Von außen schön, aber innen giftig!
Beim Jacobskreuzkraut ist große Vorsicht geboten
Das Jacobskreuzkraut gehört schon immer zu unseren heimischen Pflanzen. Aber in den letzten Jahren breitet es sich stetig weiter aus und wird somit zur Gefahr für Mensch und Tier. Vor allem im Maintal und entlang der B 469 wächst es zum Teil wie ausgesät. Es gibt ca. 25 verschiedene Kreuzkräuter - alle mehr oder weniger giftig. Das bei uns am häufigsten vorkommende Jacobskreuzkraut gehört mit zu den giftigsten dieser Pflanzenfamilie.
Die stark zunehmende Verbreitung von Kreuzkräutern in den letzten Jahren erfolgte grundsätzlich durch Unkenntnis über ihre toxische Wirkungsweise. So wurden zum Beispiel in kaum einem Fachbuch für Pferde die Kreuzkräuter als Giftpflanzen erwähnt, infolgedessen fand auf Pferdeweiden eine besonders starke Vermehrung statt.
Jacobskreuzkraut - die gelbe Gefahr
Beim Jacobskreuzkraut ist die ganze Pflanze stark giftig. Ihre Giftstoffe (Pyrrolizidin-Alkaloide) sind auch getrocknet in Heu und Silage wirksam. Erst im Alter von 6 - 7 Wochen entwickeln die Pflanzen einen unangenehmen Geruch und enthalten dann erst die bitteren Stoffe. Vorher sind die Pflanzen für Tiere nicht von ungiftigen Pflanzen zu unterscheiden. Rinder sind dabei weniger selektiv als Pferde, wodurch sich die Pflanze auf Pferdeweiden besser ausbreiten kann.
Im getrockneten Zustand aber, wie zum Beispiel in Heu Silage, Pellets oder ähnlichem verlieren sich auch die Warnstoffe der ausgewachsenen Pflanze, so dass die Giftstoffe unweigerlich aufgenommen werden. Das birgt auch die Gefahr einer chronischen Vergiftung bei der Winterfütterung.
Der NEWS-Verlag sprach mit Amtstierärztin Inka Eilbacher vom Veterinäramt in Miltenberg über Gefahren und Lösungen zu diesem Thema.
Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen?
Inka Eilbacher: „Das Jacobskreuzkraut ist tatsächlich auch mit anderen Pflanzen zu verwechseln. Im jungen Zustand kann es mit Rucolasalat verwechselt werden und auch in anderen Salatmischungen wurde es schon gefunden. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde das Jacobskreuzkraut auch schon in Tees wie Pfefferminztee, Fencheltee oder Kamillentee und im Spinat nachgewiesen. Auch in Honig, Milch und Eiern fand man bereits Spuren davon. So stellt das Jacobskreuzkraut auch zunehmend ein Problem für den Menschen dar, denn Spuren des Giftes tauchen immer öfter in Nahrungsmitteln auf und gefährden mit gleichem Krankheitsgeschehen den Verbraucher.“
Wie sieht das Kreuzkraut aus?
Das Jacobskreuzkraut (lateinischer Name Senecio jacobaea) bildet im ersten Jahr nur Rosetten, blüht aber erst im zweiten Jahr mit 13 hellgelben Blütenblättern und gehört zur Familie der Korbblütler. Die zwei- bis mehrjährige Pflanze wird bis zu 1,20 Meter hoch und blüht von Juni bis September leuchtend gelb. Bekannt ist sie auch unter den Namen Jacobs-Greiskraut, Spinnenkraut, Krötenkraut oder Zehrkraut.
Wie wirkt das Gift?
„Das Jacobskreuzkraut ist für Menschen - vor allem für Kinder -, für Schweine, Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen (in dieser Reihenfolge) giftig. Das Gift reichert sich besonders in der Leber an“, erklärt Inka Eilbacher. Wenn auch nur wenig von dem Gift gefressen wurde, so führt es mit der Zeit doch zu Zellschäden. Größere Mengen können direkt einen tödlichen Leberschaden auslösen. Darüber hinaus schädigen alle Teile der Pflanze und deren Samen den Embryo und verändern das Erbgut. Außerdem kann das Gift zu Krebs und Leberzirrhose führen. Die ersten Anzeichen für eine Vergiftung mit dieser Pflanze sind Leistungsabfall, Verstopfung oder Durchfall, Wesensveränderung und Teilnahmslosigkeit. Im späteren Verlauf zeigt sich Erregtheit und Abmagerung bis zum Tod durch Leberversagen.
Verbreitung
Große, ausgewachsene Pflanzen können bis zu 150 000 Samen produzieren, die ähnlich wie beim Löwenzahn über den Wind verbreitet werden. Die Samen sind bis zu 20 Jahre keimfähig. Die Hauptblütezeit des Jacobskreuzkrauts liegt zwischen Juni und September. Auch landwirtschaftliche Maschinen fördern die starke Verbreitung der Pflanze, denn bei der Mahd bleiben Samen an den Mähdreschern hängen und verteilen sie weiter. Daher sollten Maschinen nach dem Einsatz auf Flächen mit Jacobskreuzkraut gründlich gereinigt werden.
Das Jacobskreuzkraut keimt überall dort besonders gut, wo es auf blanke Erde trifft, also auf extensiv genutzten Weiden, die keine durchgängige Grasnarbe mehr haben oder an vom Mähen kahlgeschorenen Wegrändern, Seitenstreifen, Böschungen oder brachliegenden Äckern. Auch innerorts sind schon Vorkommen gemeldet worden. Die Gründe dafür sind neben der allgemeinen Unkenntnis auch die Verharmlosung der Giftigkeit der Pflanze.
Die wichtigste und nachhaltigste Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung des Kreuzkrautes ist die Sicherstellung einer dichten Grünlandnarbe ohne Fehlstellen. Wenn der Samen keinen offenen Boden findet, kann er nicht keimen. Wenn Fehlstellen auftreten, sollten sie mit einer Nachsaat behoben werden. Weiden mit einem hohen Anteil an Jacobs-Kreuzkraut sollten nicht mehr beweidet, sondern saniert werden.
„Das A und O bei der Bekämpfung des Jacobskreuzkrautes ist eine gute Weidepflege“, erklärt Inka Eilbacher
Bekämpfung
Als wichtigste Bekämpfungsmaßnahme muss die Samenbildung der Pflanze verhindert werden. Das bedeutet, dass betroffene Flächen spätestens vor Blühbeginn gemäht werden müssen – das gilt auch für die Nachmahd der Weideflächen. Pflanzen, die bereits blühen, können im abgemähten Zustand noch nachreifen (sogenannte Notreife). Untersuchungen aus der Schweiz belegen, dass das Jacobskreuzkraut mit zweimaligem Schnitt pro Jahr zurückgedrängt werden kann.
Beim Auftreten von Einzelpflanzen ist die mechanische Bekämpfung durch Ausreißen oder großzügigem Ausstechen die sicherste und wirksamste Methode. Zur eigenen Sicherheit sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Die Pflanze muss komplett mit Wurzel beseitigt werden, sonst treibt sie erneut aus. Das Pflanzenmaterial gehört nicht auf den Kompost, sondern muss verbrannt oder über den Hausmüll entsorgt werden, da die Giftwirkung auch im getrockneten Zustand erhalten bleibt und die Pflanze sonst noch über die Notreife aussamen kann.
Bei großen Flächen ist es ratsam, sich an das Landwirtschaftsamt oder die Landwirtschaftskammer zu wenden, damit diese Flächen evtl. chemisch behandelt werden können.
Keine Panik
Dennoch besteht kein Grund zur Panik wegen des Jacobskreuzkrautes, allerdings sollten Landwirte, Pferdehalter, Gärtner und Privatpersonen an einem Strick ziehen, damit das Jacobskreuzkraut keine Chancen mehr hat und Felder, Wiesen und Weiden wieder „kreuzkrautfrei“ sind.
Weitere Infos unter: www.ak-kreuzkraut.de
Autor:Liane Schwab aus Miltenberg |
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