Erhalt wichtiger Lebensräume
Naturnahe und artenreiche Landschaften im Fokus
Der Landschaftspflegeverband (LPV) Miltenberg, ein eingetragener Verein, hat sich im Landkreis zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik verfolgen darin seit Gründung im Jahr 1985 – damals als „Naturschutzfonds des Landkreises Miltenberg“ – das gemeinsame Ziel, die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft im Landkreis zu erhalten.
Die Landschaft ist diesen Einsatz wert: Steile Weinbergterrassen entlang der Buntsandstein-Mainhänge, zahlreiche Streuobstbestände, ausgedehnte Wälder im Odenwald und Spessart sowie viele kleinräumige Kleinode zeugen von einer lebens- und erhaltenswerten Natur. Diese besondere naturräumliche und klimatische Ausstattung führt dazu, dass hier eine Vielzahl an gefährdeten Tier- und Pflanzenarten heimisch geworden ist. Dies alles gilt es zu erhalten.
Naturnah und artenreich sollen die Landschaften sein – diese Idee treibt die Akteure an. Eine große Hilfe sind ortsansässige Landwirte, die mit mit ihren technischen Möglichkeiten und Kenntnissen in der Lage sind, die oft anstrengenden Pflegearbeiten zu erledigen. Diese Kooperation ist doppelt gewinnbringend: Die Natur profitiert und für die Landwirte sind die Arbeiten eine zusätzliche Einkommensquelle.
Unter den zahlreichen Projekten ragen die Ersatzgeldprojekte hervor, die aufgrund der Errichtung mehrerer Windkraftanlagen geflossen sind. Diese Eingriffe in Natur und Landschaftsbild müssen durch Ersatzzahlungen an die untere Naturschutzbehörde ausgeglichen werden. Die Behörde ihrerseits beauftragte den LPV mit der Umsetzung von vier Projekten mit herausragender Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz. Mit dem Geld konnte der LPV Grund erwerben und Pflegemaßnahmen wie die Entbuschung von Streuobstwiesen erledigen. Folgende Projekte wurden von 2016 bis 2020 umgesetzt: „Orchideenreiche Magerwiesen in Miltenberg-Breitendiel“, „Artenreiche Kulturlandschaft um Mömlingen“, „Feuchtgebiet an der Hesselsmühle bei Eschau-Sommerau“ und „Geschützter Landschaftsbestandteil Fechenbachtal“. Die Arbeit in diesen Gebieten ist aber nicht beendet: Der LPV wird die Projektgebiete weiter mit Fördergeldern nach der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie pflegen. Viele Flächen werden durch eine extensive Beweidung und Wiesenmahd offengehalten und auch über das Vertragsnaturschutzprogramm gefördert.
Einen Großteil seiner Anstrengungen investiert der LPV in den Erhalt der weitverbreiteten Streuobstwiesen – ein wichtiger, prägender Bestandteil der Kulturlandschaft am Untermain. Diese Bestände werden häufig nicht mehr gepflegt und genutzt, sie wachsen zu und mitunter werden sie sogar gerodet. Dabei sind diese Flächen extrem wichtig als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten. Deshalb bietet der Verband allen Besitzern solcher Wiesen Hilfe an – etwa mit Lehrgängen zum zertifizierten Landschaftsobstbaumpfleger, aber auch mit der Förderung von Neuanpflanzungen. Dies hilft bei der Verjüngung der Bestände, auf diese Weise können aber auch strukturarme Bereiche aufgewertet werden. Mit der Pflege von Streuobstbeständen hilft man darüber hinaus dem Steinkauz, dessen Höhlen sich zumeist in Apfelbäumen in Streuobstbeständen befinden.
Damit aber nicht genug, auch andere Landschaftsteile stehen im Fokus – etwa Terrassensteilhänge, Sandlebensräume, alte Weinberglagen und viele weitere Landschaftsschätze, auf die man ein Auge haben muss. Auch der Artenschutz bleibt eine wichtige Aufgabe – wenn es um den Erhalt von Lebensräumen für Pflanzen wie das Kleine Knabenkraut, den Bienenragwurz, den Kreuz-Enzian oder den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling geht. Aktuell kümmert sich der LPV zudem um die Wiederherstellung einer arten- und strukturreichen Weidelandschaft zwischen Bürgstadt und Freudenberg. Hier sollen die Magerwiesen erhalten werden, die als wichtiger Lebensraum gelten. Pflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet Buntsandsteinbrüche Reistenhausen dienen der Lebensraumverbesserung und dem naturschutzfachlichen, qualitativen Erhalt des Naturschutzgebiets, in dem unter anderem Uhu und Wanderfalke beheimatet sind. Fortgesetzt wird auch das Projekt zum Erhalt der Terrassensteillagen in Klingenberg und Erlenbach, wo wertvolle Trockenlebensräume offengehalten werden.
Der LPV braucht für seine Arbeit jede helfende Hand: Wer etwa in Steillagen anpacken möchte, wo kein schweres Gerät eingesetzt werden kann, kann sich gerne melden!
Alle Informationen findet man im Internet unter www.lpv-miltenberg.de.
Die Akteure im LPV
Mitglieder im LPV sind der Landkreis Miltenberg, 29 von 32 Kommunen, fünf Vereine und Verbände aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft sowie Jagd und Fischerei. Dazu kommen 35 Mitglieder – hauptsächlich Landwirte, die durch aktiven Einsatz in der Landschaftspflege den Verband tatkräftig unterstützen.
Vorsitzender des LPV ist Landrat Jens Marco Scherf, als Vertreter der Kommunalpolitik sind Jürgen Reinhard (Bayerischer Gemeindetag), Hans Schmittner und Michael Bein dabei. Für die Landwirtschaft sitzen Josef Schiepeck (auch stellvertretender Vorsitzender), Eberhard Heider, Klaus Kobold und Robert Schmitt im Vorstand, Vertreter des Naturschutzes sind Dr. Steffen Scharrer (stellvertretender Vorsitzender, Bund Naturschutz), Winfried Korn (Spessartbund), Ralph Keller (Jagd) und Gerhard Andres (Landesbund für Vogelschutz).
Die Geschäftsstelle ist mit Manfred Knippel und Teresa Bachmann besetzt. Sie ist in Obernburg, Römerstraße 41 in Obernburg beheimatet. Telefonisch ist der Verband unter der Rufnummer 06022/6538723 und per E-Mail unter info@lpv-miltenberg.de erreichbar.
wiz
Autor:Blickpunkt MIL aus Miltenberg |
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