SPD: Weichen an Schulen werden falsch gestellt
Bildungspolitik: Kreisverband kritisiert Lehrermangel und hohe Kosten für Lernmittel
Kreis Miltenberg. Mit Verwunderung hat der Vorstand des SPD-Kreisverbands Miltenberg die Aussage von Bayerns Kultusministerin Anna Stolz aufgenommen, dass in Bayern Lehrermangel herrscht. „Der Zustand ist nun wahrlich nichts Neues. Das ist schon etliche Jahre so“, sagte Kreisvorsitzender Steffen Salvenmoser in der jüngsten Sitzung in Eschau. „Aber jetzt wird es von der Staatsregierung zum ersten Mal offiziell so zugegeben, nachdem wir das für den Landkreis Miltenberg schon seit Jahren immer wieder bemängeln.“
Die SPD geht davon aus, dass auch in diesem Schuljahr insbesondere an den Mittelschulen im Kreis Miltenberg Lehrkräfte fehlen werden. „Das ist ein fatales Signal an die gesamte Gesellschaft“, erklärte Kreisvorsitzende Sabine Balleier. „Wir wissen, dass wir für die Zukunft gute Handwerker brauchen, aber gerade da, wo junge Menschen das Rüstzeug für eine erfolgreiche Ausbildung bekommen sollen, lassen CSU und Freie Wähler riesige Lücken klaffen. Stattdessen liegt der Fokus der Staatsregierung in der Bildungspolitik auf den Akademikern von morgen. Hier werden Weichen komplett falsch gestellt.“
Interessantes Detail am Rande der Sitzung: Die Vorstellung, mangelnde Sprachfähigkeit betreffe nur Kinder mit Migrationshintergrund, ist irreführend: "Defizite ziehen sich durch alle sozialen Schichten, auch wenn die Ursachen unterschiedlicher Natur sind“, merkte Steffen Salvenmoser an.
Das neue Schuljahr war für die Kreis-SPD auch der Anlass, auf gestiegene Kosten für die
Schulausstattung der Kinder hinzuweisen. Um ein Schulkind mit allem Nötigen
auszustatten und alle Kostenbeiträge zu decken, die zusätzlich zu Ranzen und Heften anfallen, müssten Eltern oftmals 200 Euro und mehr ausgeben, rechnete der Weilbacher Bürgermeister Robin Haseler vor. Mit Lernmittelfreiheit habe das im Grunde nichts mehr zu tun. „Wenn wir eine wirklich kostenlose Bildung für alle und Chancen auch für Kinder aus armen Familien wollen, dann müssen wir hier vor Ort im Kreis dafür Sorge tragen, dass der Schulbesuch wirklich für alle finanzierbar bleibt“, erklärte Sabine Balleier.
Dass ab 2026 verpflichtende Sprachtests vor der Einschulung eingeführt werden, ist aus Sicht der SPD grundsätzlich zu begrüßen. Dass Kinder die deutsche Sprache sicher beherrschen, bevor sie in die Grundschule kommen, sei angesichts der hohen Zuwanderungsquoten und der Überforderung des Systems eine immens wichtige Voraussetzung für Bildung und Integration, erläuterte Balleier.
Robin Haseler wies darauf hin, dass sich in diesem Zusammenhang die Frage stelle, wie Kinder konkret gefördert werden könnten, die durch mangelnde Sprachfähigkeit nicht eingeschult werden können. Auf keinen Fall dürfe dies zu neuen Belastungen der Kommunen führen. Hier müsse der Freistaat dann auch Mittel bereitstellen, um die Förderung ordentlich zu gewährleisten. Dies habe aber auch wieder Auswirkungen auf den Lehrkräftemangel.
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