November-Nebel, Spessart-Szenerie mit Schafen und üppiges Gansessen: Eindrücke rund um den Martinstag
Impressionen vom Odenwald, Maintal und Spessart.
Romantik pur vor der Haustüre:Köstlicher Gänsebraten hat im November SaisonFestlicher Genuss wird in der kälter werden Zeit ganz groß geschrieben.
Gemütliche Gasthäuser
Der Spessart ist immer einen Ausflug wert, auch bei nicht gerade einladendem Wetter. Denn nach einer Wanderung an der frischen Luft und über Stock und Stein lockt die Einkehr in eine der urigen Gasthäuser mit ihrer gemütlichen Atmosphäre, mit fränkischen Schmankerln und jahreszeitlichen Gerichten.
Sprudelnder Brunnen
Es ist ein Sonntagmittag im November kurz vor 13 Uhr. Nebel und Nässe liegen über der Spessart-Landschaft zwischen Wertheim und Marktheidenfeld.
Ein Ehepaar wandert durch die Talaue bei Kreuzwertheim, macht Rast an einem sprudelnden Brunnen, beäugt die Parkbank, die für sie aber nicht zum Hinsetzen und Verweilen einlädt. Zügig zieht es die beiden weiter in Richtung „Himmelreich“ und Urphar.
Die Zeit drängt!
Minuten später: Der kleine Kreuzwertheimer Ortsteil Unterwittbach sieht um die Mittagszeit fast wie verlassen aus, die malerische Kirche mit ihrem herauslugenden Kirchturm wäre einen Besuch wert. Doch die Zeit drängt. Vielleicht beim nächsten Mal!
Auf der A3-Autobahn herrscht dagegen reges Treiben: Sonntagsverkehr zwängt sich nach Frankfurt, Würzburg und weiter.
Vorweihnachtliches Ambiente
Zwischen Altfeld und Marktheidenfeld verweist ein Schild auf den „Winterzauber“,
einen vielleicht vorweggenommenen Weihnachtsmarkt in einem Weiler nahe
Marktheidenfeld. Schnee fehlt (noch), Dezember-Dekos leuchten aus weiter Ferne.
Emsige Ordner im Neon-Leuchtfarben-Outfit weisen Interessenten auf freie
Parkplätze. Fast hätte man sich eingereiht, wenn nicht ein anderes Ziel bereits Tage
vorher schon reserviert worden war.
November-Nebel Nach Hafenlohr verhüllt die diesige Szenerie den Blick über das andere Mainufer zu
den bewaldeten Hängen. Kormorane verschwinden hastig
im Nebel.
Nervenkitzel in Serie
Eilig haben es auch zwei entgegenkommende Pkw-Fahrer, von der steilen Straße aus Bergrothenfels herunterbrausend: gerade noch rechtzeitig
schlingern sie mit ihren schnellen Karossen über den Mittelstreifen zurück auf ihre
Fahrspur.
Mittelalter in Sichtweite
Zur Ruhe kommt man wieder beim Anblick der imposant sich erhebenden,
mittelalterliche Burg Rothenfels, wohl Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden und idealer Ort, sich selbst frischen Spätherbstwind um die Nase wehen zu lassen.
Rothenfels am Main, am Ortsrand des Spessarts gelegen, zählt bekanntlich zu den
wenigen unzerstörten und noch bewohnten Burgen des Mittelalters.
Im Jahr 1150 gegründet als Sitz der edelfreien fränkischen Familie von Grumbach, kam sie 1343 an das Fürstbistum Würzburg, dem sie bis Ende 1802 als Amts- und Gerichtssitz diente.
1919 zog mit der katholischen Jugendbewegung Quickborn neues Leben in
die alten Mauern ein. Heute arbeitet die Burg als unabhängige Tagungsstätte und
Jugendherberge.
Wie zu Kinderzeiten
Zwischen Straße und altem Gemäuer liegt ein natürlicher tiefer Graben: wie schön
wäre es jetzt hier eine kurze Rast einzulegen und das hiesige Ambiente zu genießen:
Wälder, Wiesen und Frischluft, eine perfekte Kulisse nicht nur für Kinderträume.
Doch schon ist man im Ort Bergrothenfels selbst.
Eine hin und her flatternde Deutschlandfahne im Zentrum nahe einem Ehrenmal verweist auf den Volkstrauertag und die damit verbundenen Kranzniederlegungen für die Opfer der vergangenen Kriege.
Endlich am Ziel
Parkende Autos stehen links und rechts der Straße zur Burg.
In einer rustikalen, gut besuchten Gaststätte lohnt sich die Einkehr: Wanderer-
Gruppen, Familien mit Kindern und ortsansässige Einzelpersonen werden zügig
bedient und bewirtet.
Gesprächsfetzen verraten von geplanten und bereits erfolgten
Unternehmungen, hier oder anderswo, beispielsweise am thüringischen Rennsteig.
Traditionelles Essen
In der Novemberzeit ist in der fränkischen Region Gans-Essen angesagt, auch wenn der St. Martinstag schon eine Woche passé ist. Der unauffällige Blick in der gemütlichen Stube rundum und zur Kaminstube verrät:
Fast überall werden Gänseschlegelbestellt und gereicht, garniert mit frischem Blaukraut, deftigen, rauchenden Kartoffelklößen, pikanter Soße, aromatischen Apfelstücken und gut gewürzter Hackfleisch- und Semmel-Füllung.
Eine vierköpfige Familie hat sich Tage vorher schon einen ganze Gans bestellt:
in vier Portionen genießt das Quartett die für die Jahreszeit traditionelle Braten-
Spezialität, ohne lange Wartezeit serviert, tranchiert und auf einer heißen Platte
angerichtet.
Geheimnisse
„Nein, nicht aus dem Ausland stammen die hiesigen Gänse, sondern aus der
Region, aus der bäuerlichen Freilandhaltung“, betont Udo Roth. Weitere
Informationen über Herkunft und Geheimrezept behält der sympathische Küchenchef für sich.
Er zeigt sich bei seiner Runde von Tisch zu Tisch aber sehr aufgeschlossen und
verweist stolz auch auf die lange Familientradition der hiesigen Gaststätte, die es
schon in der sechsten Generationen seit rund 200 Jahren gibt.
Familiäres Teamwork
Tochter und Sohn arbeiten im Familienbetrieb mit. Zwei nette Bedienungen kümmern sich um das Wohl der Gäste und schauen immer wieder nach dem Rechten: „Reichen Blaukraut und Klöße?“ oder „Wie wär’s mit einer neuen, heißen Soße?“
Am Nachmittag, gegen 15 Uh, ist über Bergrothenfels der Nebel immer noch präsent.
Einzelne Wanderer zieht es jetzt von Zuhause oder nach dem Gaststättenbesuch
durch die nieselnde, herbe Spessartlandschaft.
Eine fünfköpfige Familie hält an einem beliebten Aussichtspunkt über dem
Hafenlohrtal. Die drei Kinder können es gar nicht erwarten, aus dem Auto zu steigen.
In der Hand tragen sie Modellautos, die sie auf dem geteerten Höhenweg zwischen
Bergrothenfels und Windheim per Fernbedienung in Bewegung setzen.
Romantik im Spessart
Unweit davon hütet ein Schäfer seine Schafe, der Schäferhund hört seinem Herrn auf’s Wort: der Vierbeiner verweist die Wolltiere in die Schranken, wenn sie
ausbüchsen wollen und beobachtet kritisch die kreischenden Kinderspiele nebenan.
Zwei Jäger zieht es mit ihren Geländefahrzeugen ins Maintal zurück. Wir schließen uns an, denn binnen einer Stunde kommt schon die hereinbrechende Dämmerung, während die spärlich leuchtende Novembersonne in Fortsetzungen ein Versteckspiel im grauen Gewölk treibt.
Jetzt aber heim !
Heimkehrer begegnen einem unterwegs kurz vor Altfeld: dicht bepackt mit Tüten und Taschen kehren sie vom „Winterzauber“ zu ihren, am Straßenrand geparkten Fahrzeugen zurück.
Doch der Schnee lässt noch auf sich warten. Gott-sei-Dank!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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