Jugendhilfeausschuss
Haushaltsentwurf des Jugendamts vorgestellt

Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises hat in seiner Sitzung am Montag, 25. November, die Weichen für den Haushalt 2025 gestellt. Er sagte Ja zum Planentwurf des Sachgebiets Kinder, Jugend und Familie, sprach sich für die Erweiterung der Jugendsozialarbeit an Schulen aus und nahm die Ergebnisse der Untersuchungen zur „Personalbemessung der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe“, kurz PeB, zur Kenntnis.

Birgitta Fuchs, Leiterin des Sachgebiets 20 im Jugendamt (Verwaltung und Jugendsozialarbeit), stellte nicht nur den Entwurf des Jugendamtshaushalts 2025 vor, sondern ging auch auf das vorläufige Ergebnis des Jahres 2024 ein. Der voraussichtliche Zuschussbedarf werde bei rund 10.072.349 Euro liegen, sagte Fuchs, das seien rund 13 Prozent weniger als der angesetzte Bedarf von zuletzt geplanten 11.609.900 Euro. Das sei zum großen Teil auf geringere Ausgaben, aber auch auf hohe Erstattungsbeträge anderer Jugendämter zurückzuführen, erklärte sie und listete zahlreiche Haushaltsstellen auf, in denen es teilweise deutliche Veränderungen gegeben hat.
Für das Jahr 2025 rechnet sie bei Ausgaben von 18.092.577 Euro und Einnahmen von 4.507.018 Euro mit einem Zuschussbedarf von 13.585.559 Euro – 3.513.210 Euro mehr als der voraussichtliche Zuschussbedarf des Jahres 2024. Das liege an gestiegenen Fallzahlen, aber auch an teilweise deutlich höheren Tagessätzen, verwies sie auf mehrere Haushaltsstellen, in denen Mehrkosten zu erwarten sind. So sei etwa im Pflegekinderwesen (Vollzeitpflege) mit 488.000 Euro Mehrkosten zu rechnen aufgrund voraussichtlich höherer Fallzahlen, bei den ambulanten Maßnahmen rechnet sie mit 421.600 Euro höheren Ausgaben – vor allem aufgrund stark steigender Fallzahlen bei den Schulbegleitungen. Man wisse zum jetzigen Zeitpunkt nicht, welche Fallzahlen auf das Jugendamt im nächsten Jahr zukommen, erklärte Fuchs die Tatsache, dass der Haushaltsentwurf auch Unsicherheiten beinhaltet. Auf die Leistungen des Jugendamts gebe es einen Rechtsanspruch, bestätigten auch Landrat Jens Marco Scherf und Rüdiger Rätz, Leiter des Sachgebiets 22 (Soziale Dienste). Man ringe immer um die Auswahl geeigneter Maßnahmen, die auch wirtschaftlich verantwortbar sind, so der Landrat. Laut Rüdiger Rätz bekomme man die Preise „teilweise diktiert“ und könne daran nichts ändern. Viele Hilfssysteme zögen sich zurück und die Jugendhilfe alleine könne das nicht auffangen, bedauerte er. Wichtig sei es, die Eltern nicht aus der Verantwortung für ihre Kinder zu entlassen, stellte er fest. Als „deutliches Zeichen in die richtige Richtung“ bezeichnete ein Mitglied des Ausschusses den Haushaltsentwurf, der am Ende mehrheitlich zur Beschlussfassung an den Kreistag verwiesen wurde.

Inwieweit die Ergebnisse der Personalbemessungsuntersuchung in den Stellenplan des Haushalts einfließen, muss ebenfalls der Kreistag entscheiden. „Rechtlich und fachlich passt alles“, zeigte sich der Landrat zufrieden, der Personalmehrbedarf sei vor allem auf eine „unglaubliche Fülle von gesetzlichen Änderungen“ zurückzuführen. Unter dem Strich stehe im Jugendamt ein Mehrbedarf von bis zu 2,5 Vollzeitäquivalenten, ohne Jugendsozialarbeit an Schulen, fasst er zusammen. Dass es nicht mehr sei, wertete er als Zeichen, dass man im Landratsamt schon früh auf veränderte Bedarfe reagiert und immer nachjustiert habe, wenn dies notwendig erschien.
Teilweise längere Diskussionen gab es im Zusammenhang mit der Bedarfsanerkennung von Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS). Einstimmig sagte das Gremium zunächst Ja zur Aufstockung der Jugendsozialarbeit an der Barbarossa-Mittelschule Erlenbach von 19,5 auf 30 Stunden. Die dortige JaS-Stelle sei bei mittlerweile fast 300 Schülerinnen und Schülern überlastet, führte Stefan Adams (Jugendamt) aus.
Mehrheitlich sagte der Ausschuss Ja zur Bedarfsanerkennung an der Fachoberschule und der Berufsoberschule in Höhe von 19,5 Stunden. Die Schülerinnen und Schüler dort sind über 16 Jahre alt, zu beobachten sind laut der Schulleitung unter anderem psychische Belastungen, Alkohol- und Drogenkonsum, Medikamentenmissbrauch, übermäßiger Medienkonsum, fehlende Impulskontrolle und einige weitere Auffälligkeiten. Es gebe zwar Präventionsangebote, diese reichten aber nicht aus, so Adams. Er sah die Gefahr, dass junge Menschen aus den Unterstützungssystemen herausfallen und direkt ins Bürgergeld gehen, wenn nicht versucht werde, gegenzusteuern. Wenn die jungen Menschen in andere Unterstützungssystem gehen, „wird es viel teurer“, ergänzte Rüdiger Rätz. Da der Landkreis der Träger der genannten Schulen ist, finanziert er die Jugendsozialarbeit zu zwei Dritteln, ein Drittel trägt der Freistaat.
Ebenfalls mehrheitlich erkannte der Ausschuss die Jugendsozialarbeit im Umfang von 30 Stunden pro Woche an den Gymnasien in Erlenbach, Amorbach und Elsenfeld an. Der Bedarf für das Gymnasium in Miltenberg wurde bereits anerkannt. Stefan Adams sprach von psychischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler mit häufiger Abwesenheit in der Schule, aber auch von Mobbing in den unteren Klassen. Auch aufgrund des Leistungsdrucks – teilweise von Seiten der Eltern –, und den Folgen halte man die Jugendsozialarbeit für notwendig. Der JaS-Fachbeirat habe ebenfalls die Jugendsozialarbeit empfohlen. Ob die dafür notwendigen Stellen in den Haushalt eingestellt werden, ist nun Sache des Kreistags.

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