Stadt Miltenberg stellt neue Nisthilfen für Schwalben bereit
Die Stadt Miltenberg baut auf eigene Kosten 20 Doppel-Schwalbennisthilfen an die Ostseite der Miltenberger Mainbrücke: Das ist das Ergebnis eines Abstimmungsgesprächs zwischen Landratsamt, Stadt und Fachleuten. Damit wird Ersatz für die Schwalbennester geschaffen, die im letzten Jahr beim Anbringen der Beleuchtung des Brückenturms heruntergefallen waren.
Wie viele Nester damals zerstört wurden, könne im Nachhinein nicht mehr genau festgestellt werden, erklärte die Leiterin des Sachgebiets Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen am Landratsamt, Regina Groll. Landrat Jens Marco Scherf stellte klar, dass laut Bundesnaturschutzgesetz für das Entfernen der Schwalbennester eine Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde notwendig gewesen wäre. Als das Landratsamt von den entfernten Nestern erfahren habe, habe man den Vorgang aufklären müssen. Notwendig sei eine Kompensation der entfallenen Nester, stellte Scherf klar. Ende März/Anfang April kämen die Schwalben wieder zurück, ergänzte der Ornithologe Volker Probst, bis dahin müssten die Nisthilfen wieder hängen.
Dass die Stadt Miltenberg für das Anbringen neuer Nisthilfen verantwortlich ist, war unstrittig. In der Frage des Ersatzstandortes waren sich die Teilnehmer schnell einig: Sie sollen auf der sonnengeschützten Nordseite der Brücke entstehen – da, wo laut Siegmar Hartlaub (Untere Naturschutzbehörde) bereits 65 Nester vorhanden sind. Platz für neue Nisthilfen sei zur Genüge vorhanden, sagte er. Bei der Anbringung soll darauf geachtet werden, dass sie nicht direkt über den parkenden Autos montiert werden, sondern über dem Brückenpfeiler und, wenn sich eine geeignete Organisation mit passender Ausrüstung findet, auch über dem Brückenbogen über den Main.
Die Stadt Miltenberg werde diese Kosten übernehmen, stellte Bürgermeister Helmut Demel klar. Er schlug damit das Angebot der Kostenübernahme von Walter Prause aus, dessen Stiftung die Beleuchtung des Brückenturms ermöglicht habe. Er sei völlig erschrocken gewesen, als er beim offiziellen Anschalten der Beleuchtung von den zerstörten Schwalbennestern erfahren habe, sagte Prause. Schließlich unterstütze seine Stiftung nicht nur den Denkmalschutz, sondern auch den Naturschutz, so der Sponsor. Deshalb fühle er sich verpflichtet, die neuen Nisthilfen zu bezahlen. „Wir waren der Auftraggeber, also bezahlen wir“, erteilte Helmut Demel diesem Ansinnen aber eine Absage.
Mit dem Vorgehen herrschte nach rund einer halben Stunde Diskussion Einmütigkeit. „Wir wollen mit dieser Vorgehensweise auch ein öffentliches Bewusstsein für den Naturschutz schaffen“, kommentierte Landrat Jens Marco Scherf die Einigung. Er wies darauf hin, dass auf der Internetseite des Landratsamts, Bereich Naturschutz, eine Broschüre verfügbar ist, die auf den Artenschutz beim Abriss und der Sanierung von Gebäuden hinweist. Das Landratsamt habe zudem im Sinne des Naturschutzgedankens selbst Nisthilfen für Schwalben an seiner Fassade angebracht, so Scherf.
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