Hochschul-Studiengang startet im Wintersemester in Miltenberg
Ein in Bayern einzigartiger Studiengang bietet vom Wintersemester 2017/2018 an in Miltenberg Studentinnen und Studenten die Möglichkeit, den Abschluss Bachelor of Arts (B.A.) im Fach „Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen“ – Regelstudienzeit sieben Semester – abzulegen. Rund 35 Interessierte informierten sich am Mittwoch in den Räumen der Berufsschule Miltenberg über den Studiengang.
Dass dem Landkreis Miltenberg die Bildung sehr am Herzen liegt, verdeutlichte Landrat Jens Marco Scherf. Neben der parallelen Sanierung von drei Schulen investiere man rund eine Million Euro in den Teilumbau der Berufsschule Miltenberg, so dass der Studiengang hier beste Bedingungen vorfinde. Der neue, in Bayern einzigartige und kostenfreie Studiengang sei explizit auf den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen ausgerichtet und biete mit dem sogenannten Blended Learning neue Formen des Studierens. Der Studiengang richte sich an Menschen, denen ein Präsenzstudium aufgrund verschiedener Hindernisse nicht möglich ist. Damit, so Scherf, „leistet er einen Beitrag für eine familienfreundliche Region, in der nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern zunehmend auch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wichtig werden.“ Mit dem Studiengang schaffe man nach dem Wissenstransferzentrum ZeWiS in Erlenbach den zweiten Hochschulstandort im Landkreis Miltenberg. Das Studienangebot sei zudem ein Signal an den südlichen Landkreis, denn Miltenberg sei der direkte Zugang in den bayerischen Odenwald, das Erftal und den Südspessart.
Professor Dr. Hartwig Webersinke, Dekan der Fakultät Wirtschaft und Recht an der Hochschule Aschaffenburg, stellte wie Scherf die Stärken der Wirtschaftsregion Bayerischer Untermain heraus, in der kleine und mittlere Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft bilden. Mit den Unternehmen der Region habe man viele Gespräche geführt, um die Lerninhalte auf deren Bedürfnisse anzupassen, blickte der Professor zurück. Diese kleinen und mittleren Unternehmen machten deutschlandweit 99,6 Prozent der Firmen aus, sie beschäftigen 60 Prozent aller Arbeitskräfte. „Deshalb ist es sinnvoll, qualifizierte Mitarbeiter auszubilden“, steht für ihn fest. Diese Firmen seien als Arbeitgeber attraktiv, da sie Beschäftigten die Möglichkeit bieten, eigene Ideen einzubringen. „Hier steht Teamgeist vor Karrieredenken“, so Webersinke, zudem dächten die meist von den Eigentümern geführten Unternehmen längerfristig und legen Wert auf die regionale Verankerung. Von 2800 Weltmarktführern seien sage und schreibe 1170 deutsche Mittelständler, wies er auf die unzähligen Nischen hin, in denen sich erfolgreiche Firmen entwickelt hätten – viele davon am Bayerischen Untermain.
Dr. Antje Wendler, Professorin an der Hochschule Aschaffenburg und Hochschulverantwortliche für den neuen Studiengang, zeigte den Studienaufbau mit Praxisphase in einem selbstgewählten Unternehmen und der anschließenden Spezialisierung von Schwerpunktfächern auf. Wie im klassischen BWL-Studium begegnen den Studenten Fächer wie Quantitative Methoden, Wirtschaftsenglisch, Buchführung sowie Marketing. Zusätzlich wird in Fächern wie Grundlagen des Mittelstandsmanagements, Personalmanagement und Mitarbeiterführung speziell auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen eingegangen. Laut Wendler werde nicht eine abgespeckte Version eines BWL-Studiums gelehrt, sondern explizit auf die Bedürfnisse im Management solcher Unternehmen eingegangen. Der Studiengang schließe mit einem Bachelor of Arts ab und biete mit einem guten Abschluss auch die Möglichkeit zur Weiterbildung in Form eines Master of Arts. Auf dem Campus in Miltenberg werde das gleiche qualifizierte Hochschulpersonal wie in Aschaffenburg lehren.
Charlotte Jäger, Projektverantwortliche des Studiengangs, stellte das sogenannte Blended Learning vor. Die Studentinnen und Studenten besuchen an zwei Präsenztagen den neuen Campus in Miltenberg, der Rest der Lernzeit wird individuell mit E-Learning, dem Lernen durch elektronische Medien, gestaltet. Für die Präsenztage bringen die Studenten einen Laptop mit und nutzen die eigens für den Studiengang angeschaffte Software. Auf der Internetplattform Moodle können Studieninhalte als Audio- oder Videodatei abgerufen werden; zudem bietet sie die Möglichkeit, mit Professoren und Studenten in Kontakt zu treten. Als Jäger eine virtuelle Vorlesung zeigte, war die Begeisterung beim Publikum spürbar.
Die beiden Professoren gaben im Anschluss bereitwillig Auskunft zu Themen wie Zugangsvoraussetzungen, BaFöG, Vereinbarkeit von Studium mit besonderen Lebenssituationen wie Pflege, Beruf sowie Studium mit Kind. Beide standen zudem bei kühlen Getränken und Salzgebäck für die Beantwortung von Detailfragen zur Verfügung.
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