Abschied von Sommer und Sonne
Gedanken zum September
Unverkennbar neigt sich jetzt im September das Naturjahr allmählich seiner großen Ruhe zu. Vielerorts bereitet sich schon jetzt Mutter Natur auf den Winter vor.
Die Zugvögel brechen gen Süden auf. Maus, Hamster und Eichhörnchen haben Vorkehrungen für die kalte, nahrungsarme Jahreszeit getroffen. Dachs und Igel sind gerade dabei, sich ein wärmendes Fettpolster für den Winter anzueignen.
Ausgedient haben bald die grünen Blätter mit ihren süßen, stärke- und fettreichen Stoffen: sie verfärben sich und fallen zu Boden. Jedoch meint dazu eine alte Bauernregel: „Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt.“
Herbstmonat
ist der mehr als tausendjährige deutsche Name des Septembers: „herbestmaonot“ (mittelhochdeutsch) bzw. „herbistmanot (althochdeutsch) ist bei unseren Altvorderen der Monat und die Zeit der Früchte, des Pflückens und der Ernte. Vor allem im süddeutschen Raum beginnt jetzt die Obst- und Traubenernte.
Der römische Monatsname September ist nur eine Zahl, eine Ordnungszahl, bei der die Ordnung längst nicht mehr stimmt, denn September heißt der Siebte. Wir bezeichnen aber mit September unseren neunten Monat. In dieser Ordnung nummerieren wir alle weiteren Monate bis zum Jahresende. Es ist die Erinnerung an den Anfang des alten Naturjahres im März, auch wenn wir gar nicht mehr daran denken.
Aus der Schulzeit kennen wir vielleicht noch die folgende Redewendung: „Ist der warme August gewichen, kommen die Herren mit dem R geschlichen.“ Der erste dieser „Herren“ ist jetzt der September. Von nun an bis zum nächsten April hat jeder Monat ein „R“ im Namen, dann folgen vier weiche Monate ohne das harte R: Mai- Juni- Juli – August. Das ist natürlich Zufall, aber ganz lustig. Denn wie macht der Mensch, wenn er friert? Brrrrrrrr-. So heißt es in einem alten Lesebuch der Grundschule.
Mit dem September beginnt auch wieder die Karpfensaison: im Bamberger Umland und im Aischgrund sind die so genannten Karpfenschmecker - Wochen angebrochen. Aber keine Torschlusspanik! Der hochrückige und beliebteste deutsche Speisefisch wird in allen Monaten, die ein „R“ in ihrem Namen tragen, in mehr als 20 verschiedenen Zubereitungsarten serviert, vor allem aber an Weihnachten und Silvester.
Den September nannten unsere Vorfahren auch den Holzmonat, weil man das Holz zu fällen begann, oder Scheiding, weil der Sommer und die Sonne scheiden, also Abschied nehmen: Wenn der Sommer dann langsam hinter den Kulissen der Wälder, Hecken und Stauden versinkt, blüht es nur noch in den Gärten. An die Stelle der strahlenden Sommerfarben sind nunmehr zunehmend gedeckte Herbstfarben gerückt.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.