Naschhafter Nager Nutria
Quirliges Sumpfbiber-Paar erfreut am Main Winterspaziergänger
Erste Impressionen.
Die Januarsonne lockt ins Freie. Die sonnigen Weinberge bei Bürgstadt, Miltenberg, Großheubach oder Klingenberg wären lohnenswerte Ziele für einen nachmittäglichen Sonntagsspaziergang jetzt im Januar 2019.
Doch der eiskalte Januarwind schreckt etwas ab. Also geht es zum Main. Schneefrei ist der Geh-und Radweg. Eifrig wird er genutzt von Winter-Wanderer und Radlern.
Enten fliegen hastig über den Main. Filigrane Ufer-Bäume und Sträucher schützen ganz gut gegen den durch das Maintal streichenden Wind.
Zwei Angler warten auf einen potentiellen Fisch-Erfolg. Doch schwarze Kormorane haben vorher ganze Arbeit geleistet und wirken gesättigt auf skurillen Ästen sitzend, wo sie ihre nassen Flügel trocknen lassen.
"Wenn Sie etwas Besonderes sehen wollen", empfiehlt ein älterer Passant mit seiner nickenden Ehefrau, "müssen sie an der Bootsanlegestelle da vorne mal Ausschau nach quirligen Nagern halten!" Das Paar zieht schmunzelnd mainaufwärts.
Die beiden Wanderer haben Recht: Es sind zwei Sumpfbiber, die das Wasser verlassen haben und am Ufer Gräser und anderes Grünzeug zupfen und fressen.
Sie haben anscheindend ihre Scheu Menschen gegenüber verloren und lassen sich von ihrem schmackhaften Vorhaben nicht ablenken, auch dann nicht, als weitere Besucher - sogar mit angeleinten Vierbeinern - hier ankommen.
Was sind das für Tiere? - Vermutungen zur Artbestimmung machen die Runde. Schließlich klärt ein Senior auf: "Das sind Nutrias!"
Nutrias lebten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in Südamerika - beispielsweise Paraguay oder Chile. In Kolonien von über 20 Tieren bewohnten die Nager offene Flussufer und Sumpfgebiete. Heute sind Nutrias auf der ganzen Welt verbreitet und besetzen verschiedene ökologische Nischen.
Nutrias können allerdings nur in Regionen überleben, wo es keine harten Winter gibt. In Deutschland findet man die Sumpfbiber heute in vielen Gegenden, etwa im Ruhrgebiet oder in der Eifel.
Mancherorts siedeln sie sogar im Stadtparks und lassen sich von Besuchern mit Karotten und Äpfeln füttern.
In freier Natur warten allerdings ganz andere Leckereien auf dem Speiseplan der Nutrias.
So verzehren sie dort vor allem viele Arten von Wasser- und Sumpfpflanzen, Kräutern, aber auch mal Schnecken, Muscheln oder Regenwürmer.
Tagsüber bekommt man Nutrias im Allgemeinen nur selten zu Gesicht, weil sie da meistens schlafen. Sobald aber die Dämmerung einzieht, begeben sie sich auf Nahrungssuche. Herrschen aber - wie jetzt im Januar 2019 - harte Winterbedingugen, sind sie auch tagsüber zu sehen und haben ihre Menschen-Scheuheit anscheinend ganz aufgegeben.
Biberratten werden bis zu 65 Zentimeter lang und wiegen dann acht bis zehn Kilogramm. Sie haben einen runden Schwanz von etwa 45 Zentimeter Länge.
Nutrias leben paarweise oder in Gemeinschaften mit etwa einem guten Dutzend zusammen. Dabei bleiben sich die Pärchen aber immer treu.
Das Nutria hält sich zum Schlafen wie seine Verwandten, der Biber und die Bisamratte, bevorzugt in Erdhöhlen auf, die bis zu sechs Meter lang werden und bis zu drei Meter tief in den Boden reichen können.
Nicht selten verjagen Nutrias dafür auch Bisamratten, um dann deren Höhlen zu nutzen und auszubauen.
Übrigens: Der Eingang zur Höhle liegt bei Nutrias immer über der Wasserlinie - ganz im Gegensatz zu Bisam und Biber.
Nutrias bauen aber auch manchmal Schilfnester über der Erde als Behausung.
So könnte das sicherlich auch am Main bei Main der Fall sein. Dort herrschen wie woanders frostige Zeiten - auch für die Nutria-Gäste, die sicherlich in warmen Erdhöhlen oder windgeschützten Schilfnestern eine nächtliche, wohlige Bleibe gefunden haben.
Weitere Bilder und Informationen folgen!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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