Straßenausbau wird teurer
Mit Straßenbauarbeiten auf der Kreisstraße MIL 6 zwischen Weckbach und Vielbrunn hat sich der Bauausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag, 15. 9. 2016, befasst. Zum einen ging es um Kostenerhöhungen gegenüber den Ursprungsplanungen des Staatlichen Bauamtes Aschaffenburg, zum anderen um die Umsetzung eines vorgesehenen Amphibienleitsystems.
Wie Kreisbaumeister Andreas Wosnik dem Gremium erläuterte, werde die Kreisstraße in zwei Abschnitten saniert. Auf einer Strecke von insgesamt zwei Kilometern sei es notwendig, den Fahrbahnbelag zu erneuern, auch Rinnen und Borde, Straßeneinläufe und Querdurchlässe müssten ausgetauscht werden. Aufgrund der guten Konjunkturlage und der hohen Auftragsauslastung der Unternehmen würden die für den zweiten Bauabschnitt angesetzten Kosten von 600.000 Euro nicht ausreichen, stellte er fest. Das wirtschaftlichste Angebot liege bei 720.000 Euro, sagte er und ergänzte, dass zusätzlich erforderliche Schutzeinrichtungen wie Leitplanken die Summe um weitere 115.000 Euro erhöhen würden. Der Ausschuss empfahl dem Kreistag einstimmig, diese Kostenmehrung von insgesamt 235.000 Euro zu genehmigen.
Längere Diskussion gab es um die Krötentunnel an der Straße, die nach Auffassung der Naturschutzbehörde und eines externen Sachverständigen notwendig seien und auch Bestandteile des Projekts sind. Die ursprünglich vorgesehenen drei Krötentunnel reichten nicht aus, erklärte Regina Groll, die zuständige Sachgebietsleiterin. Der Sachverständige habe klargestellt, dass zwischen den Tunneln höchstens 30 Meter Entfernung liegen dürften, sonst nähmen die Kröten diese Querungshilfe nicht an und verfehlen ihren beabsichtigten Nutzen. Deshalb schlage man ein Amphibienleitsystem mit sieben Tunneln vor, das nach Schätzungen des Staatlichen Bauamts rund 200.000 Euro kosten werde. Die Deckung der Kosten wäre laut Auskunft der Kämmerei gewährleistet, sagte der Kreisbaumeister
Groll erklärte, dass es sich beim Erdkrötenvorkommen im fraglichen Bereich des Ohrnbachtals mit 6000 Exemplaren um das größte Vorkommen im Landkreis Miltenberg handelt. Bisher seien die Tiere von Ehrenamtlichen eingesammelt worden. Dies bedeute für die Helferinnen und Helfer einen hohen zeitlichen Aufwand, eine starke körperliche Anstrengung und letztendlich auch eine Gefährdung durch den Straßenverkehr. Auf Nachfrage aus dem Gremium stellte Groll klar, dass die Anregung für die Errichtung der Tunnel aus Reihen der Ehrenamtlichen gekommen sei. Die Schutzmaßnahme sei für den Landkreis keine Pflichtaufgabe, eine freiwillige Erfüllung könne aber dem Ökokonto des Landkreises gutgeschrieben werden. Auf Nachfrage ergänzte Andreas Wosnik, dass die Straße, von der B 469 kommend, von 2338 Fahrzeugen täglich befahren wird (davon 131 Schwerlastwagen), an der Landesgrenze zu Hessen seien es noch 626 Autos (davon 41 Lastwagen).
In der Diskussion wurde deutlich, dass das Abwägen zwischen Kosten und Tierschutz differenziert gesehen wurde. Am Ende sprach sich der Ausschuss für einen Vorschlag von Landrat Jens Marco Scherf aus. Dieser sieht vor, den Punkt zu vertagen, damit in der nächsten Sitzung am 4. Oktober mehrere offene Fragen beantwortet werden können. Das betrifft zum einen die Anforderung eines konkreten Angebots in der Hoffnung, dass sich die Auftragssumme noch vermindert. Weiter soll nochmals geprüft werden, ob die Abstände zwischen den Querungen nicht erhöht werden können und somit weniger Kosten anfallen würden. Zudem soll nachgeforscht werden, ob es für die Anlage Fördermöglichkeiten gibt.
Andreas Wosnik ergänzte im Zusammenhang mit der Besichtigungsfahrt des Bauausschusses, dass das Kreisbauamt interessiert daran sei, die Qualität der Sanierungsarbeiten an den Gymnasien im Bezug auf die Nachhaltigkeit zu ermitteln. Man lehne sich dabei an das „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen“ (BNB) an, das für Schulneubauten angewendet wird. Hier würden Maßstäbe wie ökologische, ökonomische, soziokulturelle und funktionale sowie technische Qualität und Prozessqualität unter die Lupe genommen. Zahlreiche Kriterien würden dabei anhand von quantifizierbaren beziehungsweise beschreibbaren Messgrößen gemessen und bewertet. Je nach Erfüllungsgrad würden goldene, silberne und bronzene Zertifikate verliehen. Ein externer Experte habe dem Landkreis bislang aber sehr gute Arbeit in Hinsicht auf nachhaltiges Bauen bescheinigt, freute sich Wosnik. Der Landkreis werde sich aber nicht zertifizieren lassen, sagte er: Zum einen seien nur Neubauten im Bewertungssystem vorgesehen, zum anderen koste die Zertifizierung eine fünfstellige Summe.
Aus nichtöffentlicher Sitzung wurden mehrere Auftragsvergaben bekannt gegeben. Demnach wird die Beschaffung von 100 Prozent Ökostrom für die Landkreisliegenschaften den Landkreis pro Jahr rund 429.000 Euro kosten – abhängig vom Verbrauch. Die
Waldholzhackschnitzel für die Heizzentralen kosten den Landkreis 35,0182 Euro je Megawattstunde (Elsenfeld) beziehungsweise 39,746 Euro je Megawattstunde (Obernburg). Am Hermann-Staudinger-Gymnasiums Erlenbach wurden folgende Arbeiten vergeben: Bodenbeläge für 141.664 Euro, Fliesen und Platten für 69.995 Euro, Schreinerarbeiten, Revisionstüren/Fensterbänke für 61.614 Euro sowie interaktive Tafelsysteme für 78.145 Euro. Die Abbrucharbeiten am Miltenberger Johannes-Butzbach-Gymnasium schlagen mit 239.333 Euro zu Buche. Die Wartungsverträge für die Liegenschaften des Landkreises erbrachten folgende Ergebnisse: Für Lüftungsanlagen und Brandschutzklappen 112.336 Euro, für die Aufzugsanlagen 56.403 Euro.
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