Neues Konzept für Jugendhilfeplanung
14 Jahre lang stand Peter Winkler an der Spitze des Jugendamts am Landratsamt Miltenberg, ehe er Ende April auf eigenen Wunsch ausschied. Landrat Jens Marco Scherf bedankte sich in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses bei Winkler, der nun die Erziehungsberatung der Caritas leitet, für seine Arbeit. Das Jugendamt habe sich unter Winklers Leitung ständig konzeptionell weiterentwickelt, lobte Scherf. Winkler werde dem Jugendhilfeausschuss weiterhin als Vertreter der Erziehungsberatungsstelle angehören.
Scherf würdigte zudem die Arbeit von Winklers Vorgänger bei der Caritas, Dr. Stefan Schüßler, der über 30 Jahre lang im Präventionsausschuss des Landkreises saß. Schüßler sei ein Mensch, für den der Beruf Berufung gewesen sei, so Scherf. Er sei ein überaus kompetenter Ratgeber gewesen, mit dem eine stets konstruktive Zusammenarbeit möglich gewesen sei. Schüßler dankte seinerseits für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit über Jahrzehnte hinweg und wünschte dem Jugendhilfeausschuss weiterhin gute Arbeit. Einstimmig beschloss der Ausschuss anschließend die Bestellung von Karlheinz Paulus als Nachfolger von Thomas Gareus als Mitglied des Präventionsausschusses. Bis die Jugendamtsleitung neu besetzt ist, wird Stefan Adams kommissarisch für den Präventionsausschuss zuständig sein.
Landrat Scherf gab zudem bekannt, dass die Jugendamtsleitung intern und extern ausgeschrieben worden sei. Er kündigte ein „sehr gründliches Vorgehen ohne Zeitdruck“ an und erklärte, dass die ersten Vorstellungsgespräche stattfinden würden. Seit Anfang Mai sei Judith Appel mit der kommissarischen Leitung des Jugendamts beauftragt, Stellvertreter sei Wolfgang Leiblein. Auch Stefan Adams habe einige Aufgaben der Jugendamtsleitung übernommen.
Gerald Hodapp stellte dem Ausschuss die künftige Konzeptionierung der Jugendhilfeplanung im Landkreis vor. Die derzeitige Planung, die 1998, 2004 und 2008 nach klassischen Planungsansätzen erstellt worden sei, werde zunehmend kritisch gesehen, erklärte Hodapp. Deshalb habe man ein neues und innovatives Konzept gewählt, das dynamisch und bedarfsorientiert umgesetzt wird. Die Grundlage bildet demnach ein Fachausschuss Jugendhilfeplanung, der vom Jugendhilfeausschuss gebildet wird. Diesem gehören Vertreter der Fraktionen, der Kirchen, des Kreisjugendrings, der Jugendhilfeplaner, der Jugendamtsleiter sowie eine erfahrene Person aus dem Bereich der Jugendhilfe an. Diese Position soll nach einstimmigem Beschluss des Ausschusses Marcus Vogt übernehmen, der auf Maike Schmidt-Hartig folgt. Statt Thomas Gareus wird künftig Kreisrat Karlheinz Paulus im Fachausschuss sitzen, auch die Fachkraft für die integrierte Sozialplanung wird dem Ausschuss angehören. Der Fachausschuss erarbeitet Hodapp zufolge die übergeordneten Strategieziele für die jeweilige Legislaturperiode des Kreistags. Die Leitlinien werden dann im Jugendhilfeausschuss und im Kreistag beschlossen. Einmal pro Jahr werde der Fachausschuss zu einer Klausurtagung zusammenkommen und die Jahresplanung erarbeiten, diese anschließend mit dem Landrat abstimmen und dem Jugendhilfeausschuss zum Beschluss vorlegen. Unvorhersehbare Bedarfe würden kurzfristig in die Planungen eingefügt; Themen von geringerer Relevanz würden in die Folgequartale verschoben. Die Themenplanung des Vorjahrs soll jeweils in einer Klausurtagung unter die Lupe genommen, gegebenenfalls fortgeführt oder auf Folgejahre verschoben werden. Das neue Konzept basiere laut Hodapp auf einer dynamischen, bedarfsorientierten, partizipativen und projektorientierten Planung. Diesem neuen Planungsansatz stimmte der Jugendhilfeausschuss einstimmig zu.
Judith Appel (Jugendamt) gab dem Ausschuss einen Überblick über den Umgang des Jugendamts mit dem Kindeswohl. Das sei, so Landrat Jens Marco Scherf, „eine der anspruchsvollsten Aufgaben des Jugendamts“, ein komplexes Verfahren mit ständigem Abwägen. Appel listete einige Angebote der Jugendhilfe auf, die sich mit dem Kindeswohl befassen: Die Fachstelle für Familienangelegenheiten unterbreitet Angebote in Sachen Familienbildung, dazu kommen demnächst die Familienstützpunkte. Die Koordinierende Kinderschutzstelle, kurz KoKi, sei mit 1,5 Stellen besetzt und beinhalte im Wesentlichen die Netzwerkarbeit sowie die Erstellung von Angeboten für Fachkräfte und Eltern. Das Jugendamt halte zudem ein flächendeckendes Angebot an Jugendsozialarbeit vor. Ausführlich stellte Appel das Vorgehen des Jugendamts vor, wenn es auf Gefährdungen des Kindeswohls aufmerksam gemacht wird. In einem komplexen und standardisierten Verfahren werde in mehreren Schritten und unter Einschaltung von Fachteams ermittelt, ob die Vorwürfe berechtigt sind oder nicht. Ob ein Kind in Obhut genommen wird, werde gründlich geprüft, versicherte Appel. Im Jahr 2015 berichtete sie von 135 erfassten Meldungen, aufgrund derer insgesamt 87 unterschiedliche Maßnahmen ergriffen worden seien.
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