Corona & Politik
Die Menschen verbühen
Immer Donnerstags von 18.30 bis 20.00 Uhr ermöglicht der KAB-Webtalk zu Corona & Politik allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein Gespräch zu aktuellen sozialen Fragen der Corona-Krise. Zuletzt wurde die Situation der Menschen und Mitarbeiter in Heimen und Hospiz mit der Seelsorgerin Michaela Lang (Alzenau) diskutiert.
Grundsätzlich wurde der Ansatz unterstützt, schnell die Regelungen für den Publikumsverkehr zu schließen und damit einen ersten Schutz aufzubauen. Als hochproblematisch wurde diskutiert, dass die Heime bei den darüber hinaus gehende Maßnahmen für Schutzkleidung nicht ausreichend im Blick haben. Es fehlt offenbar bis heute an Masken und Kitteln und die Gesellschaft muss die notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Alten und Menschen mit Behinderung auch sauber finanzieren.
Über diese grundlegenden Maßnahmen und Fragen hinaus wurde in dem Webtalk betont, dass menschliches Leben aber auch noch mehr braucht, als einen körperlichen Schutz. Teilnehmer berichteten, wie „die Menschen in Einsamkeit verblühen“. Die soziale Ansprache über Videochats reicht offensichtlich nicht aus, um einen viatlisierenden Kontakt mit Angehörigen oder anderen Bezugspersonen zu ermöglichen. In vielen Heimen verbringen die Bewohner nun viel Zeit auf dem Zimmer. Das Personal kann das gemeinschaftliche Miteinander, die Ansprache durch Angehörige, Ehrenamtliche oder z. B. die Seelsorge rein zeitlich nicht auffangen. Das Leid spricht aus den Gesichtern und manchmal, so die Berichte von Teilnehmern, auch in Tränen am Telefon.
Aus dem Gespräch wurden dann auch Ideen entwickelt, die helfen könnten, ohne den notwendigen Schutz von Leib und Leben zu ignorieren: Musikständchen, Besuchskabinen (mit Trennscheibe), Kunstaktionen in Haus und Hof, etc. Für das Hospiz und generell die letzten Stunden eines Lebens wurde die unbedingte Forderung aufgestellt, dass ein Abschied von Angehörigen möglich sein muss.
Darüber hinaus wurde angesprochen, dass es vor Ort Runde Tische braucht, damit mehr Sichtweisen, Ideen und Ressourcen einbezogen werden. So sollten Vertreter der Bewohner und Angehörigen genauso angesprochen werden wie die Seelsorge, die Nachbarschaftshilfen und die Fachberatungen der Träger. An dieser Stelle wurde auch angemerkt, dass es eine bedeutende Aufgabe der Kirche sein sollte, sich um eine verbesserte Seelenpflege in Heimen und Hospizen zu bemühen.
Der nächste KAB-Webtalk zu Corona & Politik ist am Donnerstag, den 7. Mai um 18.30 - 20.00 Uhr. Schwerpunktthema ist "Gesundheit oder Wirtschaft? - im Gespräch mit Betriebsrat Heiko Kern (WIKA) und Betriebsseelsorger Peter Hartlaub (KAB)“. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.kab-miltenberg.de
Autor:Joachim Schmitt aus Niedernberg |
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