„Hallo, mein Name ist Hase!“
Der Feldhase hat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen

Wer kennt ihn nicht, den Feldhasen mit den langen Ohren mit den schwarzen Spitzen und dem typischen Hoppel-Gang. Dabei ist er eher ein Langstreckenläufer mit langen, kräftigen Hinterbeinen und einem großen, leistungsstarken Herzen. Durch die seitlich gestellten Augen hat er ein Gesichtsfeld von über 180°, so dass das Tier seine gesamte Umgebung überblicken kann. Berühmtheit hat er aber durch das Hakenschlagen erlangt, mit dem er sich im letzten Moment seinen Verfolgern entzieht. Dabei rennt er nicht blindlings davon, sondern versucht unter Ausnutzung geeigneter Deckung Verfolger abzuschütteln. Der Feldhase hat viele Feinde, vor denen er sich mit einer guten Tarnfärbung und durch dauernde Wachsamkeit schützt.

Der erste Vorsitzende Ralph Keller des Bay. Jagdschutzverein Miltenberg e.V. erklärt den Unterschied zwischen Feldhase und Wildkaninchen: „Auch wenn Meister Lampe mit dem Kaninchen verwandt ist: Verwechseln kann man beide Arten aufgrund ihres unterschiedlichen Aussehens und einer deutlich verschiedenen Lebensweise eher nicht. In Äckern oder Wiesen verbringt der Einzelgänger Hase den größten Teil des Tages geduckt in Mulden, den sogenannten Sassen, um erst im Schutz der Dunkelheit auf Nahrungssuche zu gehen. Wildkaninchen hingegen leben gesellig in Kolonien in speziellen Kaninchenbauten.“
Auf freiem Feld, werden auch die relativ weit entwickelten Junghasen geboren. Um keine Fressfeinde wie den Fuchs oder Greif- und Rabenvögel anzulocken, säugt die Häsin ihre in Abständen voneinander liegenden Jungen nur einmal am Tag mit ihrer gehaltvollen Milch.
Die Fruchtbarkeit von Hasen ist sprichwörtlich, aber im Gegensatz zum Kaninchen bekommt die Feldhäsin selten mehr als viermal im Jahr, i.d.R. von März bis September, zwei bis vier Junge. Vorweg fand eine wilde „Hasenhochzeit“ mit Boxkämpfen, Verfolgungsläufen und temperamentvollen Luftsprüngen statt. Eine erstaunliche Besonderheit ist ein „Befruchtungstrick“: Während einer bestehenden Trächtigkeit kann die Häsin durch einen weiteren Deckakt wenige Tage vor der Geburt erneut schwanger werden und so einige Tage zwischen zwei Würfen zu „gewinnen“. Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen der „Doppelschwangerschaft“ als Überbefruchtung. Der biologische Sinn liegt darin, günstige Bedingungen durch die Produktion von Nachkommen in kürzeren Zeitabständen besser auszunutzen.
Leider ist Meister Lampe heute viel seltener zu sehen als früher. Das liegt nicht nur an seiner dämmerungs- und nachtaktiven Lebensweise. In unserer intensiv genutzten Agrarlandschaft haben sich die Lebensbedingungen für diese Charakterart der Feldflur in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Ein reichhaltiges Nahrungsangebot ist nicht mehr überall ganzjährig vorhanden, riesige Ernte- und Bodenbearbeitungsmaschinen fordern viele Opfer unter den Junghasen und aufgrund mangelnder Deckung haben zudem Beutegreifer leichtes Spiel. Hinzu kommen Krankheiten und Verkehrsopfer, die auf den Bestand ebenfalls negative Auswirkungen haben. Junghasen, die durch Nahrungsmangel und schlechte Witterungsbedingungen in ihrer Abwehr und Kondition geschwächt sind, überstehen selten das erste Lebensjahr.
Feldhasenzählungen haben ergeben, dass sich im deutschlandweiten Vergleich die Tiere in Bayern am Wohlsten fühlen. Auch wenn größere Feldhasenbestände vor allem in Unter- und Mittelfranken sowie in Niederbayern verzeichnet werden können, sind das A und O die „Lebensraumverbesserung“ und eine verstärkte Kontrolle der Fressfeinde.

Wir Menschen, die es nicht nur wegen Corona hinaus in die Natur zieht, sollten daran denken, dass wir uns im „Wohnzimmer“ der Wildtiere bewegen und sich gerade ab dem Frühjahr überall in Wald, Feld und Flur „Tierkinderstuben“ befinden. Ein allein sitzender junger, unverletzter Hase ist meist nicht in Not. Ein unbedachtes Aufnehmen und Überführen in menschliche Obhut könnten ihn erst richtig in eine Notsituation bringen. Da auch unsere Hunde, die ungehemmt durch Feld und Wiesen tollen, eine ernste Gefahr für Jungtiere aller Art darstellen können, gilt es, Rücksicht auf das Lebensrecht und das Wohlergehen der Wildtiere zu nehmen und die geliebten Vierbeiner lieber an die lange Leine zu nehmen. Was für unseren Vierbeiner Spiel und Spaß bedeutet, versetzt das Wild vor unserer Haustür sehr oft in Angst und Schrecken und führt nicht selten auch zu ihrem Tod. Der erste Vorsitzende Ralph Keller des Bay. Jagdschutzverein Miltenberg e.V. freut sich über den Anblick des Hasen, appellliert jedoch an die Bevölkerung: „Gerade jetzt im Frühjahr ist es wichtig, den Hasen Ruhe zu gönnen und unnötige Störungen zu vermeiden. Nur so und im Zusammenspiel mit günstiger Witterung können sich die Hasenbesätze weiter stabilisieren.“
Als Tierfreunde können wir alle unseren Beitrag zum Schutz der Wildtiere leisten. Im Fall von Meister Lampe ist ein Osterfest ohne den flinken, eierbringenden Osterhasen eben nur schwer vorstellbar.

Bild Feldhase: Hannah Reutter/ BayJagdVerband  Text: BayJagdVerband

Autor:

Petra Grill aus Miltenberg

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