Grußwort des Landrates Jens Marco Scherf
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
zunehmend begegnen auch mir Vorwürfe, eine politische Entscheidung sei irrsinnig, indiskutabel oder gar undemokratisch. Nicht nur in der „großen Politik“, auch „im Kleinen“ werden demokratische Prozesse und deren Ergebnisse angezweifelt – und damit unsere Demokratie insgesamt in Frage gestellt. Gleichzeitig überträgt sich die Aufgeregtheit in den Alltag.
Doch ist wirklich jede Entscheidung, die dem eigenen Standpunkt widerspricht, undemokratisch? Lebt nicht die Demokratie vom Ausgleich unterschiedlicher Interessen, vom Abwägen verschiedener Gesichtspunkte und einem Kompromiss, der tragfähig sein muss, aber nicht den Anspruch verfolgen kann, alle komplett zufrieden zu stellen, geschweige denn glücklich machen zu können?
Funktioniert eine Demokratie nicht wie eine gute Familie? Jeder hat andere Vorstellungen, etwa vom Urlaub. Je mehr Mitglieder, umso mehr widersprechende Wünsche. Das Ergebnis kann nur ein Kompromiss und ein Abrücken von eigenen absoluten Vorstellungen sein – denn alternativ stünde nur die Möglichkeit im Raum, jeder urlaubt alleine. Doch ist das noch eine Familie? Und würde das wirklich zufrieden und glücklich machen – jeder alleine für sich?
Trotz aller Unterschiede lässt sich dies auf unsere Gesellschaft übertragen. Gesellschaft, Freiheit und Demokratie funktionieren nur miteinander und im Verzicht auf den Anspruch der Absolutheit des eigenen Ichs.
Oder, wie es eine politische Persönlichkeit formuliert hat: Jeder hat das Recht, gehört zu werden, aber nicht den Anspruch, erhört zu werden.
So kann unsere Demokratie auch in anspruchsvollen Zeiten funktionieren!
Ihr Landrat Jens Marco Scherf
Autor:Blickpunkt MIL aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.