Landkreis fördert Vermittlung von sozialem Wohnraum
Der Landkreis Miltenberg will sozial schwachen Bürgerinnen und Bürgern helfen, sozialen Wohnraum zu finden. Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales hat am Dienstag dem Kreistag einstimmig empfohlen, eine bei der Caritas angesiedelte Stelle zur Vermittlung von angemessenem Wohnraum zu fördern.
Dass es Probleme bei der Akquise und der Vermittlung von sozialem Wohnraum im Landkreis Miltenberg gibt, stellte Landrat Jens Marco Scherf fest. Eine Anlaufstelle für Vermieter und Wohnungssuchende sei notwendig, befand Scherf und wies auf ein erfolgreiches Modell hin, das sich im Landkreis Haßberge schon seit dem Jahr 2005 etabliert hat.
Laut Sozialamtsleiter Manfred Vill gibt es im Landkreis Miltenberg zurzeit 194 sogenannte Fehlbeleger – Flüchtlinge, die sich im Anerkennungsverfahren befinden und eigentlich aus der Erstaufnahme ausziehen und eigene Wohnungen beziehen müssten. Diese Personengruppe tue sich mit dem Finden neuer Wohnungen sehr schwer, sagte Vill und verwies darauf, dass dieses Problem auch andere Menschen ohne Migrationshintergrund trifft: Hartz-IV- und Sozialhilfebezieher, Wohngeldempfänger und auch Menschen in der Schuldnerberatung. All diesen Menschen müsse man Hilfestellung beim Bezug von „angemessenem Wohnraum“ bieten, sagte Vill. Darunter versteht man Wohnraum im Rahmen der vom Landkreis festgelegten Mietobergrenzen, die vor allem beim Bezug von Hartz IV maximal anerkannt werden. So darf eine Wohnung für Einzelpersonen maximal 50 Quadratmeter umfassen bei einer Kaltmiete von höchstens 300 Euro. Diese Werte steigern sich je nach Personenzahl: Eine vierköpfige Familie etwa bekommt vom Sozialamt höchstens 90 Quadratmeter bei einer Kaltmiete von 456 Euro bezahlt.
Sollte eine Stelle eingerichtet werden, müsste der oder die Stelleninhaberin unter anderem folgende Aufgaben übernehmen:
• Aktive Akquise von anmietbarem angemessenem Wohnraum
• Entgegennahme von Vermieter-Angeboten des genannten Mietpreissegments
• Angebote der Wohnbaugesellschaften einbeziehen
• Vermittlung an Wohnungssuchende des genannten Personenkreises
• Netzwerkarbeit (Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden / Gemeinden / Ehrenamtlichen / Beratungsstellen / Sozialleistungsträgern / Sozialpaten)
• Öffentlichkeitsarbeit
Die seit 2005 bei der Caritas im Landkreis Haßberge angesiedelte Stelle sei Vill zufolge zuletzt mit 15 Stunden pro Woche gefördert worden. Umgerechnet auf den einwohnerstärkeren Landkreis Miltenberg, erschien Vill ein Umfang von 25 Stunden angemessen. Die Ansiedlung bei der Caritas sei aus mehreren Gründen sinnvoll: Neben der dortigen Asylsozialberatung werde auch ein allgemeiner Sozialdienst angeboten, daneben auch die vom Landkreis geförderte Schuldnerberatung. Weitere Vorteile seien die Nähe des Caritasverbandes zu den Kirchengemeinden beider Konfessionen, zu vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden sowie das bei Caritas angesiedelte Sozialpatenprojekt des Jobcenters.
Diese Vorgehensweise und die Ansiedlung der Stelle bei der Caritas seien bei der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände einvernehmlich besprochen worden, blickte Vill zurück. Nur beim Caritasverband sei aufgrund der bestehenden Strukturen und Vernetzungen eine Umsetzung des Aufgabenkatalogs vorstellbar, so der Konsens.
Zu den finanziellen Folgen sagte Vill, dass eine solche Stelle pro Jahr rund 40.000 Euro kosten würde. Umgerechnet auf eine Stelle vom 1. Juni bis 31. Dezember 2016 würden auf den Kreis für sieben Monate Kosten von 25.000 Euro zukommen. Diese würden sich aus der Gesamtsumme (28.000 Euro) abzüglich eines zehnprozentigen Caritas-Eigenanteils errechnen.
Für Landrat Jens Marco Scherf geht von der Einrichtung einer solchen Stelle eine klare Botschaft aus. „Wer in Not ist, dem wird geholfen“, sagte er im Hinblick auf die zahlreichen Beratungs- und Hilfsangebote im Landkreis, die allen Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen – unabhängig von ihrem persönlichen Hintergrund. Dies gelte es zu kommunizieren, so der Landrat. Vor dem einstimmigen Empfehlungsbeschluss des Ausschusses wies stellvertretender Landrat Thomas Zöller auf das kommunale Wohnbauförderprogramm hin, das Bauherren sehr interessante Konditionen biete.
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