zu danken. Zusammen mit der nebenan von der Stadt Erlenbach erbauten Mittelschule entstehe hier wohl eines der modernsten Schulzentren in Franken. Mit der Generalsanierung des HSG sichere man den Standort für die nächste Generation, zeigte sich der Landrat überzeugt. Von Ostern bis Juli 2018 werde der zweite Bauabschnitt dauern, kündigte Scherf an und wünschte sich, dass auch dieser Bauabschnitt im finanziellen, zeitlichen und qualitativen Rahmen umgesetzt werden kann. An Schulleiter Konrad Blank überreichte Scherf zudem zwei Fairtrade-Fußbälle.
Die Glückwünsche der Stadt Erlenbach überbrachte Bürgermeister Michael Berninger, der die Schulen als „wesentlichen Teil der Stadt“ bezeichnete und auf den 13,2 Millionen Euro teuren Bau der Mittelschule und die Sanierung der Sporthalle hinwies. Die Riesenbaustelle habe gut funktioniert, sagte er und lobte die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Stadt Erlenbach und Landratsamt, da es doch einige Verflechtungen gegeben habe.
Schulleiter Konrad Blank freute sich über die Zunahme des Raumangebots, das er mit den Worten „Die mageren Zeiten sind vorbei“ kommentierte. Schon beim ersten Spatenstich am 28. Juli 2015 habe er gespürt, dass die Durststrecke für das HSG vorbei sei. Der L-förmige Erweiterungsbau gebe der Schule ein neues Gesicht, konstatierte er. Die Generalsanierung sei nötig, war er überzeugt, auch der Neubau sei der richtige Weg gewesen. Dass die Schule stets in die Planung eingebunden war, lobte Blank ebenso wie die Möglichkeit, Wünsche zu äußern. Als „absoluten Hingucker“ bezeichnete er die zwei HSG-Schulschilder, zu denen er bereits viele positive Rückmeldungen erhalten habe. Lobende Worte fand der Schulleiter auch für die Schüler, Lehrer und Hausmeister, die beim Umzug Hand angelegt hätten.
Der Projektleiter des Planungsbüros agn, Thomas Götzmann, ging auf den Neubau ein, dessen rote Farbe ihn schon von weitem erkennbar mache. Die hier umgesetzten Standards würden auch als Vorbild für die weiteren Abschnitte dienen, sagte er und ergänzte, dass mittels eines Aufzugs nun alle Ebenen barrierefrei erreichbar seien. Im Neubau habe man nachhaltige Materialien verwendet in Anlehnung an die Kriterien des Bundes für nachhaltiges Bauen. Mit dem Einbau einer dezentralen Lüftungsanlage für ermüdungsfreien Unterricht, lachte Götzmann, gebe es keine Ausreden mehr für Schüler, die die schlechte Luft für schlechte Noten verantwortlich machten. Er hob auch den Einsatz der digitalen Technik in den Klassenzimmern hervor. Zusammen mit Christian Bähr überreichte er Schulleiter und Landrat einen großen Schlüssel in gebackener Form.
Die Übergabefeier wurde musikalisch von der Big-Band des HSG umrahmt, eine Gruppe von Schülerinnen zeigte einen Tanz. In einer Wissenschaftsshow zeigten Schülerinnen und Schüler „überschäumende Freude“ in Form einer Schaumfontäne und bunte Farbmischungen in Anlehnung an die Farben im Gymnasium. Ihre Freude brachten sie auch mit mehreren lauten Explosionen zum Ausdruck. Bei einem abschließenden Rundgang wurden die Gäste in zwei Gruppen durch den HSG-Neubau geführt.
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