Neue Wege zur Gewinnung von Pflegeeltern
Wie im Jugendhilfeausschuss am Montag bekannt wurde, will der Landkreis Miltenberg mit einer Werbekampagne mehr Pflegeeltern gewinnen. Zurzeit leben im Landkreis 52 Kinder in 46 Pflegefamilien, die Zahl der Pflegeeltern reicht aber bei weitem nicht aus.
Christian Lieb und Alexandra Meister (Kinderpflegedienst) listeten ihre Bemühungen auf, über Presseartikel, Bücherausstellungen, Broschüren, Infoständen und Anschreiben geeignete Pflegepersonen zu gewinnen. Nun wolle man durch professionalisierte Werbung versuchen, neue Wege zu gehen. So habe man nicht nur ein neues Logo im modernen, attraktiven Design entwickeln lassen, vor allem im Internet wolle man nun dem geänderten Medienverhalten der Menschen Rechnung tragen. Onlinebanner etwa und Online-Werbung sollen Interessierte auf die Landratsamtsseite leiten. Eine neue Broschüre soll Nutzer von Printprodukten ansprechen. Im nächsten Jahr soll ein Film über Pflegefamilien mehr Menschen dazu animieren, Pflegekinder aufzunehmen.
Um die Kindertagespflege attraktiver zu gestalten, sagte der Jugendhilfeausschuss Ja zum Vorschlag der Verwaltung, Sonderförderungen zu gewähren. Derzeit habe man 15 Tagespflegepersonen mit 85 zu betreuenden Kindern im Landkreis, so Wolfgang Leiblein. Da der Stundensatz für jedes zu betreuende Kind zwischen 3,08 und 4,70 Euro liegt, tue man sich schwer, weitere Tagesmütter zu gewinnen. Diese Leistungen richteten sich nach Empfehlungen des Bayerischen Landkreistags und des Bayerischen Städtetags, informierte Leiblein. Sie setzen sich zusammen aus Anerkennungsbetrag, Sachaufwand und Qualifizierungszuschlag.
Hinzu komme die ganze oder teilweise Übernahme der Aufwendungen für Unfall-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Alterssicherung. Um die Tagesbetreuung finanziell attraktiver zu gestalten, habe man mehrere Vorschläge erarbeitet. Darunter fallen Leistungen für die Erstausstattung (einmalig 500 bis 750 Euro), Boni pro Kind von 20 Euro, maximal 240 Euro pro Jahr und Pflegestelle, Renovierungs- und Reparaturpauschale bei Verlängerung der Pflegeerlaubnis (alle fünf Jahre zwischen 250 und 400 Euro), Sonderleistungen (alle Ausgaben zum Erlangen der Pflegeerlaubnis, einmalig 220 Euro) und die Kostenerstattung für den Qualifizierungskurs (einmalig 200 Euro). Für den Landkreis dürften sich diese Mehrkosten pro Jahr auf 11.500 Euro summieren. Wie wichtig die Kindertagesbetreuung ist, erwies sich in der Klausurtagung des Begleitenden Ausschuss zur Jugendhilfeplanung: Hier wurde das Handlungsfeld für zwei Jahre als Schwerpunktthema der Jugendhilfeplanung für 2019 und 2020 erkoren.
Dass die Kommunale Jugendarbeit im vergangenen Jahr wieder viele Angebote unterbreitet hat, ließ sich den Worten von Simon Schuster entnehmen. Er berichtete unter anderem über Freizeitangebote (Kinderspielplatz, Abenteuerstadt), Präventionsangebote („Ohne Stress im Netz“, „Gemeinsam sind wir stark“), außerschulische Jugendbildung (erlebnispädagogische Schulung für ehrenamtliche Ferienbetreuer). Darüber hinaus habe man die Kooperation und Vernetzung vorangetrieben, zu Fragen der Jugendarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes beraten, Spielgeräte und Material verliehen und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die erfolgreichen Aktionen werde man 2020 erneut anbieten, aber auch neue Projekte umsetzen. Dazu zählte Schuster etwa die Prävention gegen Rassismus und Extremismus (Theaterpädagogik), geschlechtsspezifische Angebote sowie den Kinderstadtplan als Angebot zur politischen Partizipation von Kindern in Gemeinden. Kooperationen und Vernetzung stünden weiter auf dem Programm, sagte Schuster und verwies zudem auf zahlreiche Arbeitskreise und Gremienarbeit.
Im Bericht über den Kreisjugendring (KJR) zählte Vorsitzende Alison Wölfelschneider die wichtigsten Punkte aus der Frühjahrs- und der Herbstvollversammlung auf. Der Vorstand sei bestätigt worden, zudem wolle man die Anliegen von Fridays For Future unterstützen. Man habe ein jugendpolitisches Format zur Kommunalwahl entwickelt, in dem unter dem Titel „Aufgetischt“ die Landratskandidaten zum Kochen mit dem KJR eingeladen werden. Das Kochen wird moderiert und in den Sozialen Medien veröffentlicht. Dabei werde es um jugendpolitische Inhalte und Themen gehen, kündigte Wölfelschneider an. In der Herbstvollversammlung sei unter anderem beschlossen worden, die KJR-Geschäftsstelle bis 2012 so weit wie möglich klimaneutral zu gestalten.
Man wolle die Zuschussrichtlinien überarbeiten und den KJR hin zu einem Bildungs- und Servicedienstleister entwickeln – etwa in Bezug auf Referenten bei Fortbildungen der Jugendverbände.
Selbst werde man in Kooperation mit Partnern Seminare anbieten, beispielsweise zum Thema Cybermobbing und Alkoholprävention. Wölfelschneider warf nach dem Rückblick auf 2019 auch einen Blick auf weitere Vorhaben in 2020: So müsse man etwa den Datenschutz umsetzen und die Öffentlichkeitsarbeit verbessern.
Ursula Weimer und Katharina Kaufmann informierten über die Kindertagesbetreuung im Landkreis, die auf Bedarfsabfragen basierend den Kommunen Orientierungshilfen bietet. So gebe es in 19 Kommunen befristete Betriebserlaubnisse, 17 Kommunen hätten Fördermittel für bauliche Erweiterungen beantragt. In zwölf von 17 Kommunen, die erweitern wollen, übersteige bereits jetzt der Bedarf das Angebot. Zurzeit arbeite man an der Fortschreibung der Bestandserhebung, sagte Ursula Weimer. Daraus resultierten die Bedarfsanalyse und am Ende Handlungsempfehlungen zur Planung und zu konkreten Maßnahmen. Ein Forum zur gemeinsamen Bedarfsplanung der Kommunen und des Landkreises soll mit den Fachplanern vor Ort die künftige Zusammenarbeit weiterentwickeln und Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen.
Im Landkreis steht auch die Fortschreibung der Familienbildung im Rahmen des Förderprojekts „Strukturelle Weiterentwicklung der kommunalen Familienbildung und Einrichtung von Familienstützpunkten“ an, erläuterten Claudia Joos und Ursula Weimer. Um den Bestand zu erheben, habe man Kindertagesstätten, Schulen und Bildungsträger befragt sowie Experten interviewt. Ein Elternforum mit Eltern aus fast allen Schulformen habe vor kurzem viele interessante Aspekte gebracht, die eingearbeitet werden sollen. Die Erkenntnisse sollen dem Familienbildungsnetzwerk vorgestellt werden, anschließend dem Beratenden und Begleitenden Ausschuss zur Jugendhilfeplanung. Das daraus resultierende Konzept soll dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden. Nur wenn dieser zustimmt, ist eine weitere Förderung möglich.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.