Viele Eindrücke für den Regierungspräsidenten Dr. Ehmann

Wie es mit der Brücke in Kirschfurt weitergeht, diskutierten (von links) Landrat Jens Marco Scherf, Klaus Schwab (Staatliches Bauamt), Kreisbaumeister Andreas Wosnik, Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, Gerald Rosel und Bürgermeister Karl Josef Ullrich.
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  • Wie es mit der Brücke in Kirschfurt weitergeht, diskutierten (von links) Landrat Jens Marco Scherf, Klaus Schwab (Staatliches Bauamt), Kreisbaumeister Andreas Wosnik, Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, Gerald Rosel und Bürgermeister Karl Josef Ullrich.
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Straßen- und Bahnverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Schulbauprogramm und Schulsanierung, Wertstoffgewinnung und der Erhalt des historischen Erbes der Kelten – Landrat Jens Marco Scherf hat Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann bei dessen Antrittsbesuch im Landkreis Miltenberg am Donnerstag einen Tag lang wichtige Vorhaben vorgestellt.

Vor allem Fragen rund um den Verkehr bestimmten den Tagesablauf der Delegation, zu der von Seiten des Landkreises auch der Stellvertreter des Landrats im Amt, Gerald Rosel, und Kreisbaumeister Andreas Wosnik gehörten. Am Kirschfurter Bahnhof stießen der Leiter des Staatlichen Bauamts Aschaffenburg, Klaus Schwab, und Collenbergs Bürgermeister Karl Josef Ullrich dazu. Themen waren hier die geplante Brücke bei Kirschfurt und die Ortsumgehung – beides Projekte, die laut Bürgermeister „dringend notwendig“ sind. Der Landrat erklärte die Verkehrssituation im Südspessart, die im Fall von Kirschfurt nur im Verbund der Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zu lösen sei. Für den Landrat ist der Bau der Brücke – letzter Kostenstand: 23 Millionen Euro – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Was den Bau der Brücke schwierig mache, sei die Notwendigkeit von zwei Genehmigungsverfahren in zwei Bundesländern, ging Klaus Schwab in die Tiefe. Die Planvorentwürfe seien von beiden Regierungen abgesegnet und zur Abstimmung an die Ministerien weitergeleitet worden, wusste Schwab, der in Kürze aus Bayern grünes Licht erwartet. Beim sich anschließenden Baurechtsverfahren wäre es sinnvoll, dass dies eine Behörde in die Hand nimmt, erklärte der Baudirektor. Dazu seien ein Staatsvertrag sowie ein Verwaltungsabkommen notwendig. Sobald hierüber Klarheit herrscht, könne man die Planfeststellung beantragen. Das Staatliche Bauamt habe bereits ein Büro mit der Erstellung eines Brückenentwurfs beauftragt, mit dessen Fertigstellung Schwab im März 2020 rechnet. Das sei ein gutes Zeichen, fand Landrat Jens Marco Scherf, der den Abschluss eines Staatsvertrags als nächstes Etappenziel nannte. Der Regierungspräsident, der zahlreiche Nachfragen zur Planung und zur Kooperation der Bundesländer hatte, bat darum, über den weiteren Fortgang informiert zu werden. Wenn er als Regierungspräsident helfen könne, werde er das im Rahmen seiner Möglichkeiten gerne tun, sicherte Dr. Eugen Ehmann zu.

Auch in Kleinwallstadt war der Bau einer neuen Brücke in kommunaler Sonderbaulast ein Thema. Im Feuerwehrhaus, wo die Delegation von Bürgermeister Thomas Köhler und Stellvertreter Ludwig Seuffert empfangen wurde, waren die Pläne der Brücke ausgehängt, an deren Finanzierung sich neben Kleinwallstadt fünf weitere Gemeinden beteiligen. Alle seien sich einig, dass es diese Brücke unbedingt braucht, so Köhler. Die Kosten seien im Lauf der Planung leider gestiegen – von in 2014 geschätzten 15 Millionen auf nun 25 Millionen Euro. Glücklicherweise habe man einen Förderzuschlag bekommen, freute er sich. „Die Brücke hat enorme Bedeutung für die gesamte Region“, stellte Köhler klar – auch im Hinblick auf die Obernburger Mainbrücke, die einzige Brücke in der Nähe, die zudem sanierungsbedürftig sei. Köhler hofft, das Planfeststellungsverfahren noch in diesem Jahr zum Abschluss bringen zu können.

Den öffentlichen Personennahverkehr diskutierten Dr. Ehmann, Scherf, Rosel und der in Miltenberg dazu gestoßene Nahverkehrsbeauftragte Karl-Heinz Betz. Der Landrat ging auf der Busfahrt mit dem Linienbus 81 von Miltenberg nach Klingenberg unter anderem auf die Möglichkeiten von Apps auf dem Smartphone ein, die vor allem beim Busverkehr in nachfrageschwachen Teilräumen und in Schwachlastzeiten Verbesserungen bringen können. Damit könne man bedarfsgesteuerte Busverkehre umsetzen. Eine digitale Plattform koordiniert mehrere Fahrtwünsche und gibt dem Fahrgast Rückmeldung, wann er an welcher Haltestelle von einem Bus mitgenommen wird. Dieses Angebot wäre tagsüber im ländlichen Raum interessant, abends ab 19 Uhr aber auch flächendeckend. Denn, so Scherf, nicht auf jeder Strecke und nicht zu jeder Uhrzeit lohne sich der Taktverkehr. Gerald Rosel thematisierte in diesem Zusammenhang die Kündigung des Einnahmeaufteilungsvertrags durch die Deutsche Bahn mit der Folge, dass die Busunternehmen rund zwei Millionen Euro weniger Einnahmen haben. Das wirke sich auf den Landkreis als Besteller des Busverkehrs aus. Der Zuschuss zum ÖPNV betrage aktuell ca. 950.000 Euro im Jahr, während es vor Jahren nur rund 250.000 Euro waren, wovon der Landkreis ca. 1/3 selbst übernehme. Deshalb seien solche alternativen Bedienungsformen sehr interessant.

Am Hermann-Staudinger-Gymnasium erläuterte Kreisbaumeister Andreas Wosnik dem Regierungspräsidenten, wie der Landkreis hier nachhaltig gebaut und saniert hat. So habe man den Bestand nach Möglichkeit erhalten und etwa einen Boden eingebaut, der teurer als die üblichen Böden sei, aber in der Folgekostenbetrachtung deutlich günstiger sei. So spare man über viele Jahre Geld bei den Reinigungskosten ein, erklärte er. „In Erlenbach haben wir Ökonomie und Ökologie vereint“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf. In Bürgstadt führte der Landrat dem Regierungspräsidenten vor, wie ein moderner und komfortabler Wertstoffhof aussieht. Dieser Hof werde immer besser von den Nutzerinnen und Nutzern angenommen, sagte er und freute sich, dass immer mehr Wertstoffe angeliefert werden. Auf dem Dach werde in Kürze eine Photovoltaikanlage installiert, die den Strom in erster Linie zum Eigenverbrauch produzieren soll. Mit einem Photovoltaik-Ausbauprogramm sei dies auch für weitere Landkreisliegenschaften vorgesehen. Am Berufsschulstandort Miltenberg, wo Leiter Bernd Kahlert die Gruppe führte, erläuterten Landrat und Kreisbaumeister den dringenden Sanierungsbedarf an den beiden Berufsschulstandorten im Landkreis. So seien in Miltenberg etwa zwei Gebäudeteile aus den 50-er Jahren nicht mehr auf Dauer nutzbar, so Andreas Wosnik. Der Landkreis werde ein drittes Schulbauprogramm umsetzen, in dem die Berufsschulen sowie zehn Sportstätten ertüchtigt werden. Bei den Berufsschulen brauche man die Unterstützung der Regierung von Unterfranken, so der Landrat. So benötige man ein belastbares Raumprogramm, das beide Standorte abbildet. Scherf hoffte zudem, dass sich im Hinblick auf die Klimaneutralität etwas an den Förderprogrammen ändert.

Eine Überraschung erwartete die Delegation in Rück-Schippach, wo der Standort für ein mögliches Keltendorf besichtigt wurde. Über 50 gewandete „Kelten“ erwarteten den Regierungspräsidenten und seine Begleiter. Sie zeigten anschaulich, wie stark der Rückhalt für diese Idee ist, die Ottmar Eisenträger beharrlich verfolgt. Eisenträger möchte außerhalb von Rück-Schippach ein Keltendorf errichten, das vielfältige Ziele verfolgt. Man wolle den Menschen die eigene Historie vermitteln und beispielsweise altes Handwerk zeigen, Kräutergärten anlegen, historische Feste feiern, Erlebnistage anbieten und zu guter Letzt auch den Tourismus voranbringen. Ideen für Gebäude habe er schon, nannte Eisenträger unter anderem ein Versammlungshaus, Kleinhäuser, einen Kornspeicher und eine Schmiede. Ähnliche Dörfer in Deutschland zeigten, dass so etwas funktioniert, sagte er. Das Grundstück sei zudem gut gelegen in der Nähe einer Straße, eines Fahrradwegs, des Rotwein-Wanderwegs und eines Baumwanderwegs. Dass die Region historisch interessiert ist, belegte Jürgen Jung mit dem Archäologischen Spessartprojekt, dem Netzwerk Burglandschaft und vielen Reenactmentgruppen in der Region. Das alles seien tolle Voraussetzungen, fand er. Beim Regierungspräsidenten stieß das Vorhaben auf Sympathie, auch wenn es sich „um eine Idee, die aus dem Rahmen fällt“, handele. Wer in die Zukunft schaut, brauche dafür auch den Blick in die Vergangenheit, meinte er und zeigte sich beeindruckt von der großen Leidenschaft aller Akteure. Er wünschte ihnen eine glückliche Hand bei der Realisierung, auch wenn sich „Berge von Schwierigkeiten“ auftürmten. Er bezog sich dabei etwa auf den fehlenden Bebauungsplan sowie die Erschließung mit Strom, Wasser und Abwasser.

Dr. Ehmann zeigte sich am Ende seines Besuchs beeindruckt von den vielen Vorhaben im Landkreis und sagte seine Unterstützung zu, wenn immer das möglich ist. Bei seiner Visite im Landkreis habe er viel erfahren. Es sei für ihn wichtig, vor Ort Eindrücke zu gewinnen, die am Schreibtisch nicht möglich seien, sagte er. Während des Besuchs trug er sich zudem in das Goldene Buch des Landkreises Miltenberg ein.

Wie es mit der Brücke in Kirschfurt weitergeht, diskutierten (von links) Landrat Jens Marco Scherf, Klaus Schwab (Staatliches Bauamt), Kreisbaumeister Andreas Wosnik, Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, Gerald Rosel und Bürgermeister Karl Josef Ullrich.
So könnte ein Keltendorf aussehen: Ottmar Eisenträger und Jürgen Jung (von links) zeigten dem Regierungspräsidenten und dem Landrat ein Modell des Vorhabens.

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