Das kommt nicht mehr in die Tüte! Einkaufen mit Korb und Tasche – Einwegtüten vermeiden!
Meerestiere verenden in Plastiknetzen, Vogelküken strangulieren sich an Verpackungsmüll und auch entlang der B 469, an Wegen und Bächen, beim Waldspaziergang und oft sogar vor der eigenen Haustür findet man Müll. Viele Mitmenschen kümmert Umweltschutz anscheinend gar nicht. Das hat auch die letzte Flursäuberungsaktion im Landkreis gezeigt, bei der die freiwilligen Helfer wieder auf jede Menge Unrat stießen, den andere achtlos in die Natur schmeißen.
Plastik vermeiden oder richtig entsorgen!
Einen großen Teil unseres Mülls machen Plastikverpackungen und -tüten aus. Auch wenn die richtige Entsorgung im Gelben Sack und damit das Recycling einen Beitrag zum Umweltschutz leistet: das Beste ist, den Verbrauch von Plastiktüten grundsätzlich zu reduzieren, denn für jede Tüte werden bei der Herstellung wertvolle Rohstoffe und Energie verbraucht. Umweltverbände machen schon lange auf dieses Thema aufmerksam und führen entsprechende Kampagnen durch. Der Naturschutzbund Deutschland hat folgende Faustregel für die Nutzung von Plastiktüten aufgestellt:
1. Plastiktüten vermeiden: Immer eigene Taschen, Rucksäcke und alte Tüten mitnehmen.
2. Wenn doch mal eine Einwegtüte nötig war – egal ob aus Plastik oder Papier: die Tüte so oft wie möglich wieder benutzen.
3. Erst wenn zu dreckig oder kaputt: Plastiktüte als Müllbeutel für den Gelbe-Tonne-Abfall nutzen.
4. Ganz gleich welches Material: Keine Tüten- oder Beutelberge anhäufen. Auch Papiertüten und Baumwollbeutel sind ökologisch nicht besser als Plastiktüten, wenn sie nicht mehrfach genutzt werden.
Initiative des Handelsverbandes Bayern (HBE)
Die Anzahl der pro Person und Jahr verwendeten Plastiktüten ist in den EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich: Sie reicht (Einweg und Mehrweg) von 18 Stück pro Person und Jahr in Irland über Deutschland mit 71 Stück (viertniedrigster Wert in Europa) bis zu 421 Stück in Bulgarien und führt zu einem EU-Durchschnitt von 198 Stück (Quelle HBE). Ab 2026 sollen nur noch maximal 40 Stück verbraucht werden. Wie es diese Zielvorgaben erreicht, kann jedes Land eigenständig entscheiden.
Der Handelsverband Bayern (HBE) hat eine Initiative gestartet, um den Vebrauch von Tüten im Einzelhandel zu reduzieren. Hubert Eckert, Vorsitzender des HBE im Kreis Miltenberg, erklärt, worum es dabei geht:
„Ziel der aktuellen Initiative des Handelsverbandes Bayern ist in erster Linie der Umweltschutz, zudem sollen Gesetzes- und Bürokratiebelastungen abgewendet werden. Die EU hat die Länder verpflichtet, den Verbrauch von Plastiktüten deutlich zu reduzieren. Unser Verband hat daher mit dem Bundesumweltministerium eine Branchenlösung erarbeitet.
Kern ist die freiwillige Verpflichtung möglichst vieler Einzelhändler, Plastiktüten nur gegen ein angemessenes Entgelt abzugeben und an einem Monitoring teilzunehmen. Damit wird ein Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung geleistet. Außerdem werden die Menschen dafür sensibilisiert, die Tüten mehrfach zu benutzen.
Wir haben die Mitglieder des Verbands aufgerufen, sich zu beteiligen, und unterstützen sie mit Info-Flyern, Druckvorlagen usw.“
Wie ist die Resonanz bei den Einzelhändlern?
„Es freut uns natürlich, dass z. B. auch große Handelsunternehmen ihren Beitritt erklärt haben.
Dennoch engagieren wir uns bei unseren Mitgliedern für eine möglichst breite Teilnahme, um das Ziel zu erreichen. Die Händler schließen sich an oder stellen auf Papiertaschen um. Die Resonanz ist durchweg positiv.“
Wie werden die Verbraucher für die Initiative sensibilisiert?
„Um die Verbraucher zu sensibilisieren, ist natürlich die Information
z. B. an der Kasse ganz wichtig.
Erste Erfahrungen zeigen, dass dies von den Kunden positiv aufgenommen wird. Die Kundschaft achtet auch zunehmend selbst auf Werte wie Nachhaltigkeit, umweltfreundliches Denken und Handeln und unterstützt diese Initiative.“
Wie kann ich als Verbraucher Verpackungsmüll vermeiden?
„Plastik und auch anderer Verpackungsmüll kann sicher in vielen Bereichen vermieden werden. So können die Kunden Umverpackungen schon in den Geschäften kostenlos abgeben oder gleich Waren mit möglichst wenig Umverpackung auswählen. Wenn die Plastiktaschen mehrfach verwendet werden, ist dies ebenfalls ein wertvoller Beitrag. Letztlich ist das Kaufverhalten der Kunden bestimmend, denn sie entscheiden, wo und was sie einkaufen und was deshalb angeboten wird.“
Die eigene Dose mitbringen?
Viele machen es regelmäßig, viele sind sich unsicher, ob es überhaupt erlaubt ist: eine Dose von zu Hause zum Einkauf von Wurst, Käse usw. verwenden, um Verpackungsmüll zu sparen.
Auf unsere Frage „Was ist erlaubt“ gibt das Landratsamt Miltenberg folgende Hinweise:
„Die Vermeidung von Müll ist ein wichtiges Bestreben. Aus Sicht der Lebensmittelhygiene ist zu beachten, dass durch die mitgebrachten Gefäße keine Kontamination der Geräte oder der Oberflächen des Lebensmittelbetriebs erfolgt und dadurch mittelbar auch in Verkehr gebrachte Lebensmittel kontaminiert werden (s. auch Vorgaben des Anhang II Kapitel X der Verordnung (EG) Nr. 852/2004, Anm. d. Red.).
Insbesondere bei sehr sensiblen Lebensmitteln, z. B. Fisch, muss dies sehr genau beachtet werden. Da der Verkäufer den Hygienestatus des vom Verbraucher mitgebrachten Behältnisses nicht kennt (Reinigungsstatus, Sauberkeit des Lagerortes, Insekten- oder Nagerkontakt), geht er grundsätzlich ein für ihn nicht bestimmbares hygienisches Risiko ein. Er haftet jedoch auch für mögliche Verunreinigungen von Lebensmitteln und die daraus entstehenden Schäden. Es liegt somit einzig und allein im Ermessen des Betriebes, welchem Risiko er sich aussetzt oder nicht.“
Bereits 1996 hatte das Landratsamt gemeinsam mit der Metzgerinnung eine Aktion zur Abfallvermeidung beim Einkauf gestartet, in den letzten Jahren wurden auch zigtausende Jutetaschen zur Abfallvermeidung im Landkreis verteilt. Im Sinne der Müllvermeidung sind also Mehrwegtaschen und Dosen zu befürworten, aber es bleibt den Betrieben überlassen, ob sie sich darauf einlassen.
Gebrauchte Eierkartons
Laut Landratsamt dürfen diese nur vom Verbraucher selbst mitgebracht und befüllt werden. „Insbesondere ist es unzulässig, dass leere, bereits benutzte Eierkartons ,hinter der Theke‘ gesammelt und bei Bedarf an die Kunden (befüllt) herausgegeben werden.“
Einkaufen mit Korb oder doch lieber die Tüte?
Gerti Sommer aus Miltenberg:
„Ich nehme seit vielen Jahren immer meine Stofftasche mit. Ganz selten kommt es vor, dass ich mal keine dabei habe. Beim Großeinkauf benutze ich einen Korb oder gehe mit dem Einkaufswagen bis zum Auto. Mir ist es wichtig, Plastik zu vermeiden, wo es nur geht.“
L. Geis aus Großheubach:
„Normalerweise habe ich meinen Einkaufskorb dabei oder einen Stoffbeutel. Falls ich doch mal mehr einkaufe als geplant, nehme ich selten auch mal eine Plastiktüte. Die wird dann aber als Müllbeutel weiterverwertet.“
Welche Tüte ist die richtige?
Plastiktüten als Transportmittel müssen nicht sein. Ich habe immer Tragetaschen aus Stoff im Auto und für Spontankäufe eine auf Miniformat zusammengefaltete Einkaufstasche in der Handtasche. Bei großen Einkäufen sorge ich dafür, dass ich ausreichend Behältnisse im Auto habe, um die Waren unterzubringen. Schade, dass in den meisten Supermärkten Obst und Gemüse in Kunststoffbeutel verpackt werden müssen oder sich schon in einer Verpackung befinden. Diese Kunststoffbeutel sind ja von der neuen Regelung ausgenommen. Wenn es kompostierbares Material ist, kann man es noch hinnehmen. Insgesamt müsste über Alternativen zu Kunststoffverpackungen nachgedacht werden.“
Matthias Markert aus Trennfurt:
„Dem Thema Plastiktüten stehe ich äußerst negativ gegenüber. Beim Einkauf habe ich grundsätzlich meinen Rucksack dabei. Brauchen wir wirklich über 3000 verschiedene Plastiksorten? Eigentlich sollten alle Sorten auf ihre Notwendigkeit überprüft werden, es gibt jetzt schon mehr Plastik im Meer als Plankton. Plastik darf nicht als Wegwerfartikel behandelt werden. Man sollte mehr Wert auf eine energetische Wiederverwertung legen. Plastik muss als wertvoller Rohstoff behandelt werden.“
Barbara Balles aus Großheubach:
Ich finde es gut, dass für Plastiktüten Geld verlangt wird, damit jeder daran erinnert wird, Alternativen wie Baumwolltragetaschen zu nutzen.
Ich selbst verzichte beim Einkaufen bewusst auf Plastiktüten und habe immer einen Einkaufskorb im Auto. Kleinigkeiten transportiere ich notfalls in der Hand, bevor ich zur Tüte greife. Was ich gut finde ist, dass die großen Supermärkte zum Teil schon auf Papiertragetaschen umgestellt haben. Dennoch ist oft bereits Verpacktes noch einmal unnötig foliert oder ich muss das Obst und Gemüse nochmal extra in einer kleinen Tüte verpacken. Das könnte wirklich anders sein. Meiner Meinung nach ist einfach zu viel Kunststoff im Umlauf. Sehr bedenklich finde ich, dass Plastikmüll ins Meer gelangt und dort von den Tieren gefressen wird. Diese verenden dann qualvoll. Außerdem benötigen auch kompostierbarer Plastikmüll, beziehungsweise die Tüten ewig, bis sie verrottet sind.
Das neue Gesetzt ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber es muss noch viel mehr getan werden. Nachhaltig wäre es zum Beispiel, Plastiktüten, die bereits vorhanden sind, mehrfach zu verwenden. "
Ob Papier, Plastik oder Stoff: Detaillierte Informationen zu den Umweltverträglichkeiten der verschiedenen Taschentypen finden Sie z. B. auf den Seiten des Naturschutzbundes Deutschland oder der Deutschen Umwelthilfe. Auch das Umweltbundesamt informiert zum Thema Plastikmüll.
Viele Menschen geben sich bereits große Mühe mit der Müllentsorgung, vermeiden Einwegverpackungen oder engagieren sich anderweitig für den Umweltschutz. Jeder kann dazu beitragen, die Umwelt zu schonen, der Verzicht auf Plastiktüten ist ein guter Anfang.
Autor:Sabine Rindsfüsser aus Miltenberg |
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