Neue Aula im Gymnasium nimmt Form an
Die Schulfamilie am Johannes-Butzbach-Gymnasium hat Grund zur Freude: Am Dienstag feierte sie mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kreisverwaltung Richtfest für die neue Pausenhalle und die Inbetriebnahme der Nahwärmeversorgung.
Fast 50 Jahre habe die Pausenhalle auf dem Buckel, stellte Landrat Jens Marco Scherf fest, nun seien ihre Tage gezählt. Mit der neuen, direkt neben der Aula entstehenden Pausenhalle erfahre das Gymnasium eine deutliche Verbesserung, steht für ihn fest. Scherf lobte alle am Bau Beteiligten für ihren Einsatz sowie die Schule, die bei der eng abgestimmten Planung für die Generalsanierung immer das rechte Maß bei den räumlichen Anforderungen habe walten lassen.
Ähnlich wie bei der Sanierung der Realschule Obernburg werde man einen Innenhof überdachen und zur zentralen Halle umfunktionieren. Damit gewinne die Schule rund 260 Quadratmeter neue Grundfläche, rechnete Scherf vor. Das Kreisbauamt tue jetzt bereits alles, um hier eine gute Akustik und Atmosphäre zu schaffen. Die neue Pausenhalle werde heller, freundlicher und luftiger sein, darüber hinaus werde sie einen zentralen Bereich im Herzen der Schule schaffen. In die jetzige Aula werde das Medienzentrum mit Bibliothek integriert. Auf der anderen Seite der Pausenhalle würden Kunst- und Musikräume angesiedelt. Beim Blick nach oben erklärte der Landrat, dass die Halle ein Dachtragwerk aus weiß lasiertem Holz erhalten werde, Holzverkleidungen würden die geschlossenen Deckenfelder und die Brüstungen schmücken. Nebenbei sei der Werkstoff Holz auch gut für die CO2-Bilanz, so Scherf.
Als „echten Leuchtturm“ bezeichnete der Landrat die Nahwärmeversorgung für das Schulzentrum Miltenberg. Das Netz werde eine Abwärmeleistung von rund 750 Kilowatt aus dem Abluftstrom einer Papiermaschine der benachbarten Fripa nutzbar machen, im Gegenzug würden die Heizungsanlagen der Schulen mit 1,9 Megawatt Leistung ersetzt. Die Fripa ihrerseits werde deutlich weniger Wärme in die Atmosphäre abgegeben als bisher. Scherf zufolge würden so 1000 Megawatt Energie – die benötigte Energie zum Heizen von 2000 Einfamilienhäusern – gespart. Die Johannes-Hartung-Realschule, die Stötzner-Schule und das Johannes-Butzbach-Gymnasium mit insgesamt 1400 Schülern würden es nun „warm und angenehm haben, ohne dass dafür die Umwelt mehr belastet wird als vorher.“ Der Landkreis habe sich dies dank Zustimmung der Kreisgremien knapp eine Million Euro kosten lassen, rechnete Scherf vor, günstigenfalls werde sich die Summe in zehn Jahren amortisieren.
Dass ein solches Projekt gelingen konnte, schrieb der Landrat dem Willen aller Beteiligten für ein Projekt der Energiewende zu. Er lobte die vorbildliche Kooperation zwischen öffentlicher Hand und einem mittelständischen Unternehmen, den Unternehmergeist und das Verantwortungsgefühl sowie die Ingenieurskunst. „Die Energiewende ist machbar“, zeigte sich Scherf beim Blick auf das Projekt überzeugt. Dabei stehe nicht der vordergründige und schnelle finanzielle Nutzen im Vordergrund, sondern der Ansatz, Dinge vernetzt zu sehen und daraus Qualität zu entwickeln, sagte Scherf und bat die Protagonisten der beteiligten Firmen, der Politik und des Kreisbauamts auf die Bühne, um den Applaus der Gäste entgegen zu nehmen.
Stellvertretender Schulleiter Ansgar Stich konnte bereits jetzt die neue Mitte der Schule kaum erwarten. „Es wird eine super Halle“, zeigte er sich überzeugt und freute sich auf die erstklassige Akustik sowie die großartige Kuppel. Die Einzigartigkeit des Gymnasiums mit seinen drei Zweigen spiegele sich demnächst auch in der „neuen Mitte“, dazu komme die innovative Nahwärmeversorgung. „Dieses Projekt ist sinnig und stimmig“, zeigte sich Stich überzeugt. Er rief auch den Geist der Schule in Erinnerung, ebenso die Liebe aller Beteiligten der Schulfamilie für ihre Schule. Der Pädagoge ließ seine Gedanken in die Zukunft schweifen und stellte sich einen Tag in der Aula vor, geprägt von zahlreichen Nutzungen für Musik, Theater, Musical, Vorträge und Feiern. Jede Schule brauche neben dem Dazugehörigkeitsgefühl („Hier ist meine Mitte“) auch baulich eine Mitte, glaubt Stich, für den feststeht: „Die Aula mit ihrem Glasdach wird die Mitte der Mitte dieser Schule sein, dazu wird es auch warm ums Herz mit toller nachhaltiger Wärme von der Fripa.“
Für die Firma Fripa berichtete Geschäftsführer Andreas Noack von großer Skepsis am Anfang der Nahwärmeidee. „Legionen von Bedenken“ habe es gegeben, blickte er zurück und nannte offene Fragen wie Leitungsnetz, Betreiber und Amortisation. Allerdings, so Noack, sei eines nicht von der Hand zu weisen gewesen: „Die Idee war zu gut.“ Denn Abwärme habe man von der Papiermaschine auch nach Nutzung für die Beheizung der Maschinenhalle immer noch genügend, „die Restluft ist immer noch sehr heiß.“ Als dann der Wärmetauscher der fraglichen Papiermaschine wegen eines Defekts habe ausgetauscht werden müssen, habe man die Nahwärmelösung verwirklichen können. „Wir haben alle Probleme Schritt für Schritt gelöst“, sagte der Geschäftsführer und freute sich über ein „tolles Beispiel für eine umweltschonende Energielösung.“
Nach dem letzten Musikstück des Klarinettentrios aus Miltenberg (Klara Paulus, Charlotte Hinz und Clara Schmid) schauten sich die Gäste die neue Holzkonstruktion der Aula an und ließen sich im Heizungskeller über die Nahwärmeversorgung informieren.
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