Neuer Berufsschulleiter stellt sich vor

Bernd Kahlert leitet seit dem 20. Februar die Berufsschule Miltenberg-Obernburg mit Fachoberschule und Berufsoberschule.
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Der neue Leiter der Berufsschule Miltenberg-Obernburg mit Fach- und Berufsoberschule, Bernd Kahlert, hat sich am Dienstag den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Kultur und Soziales vorgestellt.

Der 49-Jährige ist offiziell seit dem 20. Februar im Dienst, nach einer Knie-Operation konnte er sich erst mit etwas Verspätung dem Gremium präsentieren. Der gebürtige Schwabe ist gelernter Werkzeugmacher mit Hauptschulabschluss. Er besuchte anschließend die Berufsaufbauschule und die Berufsoberschule. Nach dem Zivildienst wollte er Zahnmedizin studieren, aber sein Übergangsstudium – Lehramt an beruflichen Schulen – gefiel ihm so gut, dass er es beendete. 1999 wurde er nach Obernburg versetzt. Mehrere Jahre lang habe er Versetzungsanträge gestellt, weil es ihm am Untermain gar nicht gefallen habe, gab Kahlert zu. „Irgendwann hat es mir hier so gut gefallen, dass ich nicht mehr wegwollte“, gestand er. Bei seinem Abschied im Jahr 2012 habe er versprochen, dass er wiederkommen werde, blickte er zurück. Nun, als die Stelle als Leiter der Berufsschule wieder frei war, habe er sich beworben und freue sich sehr, wieder im Landkreis zu sein. Die beruflichen Schulen im Landkreis sollen offene Schulen sein, sagte er, auch schätze er sehr den Dialog und den Austausch zwischen den Schulen. Dass die Berufsschule im Landkreis angesichts von über 50 Prozent Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe eine große Bedeutung habe, ergänzte Landrat Jens Marco Scherf.

Kahlerts Kollege Uwe-Marc Lochner stellte das Konzept für die Beschulung von Asylbewerbern und Flüchtlingen an der Berufsschule Miltenberg-Obernburg vor, das er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen entwickelt hat. Es sieht insgesamt vier Stufen vor, die je nach Wissensstand der Schüler durchlaufen werden. Als unterste Stufe ist die Sprachintensivklasse vorgesehen, in der für rund drei Monate intensiv Deutsch gelernt wird. Mit nicht alphabetisierten Schülern tue sich die Berufsschule aber sehr schwer, gab Lochner zu, hier müsse eine andere Lösung gefunden werden. Als nächste Stufe schließt sich das Berufsintegrationsjahr/Vorklasse (BIJ/V) an, in dem die Schüler in Klassen mit je 20 Schülern speziell in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sozialkunde beschult werden. 30 Stunden pro Woche drücken die jungen Leute die Schulbank, sozialpädagogisch werden sie von der GbF betreut. Im anschließenden einjährigen Berufsintegrationsjahr sollen die Schüler auf den Hauptschulabschluss hingeführt werden und gemeinsam mit deutschen Schülern beschult werden. Auch sollen sie sich beruflich orientieren. Da es hier noch keine Erfahrungswerte gibt, sei der Erfolg ungewiss, sagte Lochner. Wenn man die Hälfte der Schüler zum Hauptschulabschluss bringe, wäre dies ein Riesenerfolg, so Lochners Einschätzung. Die Ausbildung mit Eingliederung in das duale System der Berufsausbildung ist die letzte Stufe des Konzepts. Ausgehend vom September 2015, werde man bis Februar 2017 insgesamt 160 neue Schülerinnen und Schüler an der Berufsschule unterrichten, wies Lochner auf die großen Anstrengungen aller Beteiligten hin. Auf der anderen Seite sei dies auch wichtig für den Schulstandort. Er stellte fest, dass die Lehrerinnen und Lehrer hochmotiviert seien und dass die jungen Flüchtlinge ebenfalls mit Feuereifer lernten. Probleme bereite allerdings der Wechsel von 18-Jährigen vom „betreuten Wohnen“ in eigene Unterkünfte, das führe häufig zu schulischen Problemen. Auch inhomogene Klassen seien problematisch, zudem müsse man mit schwachen oder gar nicht vorhandenen Vorbildungen in Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften umgehen.
Landrat Jens Marco Scherf drückte seine hohe Wertschätzung aus, welch kreative Leistungen an der Berufsschule erbracht würden. „Berufliche Ausbildung ist notwendig, aber sie ist auch ein sehr langer und schwerer Weg“, stellte er fest. Man werde weiterhin in engem Austausch mit der Wirtschaft bleiben, versprach er. Auch aus dem Gremium wurde das Konzept der Berufsschule unisono gelobt.

Einstimmig hat der Ausschuss beschlossen, bis auf weiteres – höchstens aber bis zum 31. Dezember 2020 –, sich an den Sachkosten für die Migrationsberatung für anerkannte Beratungsstellen zu beteiligen. Sozialamtsleiter Manfred Vill erklärte, dass die Migrationsberatung Ausländer mit Aufenthaltstitel in sozialen Belangen berät. Migranten über 27 Jahre würden beim BRK-Kreisverband beraten, gefördert würden diese Kosten vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Unter 27-jährige Migranten würden vom Jugendmigrationsdienst der paritätischen Wohlfahrtsverbände Aschaffenburg beraten – zuletzt im Jahr 2015 wurden 70 Stunden für 21 Jugendliche aus dem Landkreis erbracht. Nun sei durch die steigende Zahl von anerkannten Flüchtlingen mit höherem Bedarf nach Migrationsberatung zu rechnen, sagte Vill. Daraufhin wolle das BRK seinen Personaleinsatz von bislang einer 0,75-Vollzeitstelle auf 1,5 Vollzeitstellen aufstocken. Der BRK-Kreisverband habe deshalb beim Landkreis beantragt, analog zur Sachkostenförderung der Asylsozialberatung auch die Migrationsberatung zu fördern. Während bei der Asylsozialberatung ein Sachkostenzuschuss von etwa 50 Prozent der Sachkosten erfolgt, schlug Vill vor, die Sachkosten bei der Migrations- und Jugendmigrationsberatung deutlich geringer zu fördern – mit 2.500 Euro je Vollzeitkraft jährlich. Dies entspricht laut Vills Berechnung etwa einem Anteil an den Sachkosten von 25 Prozent, also etwa der Hälfte wie bei der Asylsozialberatung. Die Förderung solle unter Vorbehalt eines entsprechenden Defizits mit zehnprozentigem Eigenanteil des Trägers gewährt werden und nur anerkannten Beratungsstellen und anerkannten Fachkräfte zukommen. Die Umsetzung des Beschlussvorschlags hätte nach aktuellem Stand eine Zahlung an den BRK- Kreisverband von jährlich 4.380 Euro und an den Paritätischen Wohlfahrtsverband von jährlich 110 Euro zur Folge. Diesem Vorschlag schloss sich das Gremium einstimmig an.

In der Sitzung gab Sozialamtsleiter Vill zudem bekannt, dass Landrat Jens Marco Scherf im Rahmen seiner Zuständigkeit der Caritas eine Erhöhung der Sachkosten für die Asylsozialberatung von 20.000 auf 28.500 Euro für das Jahr 2016 gewährt hat. Grund ist, dass die Caritas demnächst eine siebte Stelle für die Asylsozialarbeit ausschreiben und besetzen wird. Der Bildungsausschuss hatte im April 2015 auf Basis von sechs Vollzeitstellen im Jahr 2015 einen Zuschuss von zunächst 20.000 Euro beschlossen. Der nun von der Caritas beantragte Zuschuss von 28.500 Euro sei angemessen und berechtigt, rechnete Vill anhand der vorliegenden Flüchtlingszahlen sowie der Personal- und Sachkosten der Caritas vor.

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