Rotary Ukrainehilfe
Prekäre Lage der Geflüchteten – Helfer vernetzen sich über Grenzen hinweg
Zurzeit befinden sich ca. 2,5 Mio. Flüchtlinge in Polen und ein Ende der Flüchtlingswelle ist noch nicht abzusehen. Die Flüchtlinge im Land zu versorgen verursacht große organisatorische und auch finanzielle Probleme. Der Staat ist aufgrund der hohen Zahl ankommender Flüchtlinge am Limit.
Über polnische Freunde des Rotariers Mathias Schaper wurde zunächst der Kontakt zu einem Ärztezentrum (Medikor) hergestellt, das von Gosia Korytowski geleitet wird. Eine hier angestellte Ärztin aus der Ukraine, Jagoda Dabek, hat zusammen mit Frau Korytowski und deren Mann eine Lieferung von Verbandszeug, Medikamenten und medizinischen Geräten an ein Krankenhaus in Lemberg organisiert, um die von dort gezielt gebeten worden war. Für den Transport sorgte das Unternehmen TEX von Herrn Korytowski – natürlich unentgeltlich. Eine zweite Lieferung an medizinischem Material, die vom Rotary Club Miltenberg finanziert wurde, konnte kürzlich erfolgreich durchgeführt werden.
Bei einem aktuellen Besuch von Rotary Präsident Helmut Arnold und Vizepräsident Mathias Schaper konnten sich beide von dem außerordentlichen Engagement des polnischen Teams überzeugen. Es wurde schnell deutlich, dass weitere Lieferungen, insbesondere Verbandszeug, nötig sind, es aber zunehmend Beschaffungsprobleme gibt. Über das Rotary-Netzwerk wird nun der Einkauf in Deutschland angekurbelt.
Eine weitere Ärztin, Magda Moskalik, die sich wie alle Helfer dort ehrenamtlich für die Geflüchteten einsetzt, berichtete von weiteren privaten Initiativen für Flüchtlinge in Poznan: Die Wohltätigkeitsorganisation „Pogotowie Spoleczne“ (Soziale Nothilfe) die sich vorher auf Obdachlosenhilfe konzentriert hatte, weitete ihre Aktivitäten auf die Betreuung von Ukraineflüchtlingen aus. Die Arbeit, die diese Organisation leistet, ist außerordentlich bedeutsam. Das kann man jeden Tag unmittelbar erleben.
Vor kurzem sind 16 Busse aus der Ukraine angekommen. Die Geflüchteten kamen ohne Gepäck und mussten mit allem versorgt werden. Die Menschen müssen vor allem etwas zu essen bekommen, und für eigene Käufe fehlt das Geld, wenn man (noch) kein Arbeitseinkommen hat. So werden, zum Beispiel, dreimal wöchentlich jeweils 2,5 t an Nahrungsmitteln ausgegeben.
Anlässlich eines Treffens mit der Leiterin der Organisation, Frau Beata Benyskiewicz, konnte eine Sachspende von 80 Teddies, übergeben werden. Eine wenigstens kleine Tröstung für die vielen Kinder, die all die schrecklichen Erlebnisse sicher noch nicht verarbeitet haben.
Weiterhin wurde eines deutlich: Die Flüchtlinge werden erstversorgt, aber es fehlt einfach an Reisetaschen, Rucksäcken und Koffern, um die erhaltenen Sachen verstauen und später mitnehmen zu können. Spontan wurde deshalb beschlossen, dass der Rotary Club hier hilft. Ein entsprechender Spendenaufruf (separate Datei) soll den Menschen in der Region ermöglichen, einen eigenen, einfachen – aber sehr sinnvollen – Beitrag zu leisten.
Der Transport weiterer Sachspenden wird, in Absprache mit Beata, vom Rotary Club Miltenberg übernommen. So wurde bei dem Besuch einer weiteren Hilfsorganisation, „Pomagamy“, beschlossen, dass 80 Drucker aus dem Spendenbestand des Clubs in die Ukraine geliefert werden, um in Schulen eingesetzt zu werden. Neue Klassen für die zahlreichen ukrainischen Kinder mussten ja auf die Beine gestellt werden.
Die beiden Rotarier kamen erschüttert und beeindruckt zugleich aus Poznan zurück. Die Situation der Geflüchteten ist in vielerlei Hinsicht prekär, aber die Menschen sind bei allem erfahrenen Leid und den erlebten Traumata, vor allem der Kinder, dankbar, dass ihnen geholfen wird und sie in Sicherheit sind. Dankbar für das große polnische Herz und die praktische Solidarität der Deutschen und der anderen Europäer, denen sie sich einfach zugehörig fühlen. Hier entstehen Einstellungen und Bindungen, die weit über den Tag hinaus segensreich wirken werden.
Die Not ist wirklich groß und nimmt sogar noch zu. Die Menschen, zumeist Frauen und Kinder, verdienen unsere Unterstützung, in der wir nicht nachlassen dürfen.
Autor:Rotary Club Miltenberg aus Amorbach |
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