„Kleine Geburten“ sind auch Geburten
Wie frühe Fehlgeburten Selbstbestimmt begleitet werden können
(jh) Statistisch gesehen, erleidet jede dritte Frau im Laufe ihres Kinderwunsches eine frühe Fehlgeburt. Das bedeutet, die Schwangerschaft endet vor der 12. Schwangerschaftswoche. In solchen Fällen kommt es entweder zu einer Abbruchblutung oder die Frauen werden sofort nach Diagnosestellung mit einer Überweisung für eine Ausschabung ins Krankenhaus geschickt. Oft ist es so, dass den betroffenen Frauen nicht erklärt wird, dass es nun mehrere Möglichkeiten gibt. Diese drei Optionen sind:
- abwarten
- abwarten mit medikamentöser Unterstützung
- chirurgischer Eingriff in der Klinik
Um in einem solchen Fall eine tragfähige Entscheidung treffen zu können, müssen Frauen alle Optionen kennen, die sie haben. Der Verlust des eigenen Kindes wiegt schwer, waren die Pläne doch andere. Gleichzeitig dann auch noch entscheiden zu müssen, wie es nun weiter geht ist oft eine Überforderung.
In der Trauerbegleitungspraxis gibt es immer wieder Frauen, die erst dort oder zu einem späteren Zeitpunkt erfahren, dass sie nicht unbedingt als erste Wahl in die Klinik hätten gehen müssen. Diese Erkenntnis macht es in der Bearbeitung der Trauer unglaublich schwer, denn die Frage nach dem „Was wäre gewesen wenn, ….“ lässt sich rückwirkend nicht mehr beantworten. Diese Frage wird zur Belastung.
Eine frühe Fehlgeburt kann selbstbestimmt gestaltet werden und trägt damit dazu bei, dass der seelische Schmerz, ausgelöst durch den Verlust des ungeborenen Kindes, besser bearbeitet werden kann. Dabei ist es wichtig, dass eine Entscheidung getroffen werden darf. Kein drängen, kein Angst machen, keine Hektik. Selbstbestimmt gestaltet heißt nicht automatisch, dass man sich für eine „kleine Geburt“ zu Hause entscheidet. Es heißt, dass man sich entscheidet und dann den Weg geht.
Dabei kann hilfreich sein, Rituale zu gestalten, die einen Abschied gestalten, sich zu überlegen, ob man eine eigene Bestattung wünscht, das Kind beim Standesamt eintragen lässt und das tut, was einem gut tut. Sich vorbereitet, Kraft tankt und dann den Weg geht.
Wie gut wäre es, wenn man in dieser Situation nicht allein gelassen wird, sondern jemand an der Seite hat, der hier unterstützen kann, die richtigen Fragen stellt und so dafür sorgt, dass die Selbstbestimmung und die Selbstwirksamkeit funktioniert. Hebammen können das sein, Doulas bieten eine derartige Unterstützung an und auch in der Trauerwerkstatt Miltenberg kann dieser Weg mitgegangen werden.
Auch im Nachgang wird dort angeboten am Erlebten zu arbeiten, eine Fehlgeburt einzuordnen und in einer Gruppe von Frauen mit einem ähnlichen Erleben zu neuer Kraft begleitet zu werden.
Wenn Sie willst, dass Ihr Schmerz anerkannt wird, Sie möchten, dass Sie von Ihrem Kind als Kind sprechen dürfen und Sie sich wünschen, dass die Trauer in dir zur Ruhe kommt, dann ist das Angebot „Sternchenzeit“ – Zeit für dich und sein Sternenkind vielleicht das Richtige. Das Programm startet am 5. September 2024 in Präsenz in der Trauerwerkstatt Miltenberg und beinhaltet drei Gruppentreffen mit vier Frauen und einem 1/1 Gespräch. Alle Termine finden kompakt innerhalb eines Monats statt. Im Oktober läuft das Programm online und ab dann immer im Wechsel.
Die Trauerbegleiterin, Sozialpädagogin und selbst betroffene Sternenkindmama Jenniffer Hartmann, begleitet Sie und die anderen Frauen wertfrei, offen und wertschätzend in der jeweiligen Situation.
Weitere Informationen, die anderen Termine und eine Anfragemöglichkeit finden Sie unter https://trauerwerkstatt-mil.de/workshops-kurse/
Autor:Jenniffer Hartmann aus Miltenberg |
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