Bildergalerie und Essay
Geschützte Heilpflanze: Die Schlüsselblume ist unverzichtbar im Frühling.
Petrus ließ im Himmel seinen Schlüsselbund fallen.
Die Schlüsselblume gehört auch bei uns in der Region zu den bekanntesten Frühblühern. In der Kindheit der 1960er Jahre freute man sich über ihr seltenes Auftreten im April oder Anfang Mai. Heute steht die Heilpflanze unter Naturschutz und sollte nicht wie einst gepflückt werden.
Mit ihrer Blütezeit von April an macht sie den Frühling schön bunt. Bei unseren Altvorderen bereicherte sie als kleiner, gesammelter Bund den Haus- oder Marienaltar sowie den auch mit Palmkätzchen geschmückten Herrgottswinkel.
Bei uns in Franken wachsen zwei Arten der Schlüsselblume, die man aber relativ gut am Standort unterscheiden kann: Die Echte Schlüsselblume oder auch Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) gedeiht an trockenen Standorten.Die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) mag es dagegen mag feucht.
Wie der Name schon verrät, ist die Schlüsselblume mit der Primel verwandt. Die Echte Schlüsselblume wächst in freier Natur immer seltener.
Die „Loki-Schmidt-Stiftung hat die Wiesen-Schlüsselblume daher zur Blume des Jahres 2016 gekürt. Die Blume steht unter Naturschutz. Sie darf in der Natur nicht gepflückt oder ausgegraben werden.
Im Garten lässt sich die Schlüsselblume aus der Gärtnerei dagegen jedoch leicht anpflanzen.
"Die Echte Schlüsselblume erkennt man am Duft", berichtet ein botanisch versierte Sechzigerin. Außerdem würden die gelben Blüten fünf orangefarbene Saftmale, der Kelch sei bauchig geformt.
Die Blüten der Hohen Schlüsselblume hätten hingegen einen goldgelben Schlund. Nur bei gutem Licht könne man auch gelbe Flecken entdecken.
Standort unterscheidet die Schlüsselblumen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Standort: "Die Echte Schlüsselblume kommt vor allem in niedrigen, grasigen Rasengesellschaften an sonnigen, eher trockenen Standorten vor", erläutert ein Garten-Fachmann aus der Region.
Die Hohe Schlüsselblume liebe dagegen feuchtere Wälder oder feuchte Gebirgswiesen.
Bei der Kultur der Pflanze im Garten müsse man die Standortbedingungen berücksichtigen. "Die Echte Schlüsselblume liebt einen sonnigen Platz auf einem trockenen Boden, während die Hohe Schlüsselblume es eher halbschattig feucht mag“.
Schlüsselblume bereichert und belebt die Frühlingswiese.
Die Hohe Schlüsselblume gesellt sich gerne zu ihren typischen Begleitern im Wald, die auch im Frühling ihren Höhepunkt haben. Dazu gehören Buschwindröschen, Veilchen, Lerchensporn und Leberblümchen. Die Pflanzen blühen unter Bäumen, solange deren Blätter noch nicht ausgetrieben sind.
Bedeutung der Schlüsselblumen als Heilpflanze.
Bestandteile der Schlüsselblume können bei zähem Husten die Beschwerden lindern. Genutzt werden die Wurzeln und Blüten mit Kelch - weiß ein Experte zu berichten.
Hauptwirkstoffe der Wurzel und der grünen Pflanzenteile seien die Saponine, die sogenannten Seifenstoffe.
„Die Seifenstoffe können den zähen Bronchial-Schleim verflüssigen: sie erleichtern das Abhusten und befreien so die verengten Atemwege“ - erklärt ein Wissenschaftler. Extrakte finden in Arzneimitteln häufig in Kombination mit Thymian Anwendung, der ebenfalls eine lösende Wirkung zeigt.
Außerdem sollen sie Bakterien, Pilze und Viren hemmen können und so zum Schutz vor Infekten beitragen.
In der modernen Kräuter-Heilkunde gilt die Wurzel von Primula veris als schleimlösendes Mittel bei Bronchitis und trockenem Reizhusten, aber auch bei Altershusten und Raucherhusten.
Die Blüten mit Kelch werden wegen ihrer milden Wirkung und guten Verträglichkeit gern in der Kinderheilkunde bei Hustenerkrankungen angewandt.
Woher der Name stammt.
Der Name Schlüsselblume verweist eindeutig auf die markanten Blüten, die einem alten Schlüssel mit Bart gleichen.
Passend zu dieser Deutung gibt es die imposante Legende von Petrus, der im Himmel seinen Schlüsselbund fallen lässt.
Wo er auf die Erde traf, soll die Schlüsselblume gewachsen sein.
Die Echte Schlüsselblume ist unter vielen weiteren Namen bekannt, zum Beispiel Wiesenprimel, Himmelsschlüssel, Kükenblaum oder Witbücksen.
Schlüsselblume steht unter Naturschutz.
Seit dem Jahr 1980 gilt die Schlüsselblume nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt. In einigen Bundesländern steht die Primula veris auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Sagenumwobene Frühlingsblume.
Im Volksglauben galt bei unsren Vorfahren die Echte Schlüsselblume als Schutz- und Fruchtbarkeitsmittel.
In der germanischen Mythologie zählte sie zu den Pflanzen, die von Elfen und Nixen geliebt und beschützt werden.
Auch wird von einer Sagengestalt, der Schlüsseljungfrau, berichtet, die auf ihrer Krone einen großen goldenen Schlüssel trägt und der Pflanze die Gabe verleiht, verborgene Schätze aufzuspüren.
Florale Poesie und bildhafte Musik.
Der Name „Himmelsschlüssel“ bezieht sich auch darauf, dass diese Pflanzenart als eines der himmelöffnenden Frühlingskräuter gilt.
Bildhaft wird die Pflanze auch im Text der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach (Bach-Werke-Verzeichnis 245, Nr. 31) in einem Bass-Arioso genannt mit den Worten:
„Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,
Mit bittrer Lust und halb beklemmtem Herzen,
Dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,
Wie dir auf Dornen, so ihn stechen,
Die Himmelsschlüsselblumen blühn!
Du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen,
Drum sieh ohn' Unterlaß auf ihn !“
WEITERE BILDER UND INFOS FOLGEN!
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.