Viele Maßnahmen zur Artenvielfalt
Welche Arbeit wird vom Runden Tisch Artenvielfalt geleistet? Das wollte die ÖDP-Fraktion von Landrat Jens Marco Scherf wissen und beantragte einen Bericht über die Arbeit dieses Gremiums. Scherf legte nun am Montag im Ausschuss für Natur- und Umweltausschuss dar, dass die Akteure engagiert mitarbeiten, viel Energie hineinstecken und mehrere Projekt angestoßen haben.
Am Tisch, der erstmals im Mai 2019 zusammenkam, säßen Akteure aus allen relevanten Bereichen, verwies Scherf auf Mitglieder aus Landwirtschaft, Naturschutz, Imkerei sowie Vertretern des Kreistags mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Man sei sich einig, dass es nur gemeinsam gelingen könne, die Artenvielfalt zu fördern und etwas gegen das Artensterben zu tun. Man habe bereits drei Leitprojekte eingeleitet, verwies der Landrat etwa auf ein Blühflächenkataster, mit dem unter Leitung von Steffen Scharrer positive Bewirtschaftungsbeispiele herausgestellt werden sollen. Es gelte insgesamt, Pauschalurteilen über Landwirte eine Absage zu erteilen und klarzustellen, dass es viele positive Beispiele verantwortungsvoller Landwirtschaft gebe – diese müssen wir stärken, appellierte Landrat Scherf. Das belegte Kreisrat und Landwirt Matthias Ullmer mit Zahlen über deutlich steigende Flächen des ökologischen Landbaus, extensive Grünlandnutzung und vielfältige Fruchtfolge. „Am Ende hat es der Verbraucher mit seinem Konsumverhalten in der Hand, wie Landwirtschaft betrieben wird“, appellierte der Landrat, regional, fair und nachhaltig einzukaufen.
Der Förderung regionaler Produkte habe sich eine weitere Arbeitsgruppe verschrieben, verwies Scherf auf die Entwicklung eines Landkreisbrotes mit Bestandteilen, die ausschließlich aus regionalen Zutaten bestehen, die im Sinne des Volksbegehrens produziert wurden. Zum Brot sollten weitere abgestimmte regionale Produkte wie Wein, Wurst und Käse angeboten werden. Arbeitsgruppenleiter Matthias Ullmer ging ins Detail: Das Rezept stehe fest, bei einer Verkostung sei das Brot gelobt worden. Eigentlich habe man das Brot bereits öffentlich vorstellen wollen, Corona habe das aber verhindert. Das sei aber nicht weiter schlimm, denn das Getreide für das Brot werde erst ab September von Vertragslandwirten angebaut. Die Anbauflächen würden mit Schildern versehen, auf denen die Produktionsbedingungen ersichtlich seien. Nach dem Scannen eines QR-Codes sei zu sehen, was der anbauende Landwirt für die Artenvielfalt tut.
Laut dem Landrat habe der Runde Tisch zudem das Thema Wasser behandelt und unter anderem die Wasser-Ausstellung der Regierung von Unterfranken besucht.
Die ÖDP wollte zudem wissen, inwieweit die erlassenen bayerischen Gesetze in Folge des erfolgreichen Volksbegehrens im Landkreis umgesetzt wurden. Laut Stefan Pache, Leiter der Abteilung Umweltschutz am Landratsamt, sei der Landkreis bei der vom Freistaat versprochenen Stelle eines Biodiversitätsberaters leer ausgegangen. Da seit dem Volksbegehren immer mehr Anfragen kommen, sei man aber froh, dass man zumindest eine dritte Fachkraft in der Abteilung bekommen habe. Die Abschaltung der Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden in der Nacht sei bislang ohne Probleme umgesetzt worden. Mit den Caterern, die die Landkreisschulen mit Mittagsverpflegung versorgen, werde man im Herbst besprechen, wie man gesundes Essen aus regionalen und ökologisch erzeugten Zutaten bereitstellen kann. Pache stellte als herausragendes Beispiel für regionale Produkte den regionalen Apfelmarkt vor, der von der Initiative Bayerischer Untermain veranstaltet wird. Zur Umsetzung der Klimaneutralität in den staatlichen Einrichtungen lägen dem Landratsamt keine Erkenntnisse vor, zu den Bemühungen auf Gemeindeebene verwies er auf die Berichte der regionalen Klimaagentur und des Landkreis-Klimamanagers. Zur Stärkung der Alltagskompetenzen in den Schulen gebe es erste konzeptionelle Ansätze zur Förderung der Akzeptanz der regionalen landwirtschaftlichen Produkte zum Thema „Gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche“. Landrat Scherf sei stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Landesentwicklung und Umwelt des Bayerischen Landkreistags, sagte Pache. In diesem Ausschuss gehe es unter anderem darum, konkrete Vorgaben zur Empfehlung, auch kommunale Gebäude bis 2030 klimaneutral zu stellen. Landrat Jens Marco Scherf lenkte den Blick auf den Landschaftspflegeverband, der sich mit zahlreichen Projekten für den Erhalt der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft einsetzt (www.lpv-miltenberg.de ).
Wie Pache bekanntgab, habe die Untere Naturschutzbehörde ein Verfahren zur Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet Bayerischer Odenwald in Eichenbühl eingeleitet. Das ist nötig, um der Gemeinde in Kooperation mit dem Energieunternehmen Trianel die Umsetzung eines zehn Hektar großen Solarparks auf der Ebenheider Höhe zu ermöglichen. Damit keine Insel entsteht, sollen auch angrenzende Flächen aus dem Schutzgebiet herausgenommen werden – insgesamt 17 Hektar. Zum Vergleich: Die Landschaftsschutzgebiete im Landkreis haben eine Fläche von 29.643 Hektar, so dass nur 0,0057 Prozent der Fläche ihren Schutzstatus verlieren. Bei der genannten Fläche handelt es sich Pache zufolge um intensiv genutztes Acker- und Dauergrünland, das als Puffer für einen Teil der Natur dient. Die Fläche soll später wieder landwirtschaftlich genutzt und ökologisch aufgewertet werden, kündigte er an. Im Änderungsverfahren würden noch die Träger öffentlicher Belange gehört, auch die Bürgerinnen und Bürger könnten vom 1. bis 31. Juli Anregungen und Bedenken vorbringen. Die Entscheidung, ob die Flächen aus dem Schutzgebiet herausgenommen werden, habe der Kreistag am 19. Oktober 2020 zu treffen, so Pache abschließend.
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