50 Jahre Realschule Elsenfeld
Innovative Schule mit vielen Auszeichnungen und familiärer Atmosphäre
Begonnen hat es mit 270 Schülerinnen und Schülern im Jahr 1971, heute ist die Realschule Elsenfeld mit 724 Schülerinnen und Schülern die größte Schule im Landkreis. Der Feier des 50-jährigen Bestehens im vergangenen Jahr machte Corona einen Strich durch die Rechnung, nun aber feierte die Schulfamilie ihren runden Geburtstag. Mit frischen Darbietungen der Schülerschaft zeigte die Realschule, dass sie neben dem reinen Lernen viel mehr Fähigkeiten vermittelt.
Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz überbrachte Grüße von Schirmherr Professor Dr. Michael Piazolo und bezeichnete das reiche Bildungsangebot als Markenzeichen der Realschule. Sie hob unter anderem die Förderung der Sprachkompetenz hervor. Sprachen wie Französisch, Chinesisch, Russisch und Spanisch zeigten das Bemühen der Schule, durch die Sprache Brücken zu schlagen. Schülerinnen und Schüler würden so zu weltoffenen und toleranten Menschen, die anderen Kulturen mit Respekt gegenübertreten, stellte sie fest.
Die Realschule stehe aber auch für das Vermitteln der fachlichen Grundlagen für die berufliche Ausbildung oder den Übertritt an eine höhere Schule. Nicht umsonst genössen die Realschulen in Bayern einen hervorragenden Ruf – auch wegen der innovativen Bildungsangebote, die sie als „Talentschmiede“ auszeichneten. So stehe die Realschule auch für eine gute digitale Ausbildung, lobte Stolz. Der Freistaat trage dazu einen Teil bei, indem er etwa in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro für die digitale Ausstattung ausgebe. Sehr gut kam bei der Staatssekretärin die Förderung der Alltagskompetenzen an, die an der Schule etwa mit Arbeitsgruppen zu den Themen Ernährung und Bewerbung gelebt werde, auch Kurse zu den Themen Fotografie, Imkerei und Biogarten zeigten das. Kein Wunder also, dass die Realschule Elsenfeld sich mit vielen Auszeichnungen schmücken könne, lobte sie.
Stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann überbrachte Grüße von Landrat Jens Marco Scherf, Kreistag und Kreisverwaltung. Sie machte sich Gedanken über die Schule von heute in einer von gesellschaftlichen, technischen und politischen Umwälzungen geprägten Zeit. Auf diese Veränderung müsse auch der Landkreis Miltenberg als Sachaufwandsträger adäquat reagieren. Das heutige Bildungssystem dürfe sich nicht mehr nur auf die Vermittlung von kognitiven Kompetenzen beschränken, „sondern muss auch das gedeihliche Zusammenleben in einer bürgerlichen Gesellschaft lehren“, so die stellvertretende Landrätin. Das umfasse auch die Förderung persönlicher Kompetenzen und die Vermittlung gemeinsamer ethischer Normen sowie die Fähigkeiten, Wahrheit von Fake News, Recht von Unrecht und Wert von Schein zu unterscheiden. Gemeinsam gelinge der Schulfamilie der Spagat zwischen Schule damals und Schule heute, bestätigte Wolf-Pleßmann. Für dieses außerordentliche Engagement sprach sie der Schule Dank und Anerkennung aus.
Dass es in der Realschule außergewöhnliche Biografien gibt, zeigte sich in Videobeiträgen. Darin gratulierten drei Ehemalige der Schule zum 50. Geburtstag: die bekannte Sopranistin Miriam Clark, die Schauspielerin Maria Happel und der langjährige Landtagsabgeordnete Berthold Rüth. Letzterer gehörte im Jahr 1976 dem ersten Jahrgang an, der an der Realschule den Abschluss feierte. Dass es zu der Zeit, als die Realschule das Licht der Welt erblickte, Frauen schwer hatten, konnte Elsenfelds dritte Bürgermeisterin Anna Becker aus eigener Erfahrung bestätigen: Als Mädchen sei es damals ein Privileg gewesen, eine höhere Schule besuchen zu dürfen, der Besuch sei fast ausschließlich Buben vorbehalten gewesen. Zu Beginn der 70er Jahre sei es auch üblich gewesen, dass eine Frau nur dann arbeiten durfte, wenn ihr Mann das erlaubt hat, so Becker weiter. „Schulen sind in der Lage, Gesellschaften grundlegend zu verändern“, stellte sie fest, deshalb habe manch patriarchalisch geprägte Gesellschaft mit Bildung ein Problem. Die Realschule Elsenfeld werde sicher eine weiter gute Entwicklung nehmen, glaubte sie.
Für die Sparkasse Miltenberg-Obernburg nannte Matthias Dick die Kooperation der Bank mit der Schule eine „beiderseitige Herzensangelegenheit.“ Man arbeite eng zusammen, etwa bei einem Nachhaltigkeitsprojekt. Für Arbeitgeber seien eine gute schulische Grundbildung der Schülerinnen und Schüler wichtig, sagte er, deshalb brauche man Schulen wie die Realschule Elsenfeld, die die Jugendlichen gut auf das Berufsleben vorbereitet.
Die letzten Worte reservierte sich Schulleiter Matthias Witzel, dem die Freude anzumerken war, dass die Feier endlich stattfinden konnte. Seit 2019 habe der Festausschuss gearbeitet und selbst heute habe man aufgrund von Corona bis zuletzt nicht gewusst, welche Schüler*innen auf der Bühne stehen würden. Er empfahl einen Blick in die Festschrift, die über alle Facetten der Schule bestens informiert. An der Realschule habe man in all den Jahren stets einen familiären Umgang gepflegt, sagte er, „das macht unsere Schule einzigartig.“ Dies sei unter allen sechs „Kapitänen“ gelungen, die die Schule bislang geführt hatten: Gerhard Moser, Erika Hepp, Jürgen Becker, Johann Mertl, Eberhard Gailer und unter ihm, Witzel. Eine Überraschung hatte er am Ende parat: Der Schülerin Gabriele Ganter, die im Jahr 1974 als beste Schülerin ausgezeichnet worden war, überreichte er ein Präsent: Sie heißt heute Gabriele Schmidt und ist die Personalratsvorsitzende im Landratsamt Miltenberg. Der aktuell beste Schüler heiße Jeremy Hart, der vermutlich einen Mittlere-Reife-Abschluss mit der Note 1,08 haben wird. Auch er bekam ein Präsent und Witzel verriet, dass Hart eine Ausbildung im Landratsamt antreten werde. Landrat Jens Marco Scherf sollte also wissen, dass die Besten der Realschule ans Landratsamt gingen, so Witzel.
Zahlreiche Beiträge bereicherten die 50-Jahrfeier, die von Konrektor Rainer Schäfer moderiert wurde: Die Chorklassen 5c und 6c sangen „Imagine“, die Sportklassen 5a und 5b zeigten Variationen der Bodenturnkunst, Vitalii Surzhak aus der Willkommensklasse spielte auf der Gitarre eine spanische Romanze, die Theatergruppe zeigte zwei Szenen vom „ganz normalen Tag an der Realschule“, Suada Hilles (Klasse 7d) sangt „Let It Go“ und Anja Herold trug „Home Sweet Home“ vor; beide wurden von Sorin Raicovescu am Klavier begleitet. Die Schüler Emil und die Schülerin Melina moderierten Teile der Feier.
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